Fraga über Pech-Saison 2022: "Habe mich irgendwann selbst hinterfragt"

AF-Corse-Ferrari-Pilot Felipe Fraga bilanziert seine Rookie-Saison in der DTM, in der er mit etwas mehr Glück aber wesentlich mehr Punkte hätte holen können

(Motorsport-Total.com) - Felipe Fraga bestritt 2022 seine erste DTM-Saison und die lief für ihn nicht immer nach Plan. Zwar fuhr der Brasilianer beim Saisonauftakt in Portimao direkt an seinem Debütwochenende auf das Podium und schaffte im Sommer auf dem Norisring sogar seinen ersten Sieg. Über weite Strecken aber stand Fragas Saison im Zeichen von unglücklichen Zwischenfällen, für die er in den wenigsten Fällen selber etwas konnte.

Titel-Bild zur News: Felipe Fraga

Lausitzring: Feuer an Felipe Fragas AF-Corse-Ferrari verhindert Rennteilnahme Zoom

"Ich muss mich wirklich bei Red Bull bedanken, denn irgendwann habe ich mich bei all dem Pech schon selbst hinterfragt", gesteht Fraga im Gespräch mit der englischsprachigen Ausgabe von 'Motorsport.com'. Red Bull war in Fragas Rookie-Saison in der DTM nicht nur Hauptsponsor des von ihm pilotierten AF-Corse-Ferrari mit der Startnummer 74. Der Energydrink-Riese hat den Brasilianer auch direkt unterstützt.

"Während ich manchmal versuchte, Gründe zu finden sogar für Dinge, die ich gar nicht verhindern konnte, standen sie immer an meiner Seite. Sie haben mich nie unter Druck gesetzt, sondern haben mich immer sehr gut unterstützt. Ich glaube, sie haben wirklich daran geglaubt, dass ich das Zeug habe", beschreibt Fraga den Beistand seitens Red Bull.

Jede Menge Pech in Fragas erster DTM-Saison

Rückblick: Nachdem er im zweiten Rennen des Saisonauftaktwochenendes in Portimao auf P2 ins Ziel gekommen war, machte Fraga eine Serie von fünf aufeinanderfolgenden Nullnummern durch. Auf dem Lausitzring gab es an seinem Ferrari im Qualifying am Sonntag ein Feuer, woraufhin er am zweiten Rennen des Wochenendes nicht teilnehmen konnte.

In Imola hatte Fraga mit einer defekten Servolenkung zu kämpfen und hatte eine Kollision mit Lucas Auer. Auf dem Norisring wurde der AF-Corse-Pilot im Samstagsrennen von Esteban Muth umgedreht, bevor er tags darauf zum Sieg fuhr. Auf dem Nürburgring wurde er von Mirko Bortolotti umgedreht.

Beim Saisonfinale in Hockenheim leistete sich Fraga einen seltenen individuellen Fehler, als er am Sonntag im Qualifying crashte und daraufhin am letzten Rennen des Jahres nicht teilnehmen konnte. Unterm Strich hat Fraga seine Rookie-Saison in der DTM auf dem wenig repräsentativen 16. Platz der Gesamtwertung abgeschlossen - vier Punkte hinter seinem AF-Corse-Teamkollegen Nick Cassidy.

Mirko Bortolotti, Felipe Fraga

Nürburgring: Fraga wird von Mirko Bortolotti umgedreht und scheidet aus Zoom

Podium beim Saisonauftakt schürte "ungute" Erwartungen

"Ich finde, die Performance war gut", sagt Fraga und stellt heraus: "Das wird beim Blick auf die Qualifying-Ergebnisse deutlich. Da haben wir es wirklich oft in die Top 5 geschafft. Das zeigt, wozu wir imstande sind. Und dass ich in meiner ersten Saison sowohl ein Rennen gewonnen als auch eine Pole herausgefahren habe, ist natürlich auch alles andere als schlecht."

"Gleichzeitig aber", so Fraga weiter, "hatte ich in diesem Jahr wirklich großes Pech. Das müssen wir genau analysieren, um zu sehen, welche Zwischenfälle ich hätte vermeiden können und welche nicht."

Rückblickend glaubt der Champion der Brasilianischen Stockcar-Meisterschaft 2016, dass er sich in seiner Rookie-Saison in der DTM anfangs womöglich selber zu stark unter Druck gesetzt hat: "Als die Saison anfing, hatte ich nicht allzu viel Selbstvertrauen. Dann aber war ich Portimao auf Anhieb schnell. Das hat eine Menge Erwartungen geschürt, was eigentlich ungut war, denn im Verlauf der Saison hatte ich dann jede Menge Zwischenfälle."

Auf Nachfrage, ob er sich selber ohne die zahlreichen Zwischenfälle als einen der Titelkandidaten gesehen hätte, antwortet Fraga: "Natürlich. Dazu muss man einfach nur zwei [schlechte] Ergebnisse wegnehmen. Wenn es beispielsweise den Imola-Crash und irgend einen anderen Crash nicht gegeben hätte, dann hätte ich locker 50 Punkte mehr. Ehrlich gesagt mag ich dieses 'Hätte, Wäre, Wenn' aber nicht."

Podium: 1. Nico Müller, 2. Felipe Fraga, 3. Mirko Bortolotti

Portimao: Fraga (links) beim Saisonauftakt direkt auf dem Podest Zoom

Fraga würde 2023 gerne weiter DTM fahren, aber ...

Wird Fraga 2023 eine zweite DTM-Saison bestreiten? "Ich würde gerne auch im nächsten Jahr antreten", betont er im Gespräch mit der englischsprachigen Ausgabe von 'Motorsport.com' und verrät, warum er noch nicht direkt zusagen kann: "Momentan warte ich einfach, bis der Rennkalender herauskommt, um zu sehen, ob sich das mit einen anderen Programmen vereinbaren lässt."

Mit "anderen Programmen", spricht Fraga geplante Einsätze im Langstreckensport an: "Wenn ich zwischen IMSA und WEC wählen müsste, wäre das eine schwierige Entscheidung. Beide Rennserien sind klasse. Die WEC hat Le Mans. Und Le Mans ist natürlich besonders. Ich fahre aber auch sehr gerne in Amerika. Ich liebe die IMSA."

"Ehrlich gesagt würde ich Amerika vorziehen. Denn genau wie in der DTM in Europa gefallen mir die Rennstrecken ein bisschen besser. Deshalb würde ich wirklich sehr gerne IMSA fahren", sagt Fraga, der für 2023 auf eine Anstellung in einem LMDh-Programm spekuliert und diesbezüglich schon "ein paar Möglichkeiten" besprochen hat. Mit welchem oder welchen Hersteller(n) er gesprochen hat, will der Brasilianer nicht verraten.

Drift: Felipe Fraga

Ob Fraga auch 2023 einen AF-Corse-Ferrari in der DTM fährt, ist noch offen Zoom

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