"War ein Märchen": Wieso bei Sim-Racer Heinemann nach Traumstart wenig ging

Nach dem Debüt DTM-Leader, danach nie in den Top 10: Wieso Tim Heinemann nicht an die Sensation anschließen konnte und wie er seine erste DTM-Saison analysiert

(Motorsport-Total.com) - Beim Saisonauftakt in Oschersleben sorgte Debütant Tim Heinemann für eine Sensation, als er nach zwei Podestplätzen mit dem brandneuen Porsche 911 GT3 R die DTM-Wertung anführte. Danach blieb ein zwölfter Platz beim Nürburgring-Regenrennen das Saison-Highlight. Warum ging für den 26-jährigen Sim-Racer und sein Toksport-WRT-Team nach dem Raketenstart nicht mehr viel?

Titel-Bild zur News: Tim Heinemann

Mitten im Feld: Nach der DTM-Führung fuhr Heinemann nicht mehr in die Top 10 Zoom

"Wir waren in Oschersleben testen", erklärt Heinemann im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Andere auch, aber am ersten Rennwochenende gab es niemanden, der einen Erfahrungsvorsprung hatte, weil es gerade für die Porsche-Teams neu war. Alle wurden ins kalte Wasser geworfen - und darauf konnten wir sehr gut reagieren und mit Bauchgefühl ein gutes Ergebnis erzielen."

Warum die Schere danach im Porsche-Lager immer weiter auseinanderging und Manthey EMA den Titel holte, während Toksport WRT nicht mehr in die Top 10 fuhr? "Ich würde nicht sagen, dass wir danach einen schlechteren Job gemacht haben", so Heinemann. "Aber andere waren in der Lage, einfach mehrere Schritte zu machen als wir. Auch weil wir vielleicht weniger getestet haben als andere Teams."

Warum Toksport WRT nicht richtig mithalten konnte

Durch die mangelnden Tests habe man "weniger probieren und analysieren können", stellt Heinemann klar. Zudem haben er und sein Team mit der DTM Neuland betreten. "Für das Team ist es genauso schwierig wie für den Fahrer, wo hinzukommen und sich dann während der Saison zu entwickeln. Vor allem, weil Toksport ein gutes Team ist, aber nicht unendlich Ressourcen zur Verfügung hat".

In Anbetracht der Möglichkeiten "glaube ich, dass wir aus unserem Paket das Maximum herausgeholt haben". Der Fichtenberger landete in der vergangenen Saison mit 50 Punkten auf Platz 18 - und zeigt sich grundsätzlich mit dem Debütjahr "zufrieden", auch wenn die Erwartungshaltung nach dem ersten Wochenende deutlich höher war.

"Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir uns nach Oschersleben etwas länger hätten vorne halten können", sagt er selbst. "Aber das war ein Märchen und eher unrealistisch, dass es so weitergeht." Stattdessen habe er sich vor der Saison als Ziel gesetzt, es auf das Podest zu schaffen und "konstant in die Punkte" zu fahren. Beides sei gelungen.

Tim Heinemann

Tim Heinemann musste sich selbst erst in der DTM zurechtfinden Zoom

Heinemann selbstkritisch: "Leaderrolle fehlt mir noch"

Abgesehen davon habe er auch im Vergleich zu seinen erfahreneren Teamkollegen Christian Engelhart und Marvin Dienst "für meine erste GT3-Saison einen ganz guten Job gemacht", sagt er. Engelhart siegte in Oschersleben, holte aber danach im Toksport-WRT-Porsche bis zur Trennung bei Saisonmitte nur noch vier Punkte. Nachfolger Marvin Dienst gelangen an vier Wochenenden auch nur elf Punkte.

Das bedeutet nicht, dass der zweimalige DTM-Trophy-Champion bei sich selbst kein Verbesserungspotenzial sehe. "Was mir aktuell noch fehlt, ist die Erfahrung, das Team und meine Ingenieure zu steuern und richtig rüberzubringen, was ich will", sagt Heinemann über die Set-up-Arbeit mit dem Team. "Ich beschreibe schon richtig, wie ich mich fühle, aber diese Leaderrolle fehlt mir persönlich noch."

"War für mich neu, Fahrstil für ein, zwei Kurven umzustellen"

Das habe sich aber im Laufe der Saison verbessert. "In Oschersleben hat es mich gerettet, dass mein Fahrstil und die Strecke sehr gut harmoniert haben", sagt er. "Auf anderen Strecken wie Zandvoort musste ich meinen Fahrstil erst mal umstellen. Das kannte ich aus dem GT4 nicht, wo man nicht so sehr in die Details reinarbeitet. Es war für mich neu, den Fahrstil für ein, zwei Kurven umzustellen. Das musste ich lernen. Deswegen hat es nicht auf Anhieb gefruchtet."

Aber auch allgemein habe er sich bei der Arbeit mit den Ingenieuren "ab und zu für die falsche Richtung entschieden - und darunter hat dann die Performance gelitten", gibt Heinemann zu. "Ich glaube, das ist normal in der DTM, weil sich hier auch viele erfahrene, gestandene Fahrer schwertun."

Dafür habe er sich in seinem ersten DTM-Jahr nicht nur auf der Strecke, sondern auch neben der Strecke weiterentwickelt. "Wenn man als Fahrer gute Laune hat, sind auch die Mechaniker gut gelaunt - und umgekehrt", ist ihm bewusst, dass die Stimmung in der Box einen Unterschied macht.

Zu viel Fannähe bei Heinemann?

Zudem sei ihm bewusst geworden, wie wichtig das Zeitmanagement in einer Serie wie der DTM ist, in der auch Fans und Medien eine wichtige Rolle spielen. Denn Heinemann wollte sich in seinem ersten DTM-Jahr mit Sponsor und Arbeitgeber KW Automotive besonders zugänglich zeigen und forderte zwischen den Sessions die Fans im Rennsimulator heraus und beantwortete danach Fragen.

"Am Anfang der Saison haben wir dafür eine Stunde eingeplant", sagt er. "Und nach einem Rennwochenende habe ich gemerkt, dass das viel zu viel ist. Ich hatte gar keine Zeit, zum Mittagessen zu gehen. Dann hatten wir auch noch den Pitwalk, die Autogrammstunde. Das war too much."

Später kürzte man die Session auf eine halbe Stunde pro Tag. Der Kontakt mit den Fans mache ihm zwar Spaß, er brauche aber auch "diesen Freiraum und diese Ruhe für mich, um mich konzentrieren zu können".

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26.-28. April

1. Qualifying Sa. 09:55 Uhr
1. Rennen Sa. 13:30 Uhr
2. Qualifying So. 9:55 Uhr
2. Rennen LIVE So. 13:30 Uhr

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