Lieber Porzellan als Panzer: Hand wünscht sich fragile Autos
Der BMW-Fahrer nennt es ein Teil des Spiels, Konkurrenten einzuschätzen sowie Chancen und Crashrisiken abzuwägen - Fans müssen auf ihre Kosten kommen
(Motorsport-Total.com) - Tür an Tür, Seite an Seite, Spiegel um Spiegel - aber trotzdem fair und mit Köpfchen. Das ist Motorsport ganz nach dem Geschmack des Joey Hand. Der US-Amerikaner fühlt sich wegen Rennen wie denen am vergangenen Wochenende in Zandvoort pudelwohl in der DTM. "Ich hatte den Eindruck, dass es viele harte Zweikämpfe und eine Menge Berührungen gab", resümiert der wie immer gut gelaunte Hand im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com': "Alle sind aggressiv, aber sehr fair gefahren."

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Miguel Molina versus Joey Hand: Einer von vielen Zweikämpfen des US-Boys Zoom
Allen voran ein Kontrahent hat sich mit seiner Herangehensweise den Respekt des BMW-Piloten erarbeitet: "Mit Felipe Albuquerque hatte ich ein tolles Duell", schwärmt Hand, der den Portugiesen in Audi-Diensten aufgrund seines umsichtigen Fahrstils schätzt: "Er ist einer der besten Jungs, um auf der Strecke zu kämpfen. Das hatten wir in zwei Jahren jetzt bestimmt fünfmal und es war immer großartig." Für den ehemaligen GT-Spezialisten ist es im Cockpit relevant, wer da gerade an seine Position erobern will.
Hand erklärt, immer genau wissen zu wollen, welcher der 21 übrigen Piloten bei ihm anklopft: "Das ist Teil der Schlacht. Wir führen doch da draußen einen kleinen Krieg", umschreibt es der Kalifornier mit einem breiten Grinsen und erklärt, dass es in der DTM längst nicht jeder mit dem Fair Play hält: "Es gibt Typen, die räumen dich direkt ab." Ein Schelm, der da an Roberto Merhi denkt. Doch es gibt eben auch die umsichtigen Albuquerques. Diejenigen, an deren Auspuff man gefahrlos schnuppern kann.
Kommt es doch zum Crash, nimmt Hand fast immer einen Teil der Schuld auf sich. Schließlich ist er derjenige, der hinter dem Steuer das Lenkrad in der Hand hat: "Du kannst selbst entscheiden, wie du dich verhältst und das Beste aus der Situation machen. Es ist für mich kein Motorsport, wenn man von hinten getroffen wird und von der Strecke muss." Man könnte meinen, dass ein Typ Rennfahrer wie Hand sich darüber ärgert, dass die DTM-Boliden mit ihrer Karbonhaut relativ fragil sind und nur wenig einstecken können.
Aber es ist genau andersherum, schließlich würde so nicht der Aggressivere, sondern der Klügere belohnt. Das Abwägen von Chance und Risiko sei eine zusätzliche Variable in der Schachpartie DTM, findet der 34-Jährige: "Der Rennfahrer trifft in jeder Kurve Entscheidungen. Du musst wissen, ob du reinhältst und dir vielleicht den Wagen beschädigst." Es wird spürbar, wie sehr Hand das Vabanque-Spiel begeistert, er warnt aber: "Macht man die Autos widerstandsfähiger, ist es nicht mehr so guter Motorsport. Andererseits: Die Fans kommen, um eine Show zu sehen. Wenn wir nicht kämpfen, gibt es die nicht."

