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  • 05.10.2013 14:47

  • von Dominik Sharaf

Rockenfeller und die Qual der Wahl: Schluss mit DTM?

Champion vor ungewisser Zukunft: Ein Wechsel in die Le-Mans-Szene reizt Rockenfeller wie die Herausforderung DTM, ein Mittelweg ist verteufelt schwierig

(Motorsport-Total.com) - Mike Rockenfeller hat in der DTM alles erreicht und kann sich in der kommenden Saison ruhigen Gewissens neuen Aufgaben zuwenden. Das ist eine Sichtweise auf die Karriere des Audi-Piloten, der am Wochenende in Zandvoort den ersten Tourenwagen-Titel seiner Laufbahn eintütete. Die andere: Rockenfeller hat seine Domäne gefunden und täte gut daran, im Jahr 2014 an Ort und Stelle weiterzumachen. Es lockt die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) mitsamt Le-Mans-Rückkehr.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Rockenfeller wird sich in den kommenden Wochen intensiv Gedanken machen Zoom

Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zeigt sich der 29-Jährige unentschlossen. Auch, weil er sich mit seinem kürzlich verlängerten Audi-Vertrag an einen Hersteller gebunden hat, der ihm beide Optionen eröffnet. "Ich kann noch nicht sagen, was ich mir wünsche. Es ist nicht alleine meine Entscheidung", bemerkt Rockenfeller. Es dürfte Gesprächsbedarf mit Motorsport-Chef Wolfgang Ullrich und DTM-Rennleiter Dieter Gass bestehen: "Da gehört auch noch mein Chef dazu", weiß der Pfälzer, der 2008 die Le-Mans-Series gewann und 2010 bei den 24 Stunden an der Sarthe triumphierte.

Gass, ebenfalls in beiden Szenen verwurzelt, hält sich bedeckt. Einen kniffligen Mittelweg, wie ihn Rockefeller schon in der Vergangenheit zu praktizieren versuchte, sieht Gass - von 'Motorsport-Total.com' auf einen Wechsel in den LMP1-Boliden angesprochen - äußerst skeptisch: "Ich würde mich nicht dafür aussprechen, wenn er parallel noch DTM fährt." Die erfolgreiche Saison 2013, in die sein Pilot mit einem klaren Bekenntnis zur Tourenwagen-Serie startete, sei der beste Beweis dafür. Auch Rockenfeller selbst hatte die volle Konzentration auf ein Business einen Erfolgsfaktor genannt.

Gefährlicher Spagat

Ernst Moser ist hingegen nicht der Meinung, dass sich WEC und DTM gegenseitig ausschließen würden: "Ich glaube, er ist Profi genug, dass er beides kann. Man muss aber vorher die Kalender anschauen", meint der Phoenix-Teamchef und erklärt sich mit dem waghalsigen Spagat unter bestimmten Voraussetzungen einverstanden: "Sollte der Fokus auf der DTM bleiben und die Vorbereitungsrennen für Le Mans gut liegen, dann habe ich nichts dagegen." Natürlich will Moser den konstantesten Piloten im Feld nicht so einfach ziehen lassen. Ist ein halber Rockenfeller besser als gar keiner?

Ein Springen von Auto zu Auto an einem Wochenende, wie es Rockenfeller 2013 für die 24 Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife praktizierte, würde der Phoenix-Boss auf dauerhafter Basis nur sehr ungern sehen. "Dann wäre das eher ein Nachteil, denn diese Autos sind einfach so unterschiedlich", warnt er und verweist auf die Leistungsdichte in der DTM: "Es zählen diese Hundertstelsekunden, die Platz eins von Platz zehn trennen. Da darf man normalerweise keinen Kompromiss eingehen." Allerdings zeichnet sich nicht ab, welche der Motorsport-Welten aktuell in der Gunst Rockenfellers weiter oben rangiert.


Fotostrecke: So jubelt der DTM-Champion 2013

Welchen Reiz hat die DTM noch?

Über die WEC meint er einerseits: "Was ich mag: Es ist ein toller Teamsport, die Autos sind faszinierend zu fahren." Um gleich darauf zu sagen: "Man hat aber auch keine 21 Gegner auf identischem Niveau." Dieser sportliche Reiz ist ein deutlicher Pluspunkt für die DTM, die für Rockenfeller eine Passion bedeutet - auch wenn ihm häufig nachgesagt wird, dass sein Herz nicht nur für Freundin Susanne, sondern auch für die Sportwagen-Szene schlage: "Bei dieser Leistungsdichte braucht es Leidenschaft, um alles auf den Punkt zu bringen. Das Schwierigste, was es gibt."

"Ob man einen schlägt oder 21, das ist schon ein Unterschied", so der Audi-Star, der in seiner aktuellen Funktion nicht auf Rekordjagd gehen will. Bestmarken des Bernd Schneider seien für ihn kein Ziel, er ohnehin nicht der Typ für Statistiken. Wenn es schon keine fünf Kronen sein sollen: Was will Rockenfeller, dem ein Gesamtsieg in der WEC fehlt, in der DTM noch gewinnen? "Ich habe alles erreicht", räumt er ein und sieht im großen Triumph einen Gezeitenwandel für seine Herangehensweise: "Ich habe jetzt eine andere Einstellung, schließlich bin ich dem DTM-Titel zuvor immer hinterhergerannt. Das ist jetzt nicht mehr so."

"Ich habe in der DTM alles erreicht." Mike Rockenfeller