• 22.09.2008 14:17

  • von Britta Weddige

Experte Abt: "Timo der Mann des Tages"

Christian Abt fand "cool", wie Timo Scheider mit dem Druck umgegangen ist - In Barcelona spürt er eine gewisse Aggressivität bei den Fahrern

(Motorsport-Total.com) - Aus dem Titel-Vierkampf ist in Barcelona mehr oder weniger ein Zweikampf geworden. Richtig ernsthafte Hoffnungen auf die Meisterschaft können sich nun zwei Rennen vor Schluss eigentlich nur noch Timo Scheider und Paul di Resta machen. Und diese beiden waren auch das Führungsduo in Spanien. Anders als vor drei Wochen in Brands Hatch fand Mercedes-Pilot di Resta diesmal aber einen Weg an Scheider vorbei und holte seinen zweiten Saisonsieg.

Titel-Bild zur News: Christian Abt

Titelentscheidung 2008: Christian Abt rechnet mit Timo Scheider

'Motorsport-Total.com'-Experte Christian Abt sprach nach dem Rennen ein "Kompliment an Mercedes" aus: "Sie haben hier wirklich einen guten Job gemacht und haben auch verdammt schnelle Autos gehabt, das hat man gesehen. Dazu muss man ihnen wirklich gratulieren. Audi hatte wohl ein paar Probleme, wenn die Asphalttemperatur ein bisschen gestiegen ist. Sie konnten dann die Pace nicht mehr gehen. Aber aus dieser Situation hat Audi das Beste gemacht."#w1#

Der Verfolgte hält dem Druck stand

Denn Scheider verlor dank seines zweiten Platzes nur zwei Punkte seines Vorsprungs auf di Resta. Sieben Zähler trennen die beiden Titelkandidaten nun. Deshalb ist Abts "Mann des Tages" nicht Sieger di Resta, sondern Scheider: "Er ist der Spitzenreiter in der Meisterschaft und es ist immmer schwieriger, cool zu bleiben, wenn man verfolgt wird als wenn man der Jäger ist. Timo steht wahnsinnig unter Druck und damit konnte er umgehen. Deshalb ist er für mich der Mann des Tages."

"Es ist immmer schwieriger, cool zu bleiben, wenn man verfolgt wird als wenn man der Jäger ist." Christian Abt

"Timo hat sich mit dem zweiten Platz genau richtig positioniert, er hat es nicht mit Gewalt versucht", fuhr der Experte fort. "Wie ich schon vorher sagte: Für ihn ist es wichtig, dass er hier gut aussieht und dass er in Le Mans noch einmal gut punktet. Dann ist die Sache für Hockenheim eigentlich fast geritzt. Dann muss er dort nur noch Dritter oder Vierter werden. Für Timo ist das die richtige Ausgangsposition."

Wenig Verständnis für Ekström und Green

Nur noch theoretische Chancen haben dagegen Mattias Ekström und Jamie Green. Im Rennen lagen sie außerhalb der Top 4 und lieferten sich dann am Schluss auch noch die folgen- und strafenreiche Rangelei, die in einer Attacke von Ekström ihren Anfang nahm: "Es war auch nicht ganz hundertprozentig in Ordnung, was Mattias da gemacht hat. So etwas sollte man normalerweise nicht machen", befand Abt. "Sicherlich hat Jamie das Ganze ein paar Kurven vorher schon ein bisschen angezettelt, das habe ich gesehen, aber solchen Profis wie den beiden sollte so etwas nicht passieren. Das ist unsauber."

"Mattias wurde bestraft, Jamie auch, Winkelhock wurde bestraft - und die anderen wurden für ihre gute Leistung belohnt." Christian Abt

Ein besonderes Lob fand Abt auch für die Audi-Jahreswagen-Fahrer Mike Rockenfeller und Alexandre Prémat, die letztlich Fünfter und Sechster wurden. "Sie sind ein klasse Rennen gefahren, fehlerfrei", so Abt. "Fast hätte Markus Winkelhock auch noch einen Punkt geholt, aber es war auch dumm von ihm, dass er Gary Paffett gerammt hat. Das gehört sich auch nicht. Aber das wurde ja alles sauber bestraft. Mattias wurde bestraft, Jamie auch, Winkelhock wurde bestraft - und die anderen wurden für ihre gute Leistung belohnt."

Der Umgang wird rauer

Ekström kontra Green, Winkelhock und Jarvis kontra Paffett - in Barcelona ging es auch in diesem Jahr wieder heftig zur Sache. Böse Zungen behaupteten schon, in Katalonien müsse irgendetwas in der Luft liegen, das zu besonderen Attacken verleitet. Oder wird der Umgang zum Saisonende hin generell etwas rauer?

"Ich glaube, dass wir in Le Mans und in Hockenheim noch viel härtere Fights sehen werden." Christian Abt

"Ich weiß nicht, was hier immer los ist, aber bei Audi ist die Stimmung hier schon immer ein bisschen aggressiv, wenn man das so erlebt von den Fahrern und es sieht auf der Rennstrecke. Bei Audi ist man da schon ein bisschen aggressiver als bei Mercedes, die sind hier immer relaxter", meinte Abt dazu, räumte jedoch ein: "Aber es geht jetzt um die Meisterschaft und da wird mit Sicherheit härter gefahren. Das hat hier schon begonnen und ich glaube, dass wir in Le Mans und in Hockenheim noch viel härtere Fights sehen werden. Alles in allem muss man aber sagen, dass wieder toller und fairer Motorsport gezeigt wurde und dass die Stimmung zwischen Audi und Mercedes grundsätzlich schon gut ist."

Scheider hat beim nächsten Rennen in zwei Wochen in Le Mans seinen ersten Matchball. Holt er dort vier Punkte mehr als di Resta, hat er den Titel sicher. Abt glaubt zwar fest daran, dass Scheider Meister wird, er denkt aber nicht, dass das schon in Frankreich der Fall ist. Der Experte ist sicher, dass di Resta in Le Mans noch ein bisschen aufholen kann - aber wirklich nur ein bisschen: "Ich bin überzeugt, dass Timo mit fünf Punkten Vorsprung nach Hockenheim kommt und dort wird es dann ausgetragen." Und damit dürften wir uns dann auf zwei enge, spannende letzte Rennen freuen.