Grasser würdigt Paul nach Podestplatz: "Um drei Uhr früh unterm Motorkran"
Podest-Belohnung für Maximilian Pauls heldenhaften Einsatz mit dem eigenen Team: Wieso er sich mehr wie ein Firmenchef als wie ein Fahrer fühlt und wie Grasser hilft
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Samstagsrennen in Zandvoort gab es im Fahrerlager kaum jemanden, der sich nicht mit Lamborghini-Youngster Maximilian Paul über dessen ersten Podestplatz mit dem eigenen Team Paul Motorsport in der DTM gefreut hat. Denn der 25-jährige Dresdner schraubt selbst an seinem Auto, ist Mechaniker, Organisator und Motivator in Personalunion - im Vorjahr war er sogar sein eigener Renningenieur!

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Maximilian Paul jubelt über den ersten DTM-Podestplatz mit dem eigenen Team Zoom
"Ich hätte es keinem mehr gewünscht als ihm", gratuliert Gottfried Grasser, für den Paul 2023 sensationell auf dem Nürburgring siegte. "Er macht alles selbst. Den rufst du an, und da liegt er gerade um drei in der Früh unter dem Motorkran und schraubt an seinen Kisten. Davor ziehe ich den Hut, denn die meisten Rennfahrer wissen nicht, wie viele Kupplungsscheiben ihre Kupplung hat."
Ein Eindruck, der nicht täuscht. Das bestätigt auch Maximilian Paul selbst, dessen Team vermutlich das geringste Budget im DTM-Fahrerlager hat. "Für mich fühlt sich das ganze eher so an als würde ich eine Firma leiten als ein Rennauto fahren", sagt er nach seinem dritten Platz in Zandvoort.
Rennfahrer Paul kümmert sich sogar um Buchhaltung selbst
Und erklärt, dass sein Arbeitsalltag deutlich vom Traumberuf Rennfahrer abweicht. "Wir müssen schauen, dass wir die richtigen Leute haben. Die Jungs müssen motiviert bleiben. Wenn einer ein persönliches Problem hat, muss man sich kümmern, damit es ihm gut geht und er dann die richtigen Entscheidungen trifft", stellt er klar.
"Man muss sich um das Budget und um die Kunden kümmern. Man muss es akzeptieren, wenn ein Sponsor abspringt und einen neuen gewinnen. Das ist nicht leicht. Auch Buchhaltung ist nicht der schönste Teil."
Doch Erfolge wie in Zandvoort, wo Paul bereits im Vorjahr die Pole holte und diesmal der Poker mit Slicks auf Anfangs nasser Strecke aufging, seien "der Grund, warum ich das alles mache". Dann mache sich die ganze harte Arbeit bezahlt. Auch Grasser weiß: "Das sind genau die Momente, für die wir die anderen hunderttausend Stunden leiden."
Bortolottis Performance-Ingenieur als große Hilfe
Leidensfähigkeit musste die Truppe zum Beispiel im Vorjahr in Oschersleben beweisen, als eine wegfliegende Radmutter beim Stopp einen möglichen Sieg verhinderte. Immer wieder ging etwas schief, als Paul in aussichtsreicher Position lag, was auch erklärt, dass bis zum Podest Platz sechs das beste Ergebnis war. Auffällig ist dieses Jahr aber, dass Paul Motorsport auch gegen die Lamborghini-Neuankömmlinge von Abt keine schlechte Figur macht.

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Ein Jahr nach der Pole fährt Maximilian Paul in Zandvoort als Dritter ins Ziel Zoom
Dabei spielt vermutlich auch die Personalie Tom Schuster eine Rolle. Denn das von Tobias Paul - Vater des Rennfahrers - geleitete Team hat sich die Dienste des ehemaligen Performance-Ingenieur von Champion Mirko Bortolotti gesichert, der durch den Ausstieg des SSR-Performance-Teams nach zwei Jahren verfügbar war.
Schuster ist für Maximilian Paul kein Unbekannter, da er vor SSR Performance schon beim Paul-Vorgängerteam T3 gearbeitet hat. Von den Qualitäten des Ingenieurs könnte er "ein Lied singen", schwärmt der Lamborghini-Youngster. "Er ist absolut organisiert, strukturiert, gibt ein klares Ja und Nein - und kein 'habe ich mal gehört', oder 'eventuell'." Das sei seiner Meinung nach "das Erfolgsrezept".
Wie sich Grasser und Paul gegenseitig helfen
Abgesehen davon sei man 2024 "auf jeden Fall unterbesetzt" gewesen, gibt Paul zu. Er habe dadurch auch im Ingenieursbereich intensiver mitmischen müssen, was sich negativ auf seine Leistung ausgewirkt habe. "Das Ziel ist natürlich, dass man nicht im Engineering und auch nicht an der Technik beteiligt ist, sondern sich rein aufs Fahren konzentriert. Da haben wir dieses Jahr auf jeden Fall einen Schritt gemacht", ist Paul überzeugt.
Aber auch die Zusammenarbeit mit der Lamborghini-erfahrenen Grasser-Truppe ist mit Sicherheit kein Nachteil, zumal Paul in seinem Team ein Einzelkämpfer ist. "Wir haben ein komplettes Datensharing", verrät Teamchef Grasser. "Wir tauschen Set-up-Philosophien aus, reden offen über alles. Genau auf diese Art und Weise kannst du eine Marke weiterbringen", sagt er. Zwischen Abt und Grasser gibt es das übrigens nicht.


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