Mehrere Linien und überholen möglich

(Motorsport-Total.com) - Der 4,185 Kilometer lange Kurs bei Le Mans hat es in sich und sorgt für widersprüchliche Äußerungen der Fahrer - zum Beispiel zum Thema Überholmöglichkeiten. Das könnte unter anderem daran liegen, dass hier mehrere Linien möglich sind. Die Basis dafür bildet die Freigabe des Rennleiters, dass man auch die Bereiche neben der Strecke befahren darf - abgesehen von den beiden Schikanen, die durch Ludwigteller eingegrenzt werden.

© xpb.cc

Der Kurs in Le Mans hat seine Tücken, auf die man sich einstellen muss.

"Die Ideallinie kann sich hier alle 15 Minuten ändern", so Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. "Je nach Temperaturen und Witterungsbedingungen." So sind zum Beispiel die 'Teppiche' neben der eigentlichen Strecke im Trockenen sehr gut zu befahren. Sobald sie aber nur etwas feuchter sind, kommt es schnell zu einem Abflug. So wird es im Rennen auch darauf ankommen, welcher Fahrer sich am Besten auf die jeweiligen Bedingungen einstellen kann und die passende Linie wählt.#w1#

Überholen? Ja und Nein

Die erste Möglichkeit für die Piloten Plätze gutzumachen, ist wie immer der Start. "Beim Start kann man in der ersten Kurve überholen", meinte Bruno Sprengler. Was die Überholmöglichkeiten auf dem Rest der Strecke und dem Rest des Rennens betrifft, gehen die Meinungen auseinander. "Ja, mit Sicherheit ist es absolut möglich, in Le Mans zu überholen, zum Beispiel in der Dunlop-Kurve, wenn man nach innen fährt", sagte Alexandre Prémat überzeugt und steht damit auf der Pro-Überholen-Seite. "Es gibt auch noch andere Stellen, an denen man überholen kann. Das hängt jeweils von der Linie ab, die man wählt."

Mathias Lauda sieht die Sache mit dem Überholen nicht so eindeutig: "Im Regen sicherlich besser, wie wenn es trocken ist. Wenn es trocken ist, dann ist es schwierig zu überholen. Denn am Ausgang nach der Kurve kommt man nicht wirklich an den Vordermann ran, um sich auf der Gerade ansaugen zu können. Aber wenn es regnet, dann kann man verschiedene Linien fahren."

Auch sein Markenkollege Maro Engel geht das Thema kritischer an: "Im Trockenen ist es sicherlich schwer. Man hat in der Formel 3 gesehen, dass es sehr schwierig war, beziehungsweise es diese Strecke dem Vorausfahrenden sehr leicht macht zu blocken, weil man einfach an den meisten Stellen außen rum nicht überholen kann. Im Regen ergeben sich viele Möglichkeiten zu überholen."

Gary Paffett bringt noch eine weitere Stelle zum Überholen ins Spiel: "Auch die Einfahrt und Ausfahrt der Boxengasse ist interessant, das könnte einen Teil dazu beitragen. Vor allem die Boxengassen-Ausfahrt, die auf der Ideallinie liegt." Wobei es hier nicht nur zu Überholmanövern kommen kann, sondern auch zu der ein oder anderen brisanten Situation.

Wahrscheinlich werden wir erst im Rennen erfahren, ob und wo man überholen kann. Oder ob es wirklich erst regnen muss, um Überholmanöver auch auf der Strecke sehen zu können. In der Boxengasse werden alle Teams versuchen ihre Fahrer nach vorne zu bringen. Audi hatte schon in Brands Hatch bei Mattias Ekström bewiesen, was mit einer geschickten Strategie möglich ist.

Die Reifen kommen mit dem geringeren Verschleiß den Strategen entgegen. So glaubt Bruno Spengler, dass wir in Le Mans verschiedene Strategien zu sehen bekommen: "Das Boxenstoppfenster ist zwischen Runde zehn und 30, denke ich, und von daher haben wir viele Möglichkeiten etwas zu machen. Es wird verschiedene Strategien geben." Ganz unproblematisch sind die Reifen allerdings nicht. Durch den glatten Asphalt kommt es immer wieder zu Wheelspin, wodurch die Temperatur der Reifen ansteigt. Wer das im Griff hat, hat gute Karten für seine Strategien.