• 31.05.2006 12:18

  • von Adrian Meier

Moss: "Seine Reputation ist für lange Zeit beeinträchtigt"

Der frühere Formel-1-Pilot Stirling Moss will sich kein endgültiges Urteil über Michael Schumachers Straßenblockade erlauben - nur wenige Zwischenfälle

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn wohl nie endgültig geklärt werden wird, ob die Streckenblockade Michael Schumachers in Monaco Absicht oder doch ein Fahrfehler war, polarisierte das Manöver und die nachfolgende Bestrafung Fachwelt und Fans gleichermaßen. Auch der frühere Formel-1-Pilot Stirling Moss wunderte sich über den Vorfall, wollte sich jedoch nicht endgültig festlegen, ob der siebenfache Weltmeister die Strecke absichtlich blockierte.

Titel-Bild zur News: Stirling Moss

Stirling Moss vermutet, dass Michael Schumachers Ruf in Monaco gelitten hat

"Ich war sehr enttäuscht von den Vorkommnissen rund um Michael Schumacher in der Qualifikation, aber ich kann nicht sagen, ob er unschuldig ist oder nicht", schrieb der Brite in seiner 'Crash.net'-Kolumne. "Sicherlich sieht der Fall eindeutig aus, und alle Indizien deuten darauf hin, dass er schuldig ist, aber ich war in keinem der Meetings mit den Rennkommissaren dabei und kenne all die Beweise nicht", meinte Moss.#w1#

Schadet die Aktion Schumachers Ruf?

Er könne daher keine definitive Antwort auf die Frage nach einem absichtlichen Manöver geben, sondern lediglich seine eigene Meinung sagen. "Aber der Fall ist eigentlich zu ernst, um das zu tun." Unabhängig davon, ob der siebenmalige Weltmeister mit Absicht gehandelt hat oder nicht, hält Moss die Folgen für unausweichlich: "Egal ob schuldig oder unschuldig, für ihn ist das auf jeden Fall eine sehr dumme Sache, etwas, das seine Reputation für lange Zeit beeinträchtigen wird."

"Egal ob schuldig oder unschuldig, für ihn ist das auf jeden Fall eine sehr dumme Sache." Stirling Moss

Ähnlich schmutzige Manöver und Tricks - sollte es denn einer gewesen sein - hätten in der Königsklasse des Motorsports schon immer existiert, doch "es wäre schon ein ganz spezieller schmutziger Trick. Aber eben auch ein sehr cleverer, wenn es denn funktioniert hätte." Der frühere Formel-1-Pilot wunderte sich jedoch, dass der Ferrari-Pilot nicht noch einen Schritt weitergegangen ist.

Alonso hätte ohnehin gewonnen

"Wenn er wirklich versuchen wollte, das Auto dort unbeweglich abzustellen, dann hätte ich gedacht, dass er schneller um die Kurve fahren und die Mauer wesentlich härter treffen würde, um das Auto etwas zu beschädigen", beschrieb Moss. Dann hätte Schumacher seiner Meinung nach einfach aussteigen und von einem Fahrfehler sprechen können, ohne dass über ein absichtliches Manöver diskutiert worden wäre.

Der Brite ging übrigens nicht davon aus, dass das Rennen ohne einer Bestrafung Schumachers einen anderen Verlauf genommen hätte: "Ich denke, dass Fernando Alonso das Rennen ohnehin gewonnen hätte." Lediglich das Duell der Kontrahenten habe man durch die Rückversetzung des Deutschen nicht erleben können. Schumacher habe sich jedoch von seiner Startposition aus gut geschlagen und bewiesen, dass man auch in den engen Straßen Monacos durchaus überholen kann, auch wenn er lediglich gezeigt habe, "Leute überholen zu können, die mit dem Kampf um die Spitze nichts zu tun haben", schränkte Moss ein.

"Ich denke, dass Fernando Alonso das Rennen ohnehin gewonnen hätte." Stirling Moss

Nur wenige Unfälle

Überrascht war der Brite jedoch von den wenigen Unfällen im gesamten Rennen, nachdem lediglich die beiden MF1-Racing-Piloten am Start aneinander geraten waren: "Wenn die Fahrer die Strecke respektieren müssen, dann schaffen sie das offensichtlich auch", freute sich Moss. Daher sollte man seiner Meinung nach alle Schikanen, die man in Monaco in den vergangenen Jahren immer großzügiger angelegt und lediglich mit Randsteinen markiert hat, wieder mit richtigen Streckenbegrenzungen versehen.

"Eine Schikane, die man halb überfährt, ist Schwachsinn. Und man konnte viele Leute sehen, die halb oder sogar ganz darüber gefahren sind." Enge Mauern und Leitplanken würden laut Moss wieder mehr Präzision von den Piloten fordern: "Ohne Zweifel ist Monaco eine Strecke, auf der man Präzision benötigt, daher kann ich nicht verstehen, warum sie die Schikane derart erweitert haben."

"Eine Schikane, die man halb überfährt, ist Schwachsinn." Stirling Moss

Nachdem Alonso im Fürstentum "wie ein Weltmeister" gefahren sei und sich den Sieg gesichert hat, ging Moss abschließend davon aus, dass der Spanier auch beim nächsten Rennen in Silverstone triumphieren wird. Interessant wird dann jedoch zu beobachten sein, "wie sich Michael verhält, und wie sehr ihn die ganze Öffentlichkeit beeinträchtigt".