China: Schumacher gewinnt Regenrennen vor Alonso

Michael Schumacher feierte in Shanghai einen wichtigen Sieg vor Alonso und Fisichella - Heidfeld unglücklicher Siebenter - Gleichstand in der WM

(Motorsport-Total.com) - Genau wie gestern herrschten am heutigen Renntag in China widrige Wetterbedingungen, doch im Gegensatz zum Qualifying bot sich diesmal zwischen den beiden großen WM-Kontrahenten ein recht ausgeglichenes Kräfteverhältnis. Am Ende feierte Michael Schumacher nach 56 Runden auf dem 5,451 Kilometer langen 'Shanghai International Circuit' einen ganz wichtigen Sieg.

Titel-Bild zur News: Podium in China 2006

Michael Schumacher liegt nach seinem Sieg in der WM erstmals in Führung

Der Deutsche fuhr bei knapp über 20 Grad auf anfangs noch nasser Strecke, die dann gegen Rennende mehr und mehr abtrocknete, einen seiner beeindruckendsten Erfolge ein, schließlich war der Michelin bei derartigen Bedingungen an und für sich der stärkere Reifen. Schlussendlich rettete Schumacher im Ferrari zwar nur 3,1 Sekunden über die Ziellinie, doch damit übernahm er erstmals in dieser Saison - bei gleichem Punktestand - die WM-Führung.#w1#

Renault zu Beginn voll im Plansoll

Am Start lief für Renault zunächst noch alles wie am Schnürchen, setzte sich Fernando Alonso vor Giancarlo Fisichella durch. Auf Platz drei folgte Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) vor Jenson Button, Rubens Barrichello (beide Honda), Schumacher, Pedro de la Rosa (McLaren-Mercedes) und Scott Speed (Toro-Rosso-Cosworth), der in den ersten Runden gemeinsam mit seinem Teamkollegen Vitantonio Liuzzi überraschend in den Top 10 aufhorchen ließ.

Gleich zu Beginn setzte sich Alonso pro Runde um mehr als eine Sekunde von den Verfolgern ab, während ihn Fisichella vom stark fahrenden Räikkönen abschirmte. Die Strecke war zu diesem Zeitpunkt noch komplett nass, obwohl es nicht mehr regnete. Entsprechend gab es aufgrund der Bedingungen speziell im hart umkämpften Mittelfeld immer wieder Überholmanöver und packende Zweikämpfe.

Schumacher wurde immer schneller

In der neunten Runde begann Schumacher seine Aufholjagd, als er an Barrichello vorbeiging, während etwas weiter hinten David Coulthard (Red-Bull-Ferrari) mit seiner mutigen Einstoppstrategie Position um Position zurückfiel. Noch vor den ersten Boxenstopps schnappte sich dann Räikkönen Fisichella, Schumacher dahinter Button. Ungeachtet dessen baute Spitzenreiter Alonso seinen Vorsprung jedoch bequem auf mehr als 20 Sekunden aus.

Noch während der Phase der ersten Boxenstopps wurde Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) mit Robert Kubica im Schlepptau immer weiter nach vorne gespült. Der Deutsche fuhr ein perfektes Rennen, leistete sich keine Fehler, Kubica hingegen riskierte als Erster den Wechsel auf Trockenreifen und verlor damit alles. Nach nur einer eher experimentellen Runde holte sich der Pole wieder Intermediates ab.

Zwischendurch gab es immer wieder Dreher und Ausritte, allerdings nicht von den Topfavoriten. Gegen Rennmitte gewann der Grand Prix jedoch an Dramatik: Alonso büßte nach dem Wechsel der vorderen Intermediates auf einmal viel ein, konnte die Pace nicht mehr halten - wegen eines Problems mit dem Reifensatz, wie sich später herausstellte. Der Renault-Pilot musste Fisichella und Schumacher passieren lassen und erholte sich erst nach dem Wechsel auf Trockenreifen von diesem Rückschlag.

Pedro de la Rosa

Heute kam es bei Regen zu zahlreichen Drehern, hier von Pedro de la Rosa Zoom

Ralf Schumacher sorgte nur kurz für Wirbel

Schnellster Mann auf der Strecke war in jener Phase Ralf Schumacher (Toyota), der genau wie sein Teamkollege Jarno Trulli in aussichtsloser Position liegend an die Box kommen und aufgeben musste. Vermuteter Ausfallgrund: Öldruckverlust. Neben den beiden Toyota-Piloten sahen auch Felipe Massa (Ferrari), der von David Coulthard (Red-Bull-Ferrari) angeschoben wurde, Tiago Monteiro (MF1-Toyota) und Räikkönen keine Zielflagge.

Für Schumacher begann es richtig zu laufen, als Fisichella später als er an die Box kam, zunächst weiterhin ein paar Wagenlängen Vorsprung hatte, aber gleich in der Schneckenkurve einen Fehler beging und den Deutschen somit durchlassen musste. In der Folge lieferte der siebenfache Weltmeister an der Spitze ein problemloses Rennen ab, auch wenn sein Vorsprung bis zum Schluss auf 3,1 Sekunden zusammenschrumpfte.

Dieser knappe Abstand kam letztendlich nur zustande, weil Alonso mit dem letzten Reifensatz wieder der klar schnellste Mann auf der Strecke war und eine schnellste Rennrunde nach der anderen drehte. Der Spanier wurde also Zweiter vor Fisichella, verlor damit aber erstmals in dieser entscheidenden Phase der Saison die Führung in der Weltmeisterschaft - bei Punktegleichheit liegt Schumacher nun wegen seiner sieben Siege vorne.

Pechvogel Heidfeld fand keinen Platz

Turbulent ging es in der letzten Runde im Kampf um Platz vier zu, den Heidfeld schon in der Tasche zu haben schien: Der BMW Sauber F1 Team Pilot wurde am Ende der langen Geraden von Button unter Druck gesetzt, fand wegen einiger Nachzügler keinen Platz zum Blockieren, wurde zu allem Überdruss auch noch von Barrichello angeschoben - Button gewann den Fight somit vor de la Rosa, Barrichello, Heidfeld und Mark Webber (Williams-Cosworth).

Nico Rosberg (Williams-Cosworth) fiel nur zu Beginn während seines Duells gegen Coulthard auf, das er gleich mehrmals gewinnen musste, blieb ansonsten aber farblos und beendete den 16. von 18 WM-Läufen an elfter Stelle. Red-Bull-Ferrari-Debütant Robert Doornbos, der schon nach einer Runde zu einem Reparaturstopp an die Box kommen musste, sicherte sich Position zwölf; insgesamt sahen 17 Fahrer die Zielflagge.

Michael Schumacher überholt Giancarlo Fisichella

Michael Schumacher bei seinem Manöver gegen Giancarlo Fisichella Zoom

In der Weltmeisterschaft steht es zwischen Schumacher und Alonso nun 116:116, Fisichella (63) ist Dritter vor Massa (62) und Räikkönen (57). Einen Führungswechsel gab es auch bei den Konstrukteuren: Renault liegt zwei Rennen vor Schluss einen Zähler vor Ferrari, womit in Japan und Suzuka für unglaubliche Spannung gesorgt ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es nun einen Titelshowdown in São Paulo geben.