"Denken darüber nach": ADAC will 2024 revolutionäres DTM-Format ausprobieren

Der ADAC plant, das spektakuläre neue Zweitages-Rennformat in der Saison 2024 zu testen: Welche Wochenenden dafür infrage kommen und welche Zweifel es gibt

(Motorsport-Total.com) - Was wurde eigentlich aus dem spektakulären Vorschlag, 2024 in der DTM ein neues zweitägiges Wochenendformat einzuführen und das Qualifying rund eine halbe Stunde vor dem Rennstart auszutragen? Wie ADAC-Motorsportchef Thomas Voss nun bestätigt, ist die Idee, von der sich die Teams sinkende Kosten und eine spannendere TV-Übertragung erhofften, keineswegs vom Tisch.

Titel-Bild zur News: Franck Perera

Der Sachsenring ist ein möglicher Kandidat für das revolutionäre DTM-Format Zoom

"Wir denken immer noch darüber nach, aber es ist nicht nur unsere Entscheidung", sagt er im Gespräch mit der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network. "Der TV-Partner muss entscheiden, ob er in seinem Wochenendprogramm genug Zeit hat. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das dieses Jahr bei ein, zwei Events auszuprobieren."

Generell wolle man 2024 noch "beim bisherigen Format", bleiben, sagt Voss, doch der ADAC möchte diese Saison für die Zukunft austesten, wie ein alternatives Wochenendformat bei den Zuschauern ankommt.

Diese drei DTM-Events kommen für das neue Format infrage

Doch an welchen Wochenenden könnte man ein alternatives Format ausprobieren? Laut Informationen von Motorsport-Total.com will der ADAC von einem derartigen Experimente beim Saisonauftakt und bei den letzten beiden Saison-Wochenenden absehen, wenn es um die Meisterschaft geht.

Abgesehen davon ergibt ein Test nur Sinn, wenn man daraus repräsentative Daten gewinnen kann. Da aber 2024 von 14. Juni bis 14. Juli die Fußball-EM in Deutschland stattfindet, fällt auch das Norisring-Wochenende weg. Denn wenn zeitgleich mit der DTM-Übertragung auf ProSieben zum Beispiel die deutsche Nationalmannschaft spielt, dann wären die TV-Zahlen wegen der externen Faktoren wenig aussagekräftig.

Bleiben also Zandvoort (7. - 9. Juni), Nürburgring (16. - 18. Juli) und Sachsenring (6. - 8. September) als mögliche Kandidaten übrig.

ADAC-Motorsportchef: Mutet man TV-Zuschauern zu viel zu?

Warum der ADAC in Hinblick auf eine Änderung des Formats so vorsichtig ist? Voss verweist auf die Aufmerksamkeitsspanne der TV-Zuschauer. "Selbst für TV-Zuschauer wird es schwierig, dass wir die Spannung fast drei Stunden lang aufrechterhalten", sagt er. "Der Qualifying-Vorlauf, das Qualifying, dann die Zeit zwischen Qualifying und Startaufstellung: Man muss die Leute vor dem Fernseher dazu bringen, dranzubleiben und nicht abzuschalten."

Zudem werde sich das Zweitagesformat "auch auf die Rahmenserien auswirken", warnt Voss. Denn schon jetzt folgt an den DTM-Wochenenden ein Rennen dem anderen - die Strecke ist von früh bis spät in Betrieb.

Das Freitags-Programm müsste man aber bei einer Zweitages-Veranstaltung am Samstag und am Sonntag unterbringen, was keine einfache Aufgabe darstellt. Oder man lagert Rahmenrennen auf den Freitag aus, was bei den Teilnehmern auf wenig Begeisterung stoßen würde.

Bringt das neue Format wirklich eine Kostenersparnis?

Und am Ende bleibt die Frage, ob eine Zweitages-Veranstaltung für die Teams, die aktuell unter den hohen Budgets in der DTM leiden, überhaupt eine wirkliche Kostenersparnis darstellt. Während einige davon ausgehen, meinen Kritiker, dass die Arbeit für die Ingenieure und Mechaniker nicht zwangsläufig weniger wird, nur weil zwei statt drei Tage zur Verfügung stehen. Sie warnen davor, dass die Teams möglicherweise mehr Personal engagieren müssten.

Außerdem waren sie davor, dass Freelancer-Ingenieure, wie sie von vielen Teams eingesetzt werden, bei einer Änderung des Formats Angebote aus anderen GT3-Serien vorziehen würden, weil sie pro Veranstaltung nur noch für drei statt vier Tage bezahlt werden würden.

Ob das wirklich der Fall ist, ist aber fraglich, da es im GT3-Kalender zumindest zwischen der DTM und den SRO-Serien keine Überschneidungen gibt. Außerdem ist es ohnehin üblich, dass Freelancer-Ingenieure in unterschiedlichen Rennserien arbeiten.