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Rockenfeller und die Umstellung zwischen DTM und Le Mans

DTM-Champion Mike Rockenfeller erklärt, warum ihm der jahrelange Sprung zwischen DTM und Le Mans vergleichsweise leicht fiel

(Motorsport-Total.com) - Augusto Farfus, Andy Priaulx, Joey Hand - DTM-Piloten, die zudem bereits Erfahrung bei den 24 Stunden von Le Mans gesammelt haben. Der erfahrenste "Doppelstarter" dieser Art ist jedoch Mike Rockenfeller. Der DTM-Champion der abgelaufenen Saison blickt bereits auf acht Le-Mans-Starts zurück.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller holte mit Audi den Le-Mans-Sieg und den DTM-Titel Zoom

In den Jahren 2004 und 2005 startete Rockenfeller für Porsche in Le Mans. In den Jahren 2007 bis 2012 fuhr "Rocky" den 24-Stunden-Klassiker an der Sarthe für Joest-Audi. Parallel dazu war er für die Audi-Teams Rosberg (2007 bis 2009), Abt (2011) und Phoenix (2010 sowie 2012) auf Vollzeitbasis in der DTM am Start. In diesem Jahr fuhr Rockenfeller erstmals seit 2006 nicht in Le Mans. Hatte dies einen Einfluss auf seine DTM-Ergebnisse? Man könnte es vermuten, schließlich krönte sich der langjährige Audi-Fahrer in der Saison 2013 erstmals zum DTM-Champion.

"Wenn man sich die Saison anschaut, könnte man daraus ableiten, dass es einen relativ großen Einfluss hat", meint Rockenfeller angesprochen auf die Tatsache, das 24-Stunden-Rennen in diesem Jahr nicht bestritten zu haben, fügt jedoch an: "Da wäre ich vorsichtig. Ich glaub, das muss man immer differenziert sehen. Im vergangenen Jahr hatten wir in der DTM einfach nicht das Paket. Deswegen war auch für mich nicht viel mehr möglich." Zur Erinnerung: Die DTM-Saison 2012 beendete "Rocky" sieglos auf dem vierten Gesamtrang.

Richtige Vorbereitung das A und O

"Ich glaube, was wirklich entscheidend ist, wenn man zwei verschiedene Sachen macht: Dass man die beide auch richtig machen kann", sagt der Audi-Pilot in Bezug auf ein Doppelprogramm DTM/Le Mans und präzisiert: "Es kommt darauf an, mit einer guten Vorbereitung, mit vielen Testkilometern anzutreten. Nur mal eben nach Le Mans kommen, einsteigen und denken, man ist auf dem Niveau der anderen - das ist heutzutage nicht mehr möglich."

Romain Dumas, Mike Rockenfeller

Le-Mans-Sieg 2010: Rockenfeller jubelt mit Romain Dumas und Timo Bernhard Zoom

In diesem Zusammenhang spricht Rockenfeller einen weiteren, entscheidenden Punkt an: "Ich hatte ja immer zwei Teams, mit denen ich gearbeitet habe. Du bist dann eigentlich nirgendwo so richtig da, weil du ja auch wieder weg bist." In diesem Jahr sah die Sache anders aus. Der langjährige Audi-Pilot konzentrierte sich voll und ganz auf die DTM. Der Erfolg in Form des Titelgewinns gibt ihm recht.

Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass die 24 Stunden von Le Mans 2014 wieder ohne Rockenfeller über die Bühne gehen werden. "Ich würde natürlich gerne beides machen, wenn die Möglichkeit da wäre. Letzten Endes ist das aber eine Entscheidung, die Audi trifft. Es ist ja nicht so, dass wir als Fahrer uns das alles raussuchen können. Es muss alles zusammenpassen", so der Le-Mans-Sieger von 2010 und DTM-Champion von 2013.

DTM vs. Langstrecke: Gass erkennt große Unterschiede

Audis DTM-Rennleiter Dieter Gass ergänzt: "Natürlich haben auch wir uns im Laufe der Saison so unsere Gedanken gemacht. Wenn man von einem Le-Mans-Prototypen auf ein DTM-Auto umschaltet, dann hat man am DTM-Wochenende fast keine Zeit, sich einzuschießen. Man muss aber spätestens im Qualifying hundertprozentig da sein. Damit meine ich, dass wirklich bis auf die letzte Hundertstelsekunde alles stimmen muss. Sonst hat im Qualifying schon das Rennen verloren."

"Wenn man umschaltet, dann hat man am DTM-Wochenende fast keine Zeit, sich einzuschießen." Audi-DTM-Rennleiter Dieter Gass

"Diese Situation ist halt im Sportwagen ganz anders", fährt Gass fort. "Da ist das Qualifying absolut sekundär Es kommt darauf an, dass man über die Distanz eine sehr gute und konstante, aber vielleicht nicht hundertprozentig im Detail perfekte, Leistung abliefern kann. Das soll jetzt keine Wertung sein, aber: Das Timing auf die Hundertstelsekunde im Qualifying ist in der DTM doch sehr entscheidend. Ich glaube, das ist das Schwierige beim Umstieg."

Rockenfeller: Alles halb so wild...

Rockenfeller allerdings teilt die Ansicht des Audi-Rennleiters nur bedingt. "Ein DTM-Auto ist für mich einfacher an das Performance-Limit zu bringen als ein Sportwagen. Das DTM-Auto ist relativ einfach zu fahren, weil es gut balanciert ist. Ein Sportwagen ist das zwar auch, aber das ist halt nochmal was anderes." Der Le-Mans-Sieger und DTM-Champion stimmt Rennleiter Gass aber insofern zu, indem er unterstreicht: "Das Entscheidende ist: Im Qualifying muss in der DTM alles passen. Da ist die kleinste Kleinigkeit entscheidend."

So kommt Rockenfeller beim Vergleich des DTM-Autos und des LMP1-Prototypen von Audi zum Schluss: "Die Autos sind gar nicht soweit voneinander entfernt wie man vielleicht denkt, gerade was die Bremsperformance und so weiter angeht. Ich habe ja ein paar Jahre lang beides machen dürfen und habe den Umstieg nie als besonders schwierig empfunden. Ich glaube, das Entscheidende ist: Wenn man regelmäßig beides fährt, dann fällt es einem als Fahrer relativ leicht. Wenn man eine der beiden Sachen monatelang nicht macht, dann ist es schwierig." Noch hat sich Audi nicht entschieden, wo sich Rockenfeller in der Saison 2014 austoben darf.

Mike Rockenfeller

Beim Bremsen erkennt "Rocky" keine großen Unterschiede Zoom