• 01.10.2009 06:56

  • von Adrian Sutil

Sutil-Kolumne: Vor der Rückkehr nach Japan

Adrian Sutil hat turbulente, aber sehr erfolgreiche Wochen hinter sich, und freut sich nun auf seinen ersten Formel-1-Grand-Prix in Suzuka

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Daumen hoch: Monza war der bisherige Höhepunkt meiner Formel-1-Karriere

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

das waren vielleicht ereignisreiche Wochen seit meiner letzten Kolumne! Zuerst unser starkes Wochenende in Spa, wo es für mich leider ein bisschen unglücklicher gelaufen ist als für Giancarlo, dann Giancarlos Wechsel zu Ferrari - und schließlich das Superwochenende in Monza mit dem besten Ergebnis meiner Karriere!

Auf so eine Gelegenheit warte ich schon mein ganzes Leben: einmal nicht hinterherzufahren, sondern das Material zu haben, um ganz vorne mitzufighten. Das macht einfach Spaß, denn darauf arbeitet jeder Formel-1-Pilot hin. Beinahe hätte es in Monza für die Pole-Position gereicht, im Rennen klappte es dann leider nicht ganz mit dem Podium. Aber sich nach einem vierten Platz in einem Force India zu ärgern, wäre wohl vermessen. Bei so einer Formkurve kann man glatt darüber nachdenken, auch nächstes Jahr in diesem Team zu bleiben!#w1#

Singapur: Höhenflug beendet

In Singapur war unser Höhenflug dann leider vorerst beendet. Ich hoffe, dass es nur ein Zwischentief war, denn die Streckencharakteristik kam unserem Auto, das bekanntlich gerade in Sachen Topspeed sehr konkurrenzfähig ist, einfach nicht entgegen. Letztendlich fehlte es uns an Grip. Wir waren konstant eine Sekunde zu langsam. In Singapur gibt es über 20 Kurven, da verliert man schnell mal eine Sekunde. Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken wie Spa oder Monza ist unser Auto hingegen sehr effizient.

Für viel Wirbel sorgte meine Kollision mit Nick Heidfeld. Ich steckte hinter Alguersuari fest und es war schwierig, ihn zu überholen. Er hat mich die ersten 20 Runden extrem aufgehalten. Irgendwo musste ich es probieren. Es hat nicht ganz gereicht. Um ihn nicht zu berühren, bin ich innen ein wenig zu stark auf den Randstein gefahren. Das Auto hat sich gedreht. Da kamen schon die anderen Autos. Es ging um einen halben Meter, als ich wieder leicht auf die Strecke gefahren bin. Nick ist mir dann über den Vorderreifen gefahren.


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Italien


Wir haben noch in der Nacht nach dem Rennen bei einem Bacardi-Cola in der Amber-Lounge darüber geredet. Es ist okay, die Sache ist für uns abgeschlossen. Da war genug Platz, um ein bisschen außen vorbeizufahren. Nick war auf der Ideallinie. Er hat gesagt, dass er den Unfall gesehen hat - und wenn man ihn sieht, besonders in einer solchen Position, dann fährt man halt ein bisschen weiter außen. Aber das passiert, es ist abgehakt. Die 20.000 US-Dollar Strafe muss ich zum Glück nicht selbst zahlen. So etwas übernimmt das Team.

Vorfreude auf Japan

Ich bin inzwischen schon in Japan, denn bereits dieses Wochenende fahren wir in Suzuka. Suzuka sollte wieder gut sein für uns. Dort streben wir natürlich Höheres an. Ich kenne die Strecke aus meiner Zeit in der Japanischen Formel 3 sehr gut. So sehr dürfte sie sich nicht verändert haben. Es mag vielleicht einen neuen Belag und eine neue Boxengasse geben, aber das Layout an sich ist geblieben. Die Anlagen waren schon etwas älter, von daher kam die Renovierung gerade recht.

Die Streckenführung ist einfach Wahnsinn! Suzuka ist superschön und eine meiner Lieblingsstrecken. Ich hatte dort schon einige tolle Formel-3-Rennen und auch sehr viel Spaß. Überhaupt freue ich mich auf die letzten drei Rennen. Das sind alles Strecken, wo ein guter Topspeed verlangt wird. Es braucht einen starken Motor und ein mittleres Abtriebsniveau. Singapur ist dagegen eine sehr spezielle Strecke - so ähnlich wie Monaco, nur eben doppelt so lang. Wenn es nicht passt und man überall etwas wenig Grip hat, dann summiert sich das, wie man gesehen hat.

Adrian Sutil und Nico Rosberg

Mit Japan verbinde ich besondere Erinnerungen, auch an den ersten Punkt Zoom

Das große Fragezeichen ist das Saisonfinale in Abu Dhabi. Ich war noch nicht dort und ich werde auch keine Zeit haben, vorher hinzufahren. Letztendlich muss sich jeder überraschen lassen. Vielleicht kann ich vorher im McLaren-Simulator ein wenig testen. Es wird bestimmt schwierig, aber es ist keine allzu schwierige Strecke, wenn ich mir das Layout anschaue. Sie sollte sehr, sehr gut asphaltiert sein, irgendwo zwischen dem Niveau von Valencia und Bahrain.

Lob für den Teamkollegen

Ein Wort möchte ich übrigens noch zu meinem neuen Teamkollegen Tonio Liuzzi verlieren. Sein Einstand in Monza hat mich wirklich beeindruckt. Wer gesehen hat, wie schwer es Luca Badoer im Ferrari gefallen ist, mitten in der Saison in die Formel 1 zu kommen, der muss vor Tonio den Hut ziehen. Aber in Monza geht es halt auch meistens geradeaus. In Singapur tat er sich dann doch etwas schwerer.

Man kann von jedem Fahrer etwas lernen. Natürlich ist für Tonio alles neu. Er muss die Strecken noch kennen lernen und logischerweise auch das Auto. Alle in der Formel 1 Beschäftigten wissen, wie schwierig es ist, alles hundertprozentig hinzukriegen. Ich kann trotzdem etwas von ihm lernen. In manchen Kurven macht er vielleicht etwas anders, das ist manchmal möglicherweise schneller. Da kann man sich schon etwas abschauen. Aber natürlich hoffe ich, dass ich ihn unterm Strich im Griff habe!

Vitantonio Liuzzi und Adrian Sutil

Mein neuer Teamkollege Tonio Liuzzi hat bei seinem Einstand viele überrascht Zoom

Jetzt also Suzuka. Wie geschrieben freue ich mich riesig auf das Wochenende. Ich habe ja früher in Japan gelebt und in Fuji 2007 zum ersten Mal einen WM-Punkt geholt. 2006 bin ich auch in Suzuka schon Formel 1 gefahren, damals als Freitagsfahrer unseres Vorgängerteams Midland. Hoffentlich drückt ihr mir wieder kräftig die Daumen, denn ein weiteres Punkteresultat in dieser Saison wäre schön - gerade in Japan!

Euer

Adrian Sutil

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