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  • 18.05.2006 11:51

  • von Adrian Meier

Moss: "Es war langweilig"

Der frühere Formel-1-Pilot findet, dass die Grands Prix derzeit nicht aufregend sind und fordert schwierigere Strecken und schwerer kontrollierbare Autos

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Spanien brachte für die vielen Fans von Lokalmatador Fernando Alonso zwar ein gutes Ergebnis, jedoch verlief das Rennen selbst relativ ereignislos. Im Kampf um den Sieg konnte sich Alonso bereits zu Beginn von seinen Verfolgern absetzen, doch auch hinter dem Spanier fanden die meisten Positionswechsel durch unterschiedliche Taktiken der Piloten und Teams statt.

Titel-Bild zur News: Stirling Moss

Stirling Moss hadert mit dem derzeitgen Mangel an Überholmanövern

"So wie wir das bereits in Imola und am Nürburgring hatten, war das Ergebnis des Grand Prix von Spanien für die Fans perfekt, auch wenn das Rennen selbst kein wirkliches Spektakel war", meint der frühere Formel-1-Pilot Stirling Moss in seiner 'Crash.net'-Kolumne. "Es war nicht aufregend. In der Tat würde ich sogar so weit gehen, zu sagen, dass es langweilig war", findet der Brite klare Worte.#w1#

Mauern statt Kerbs?

Bereits nach dem vorangegangenen Rennen in der Eifel hatte Moss den Trend zu immer mehr von taktischen Manövern geprägten Grands Prix angeprangert. Warum es in Barcelona erneut nahezu keine Überholmanöver zu sehen gab, hat laut dem Briten mehrere Gründe: "Diese moderne Art Kurs fördert das nicht, und auch die Autos an sich sind nicht derart designt, Überholmanöver zu erleichtern. Außerdem testen die Teams in Barcelona so viel, dass alle Autos für diese spezielle Strecke sehr stark optimiert sind."

Der frühere Pilot in der Königsklasse des Motorsports würde sich daher zunächst wieder schwierigere Strecken wünschen: "Durch die enormen Bemühungen für die Verbesserung der Sicherheit können die Streckenarchitekten keine Passagen einbauen, die den Kurs schwerer machen würden. Wenn man zum Beispiel anstatt der Kerbs Mauern hätte, dann würde dies das Fahren schwieriger gestalten, und die Piloten müssten wesentlich präziser vorgehen."

"Wenn man zum Beispiel anstatt der Kerbs Mauern hätte, müssten die Piloten wesentlich präziser vorgehen." Stirling Moss

Es gebe zwar beispielsweise mit Spa-Francorchamps in Belgien auch schöne moderne Strecken im Kalender, jedoch könne man leider "nicht einfach plötzlich die Strecken schwieriger gestalten", da die Autos auf die derzeitigen Kurse angewiesen seien und nicht mehr beispielsweise auf abgesperrten öffentlichen Straßen ohne spezielle Vorbereitungen ein Rennen bestreiten könnten.

Aerodynamik der Autos ist zu empfindlich

Darüber hinaus tun sich die Fahrer in den aktuellen Formel-1-Boliden schwer, einem Gegner im direkten Windschatten zu folgen: "Wir wollen mehr Überholvorgänge sehen, aber es ist sehr schwierig für den Hinterherfahrenden, dem Vordermann zu folgen. Das war zwar schon immer der Fall, aber die heutigen Kurse erschweren das Fahren im Windschatten zusätzlich."

Da die Formel-1-Autos aerodynamisch extrem ausgefeilt, aber auch dementsprechend anfällig sind, und der aerodynamische Grip eine wesentliche Rolle spielt, bekommen die Fahrer beim dichten Hinterherfahren vor allem in schnellen Kurven Schwierigkeiten. "Ich persönlich bin komplett gegen Flügel", hat Moss einen radikalen Vorschlag, um die Abhängigkeit der Boliden von der Aerodynamik zu reduzieren.

"Ich persönlich bin komplett gegen Flügel." Stirling Moss

"Ich würde lieber ein flügelloses Auto sehen, das schwieriger zu Fahren und für uns Fans wesentlich aufregender wäre. Auch für die Fahrer wäre das interessanter, aber das wird genauso wenig passieren wie ein Umbau der Strecken", glaubt der Brite nicht daran, dass seine Ideen umgesetzt werden.

Zu viele elektronische Fahrhilfen

"Es arbeiten Leute an der Verbesserung des Spektakels der Rennen, die wesentlich cleverer sind als ich, aber ich denke, dass wir alle das gleiche Ziel vor Augen haben", hofft er, dass die Grands Prix bald wieder spannender werden. "Jeder will diesen Sport wieder aufregender haben, aber das ist schwer zu erreichen, wenn die Autos so komplex sind und man derart viele Fahrhilfen hat", spricht er einen weiteren Bereich der modernen Boliden an, der ihm ein Dorn im Auge ist.

"Jeder will diesen Sport wieder aufregender haben, aber das ist schwer zu erreichen, wenn die Autos so komplex sind." Stirling Moss

"So wie es jetzt ist, ist der Anteil, den der Fahrer - auch wenn er so gut ist wie Alonso - einbringen kann, von all den Dingen, die ihm abgenommen werden, limitiert." Heutzutage hätten vor allem die elektronischen Fahrhilfen einen sehr großen Einfluss. Mit schwieriger zu kontrollierenden Autos ohne diese Hilfsmittel könnte jedoch das Spektakel der Formel-1-Rennen ebenso verbessert werden, wie Moss abschließend erklärt.

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