Gerhard Berger ein Jahr nach DTM-Verkauf: "Könnte nicht besser sein"

Nach dem DTM-Verkauf ist es um Gerhard Berger in der Traditionsserie ruhig geworden: Wie sein "neues" Leben aussieht und ob er den Motorsport vermisst

(Motorsport-Total.com) - Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen, als Gerhard Berger die DTM-Rechte an den ADAC verkaufte, das Ende der DTM-Dachgesellschaft ITR besiegelte und sich selbst aus der Traditionsserie komplett zurückzog. Aber wie sieht heute das Leben des 64-jährigen Österreicher aus, der seitdem bei keinem DTM-Wochenende mehr vor Ort war?

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger hat nach dem DTM-Verkauf mehr Zeit für sein Privatleben Zoom

"Ich habe ja noch meine Firmen, mit denen ich ganz gut ausgelastet bin", will er im Gespräch mit auto motor und sport von einem Rentnerdasein nichts wissen und verweist auf die Berger-Gruppe, die im LKW- und Logistikbereich aktiv ist. "Da ich in den vergangenen Jahren stark im Motorsport beschäftigt war, musste ich die wichtigen Positionen in meinen Firmen mit guten Köpfen besetzen und die auch selbständig arbeiten lassen."

Das habe er nach dem DTM-Verkauf beibehalten. "So habe ich eine gute Balance gefunden zwischen den Geschäften und Zeit für mich selbst und meine Familie. Es könnte nicht besser sein", zeigt er sich zufrieden.

Warum Berger den Motorsport vermisst

Denn durch die neue Situation könne er besser am Familienleben - er und seine Lebensgefährtin haben eine elfjährige Tochter und einen achtjährigen Sohn - teilnehmen. "Das ist eine Veränderung zu früher, aber für mich eine gute und meinem Alter angepasste", sagt er.

Dennoch gibt der ehemalige Formel-1-Pilot zu, dass er den Motorsport vermisse. "Die Zeit läuft mir davon", sagt Berger. "Ich wäre so gern noch einmal jung und wäre richtig im Motorsport involviert."

Er sei zwar auch mit seinem Familienbetrieb emotional verbunden, "aber wenn du mit Leidenschaft eine Sache betreibst, dann brennst du Tag und Nacht dafür. So war es bei mir im Motorsport. Diese Zeit vermisse ich natürlich. Jeder Abschnitt im Leben hat seine Zeit und seine Berechtigung. Jetzt sind es eben meine Familie und die Firmen."

Berger sieht Zukunft des Motorsports kritisch

Im Nachhinein könne er sich über keinen Abschnitt seines Lebens beklagen. "Unter dem Strich habe ich in einer der besten Epochen gelebt, bin in den 80er- und 90er-Jahren in einer tollen Zeit Formel 1 gefahren und habe den Sport überlebt. Ich hatte das Glück, dass ich auch danach als Motorsportdirektor von BMW, mit Toro Rosso, mit meiner Arbeit für die FIA und die DTM super Aufgaben im Motorsport hatte, das alles verbunden mit meinem Geschäft", zeigt er sich dankbar.

Dazu kommt, dass der Gegenwind für den Motorsport dieser Tage immer rauer werde. Nur die Formel 1 sei durch das enorme Zuschauerinteresse aktuell noch nicht betroffen. "Da sollten auch diese Fragen, ob Hybrid, Elektroantrieb, Wasserstoff oder E-Fuels, nicht die entscheidende Rolle spielen", sagt er.

"Der restliche Motorsport leidet unter den gesellschaftlichen Zwängen. Erstens ist die Technologie der Zukunft noch nicht so richtig klar. Da gibt es noch einige Fragezeichen, wo die Reise hingeht. Andererseits hat man inzwischen gemerkt, dass der reine Elektroantrieb nicht so super für den Motorsport geeignet ist", meint Berger, dem auch auffällt, dass der Rennsport als Testlabor für die Serie nicht mehr optimal funktioniere.

Mit der geplanten Elektrorennserie DTM Electric wollte Berger auch die DTM auf diesen Trend vorbereiten, doch am Ende scheiterte das Vorhaben an den enormen Kosten, die der Bau des Prototyps verursacht hätte - und daran, dass der Batteriehersteller Varta dem Projekt als potenzieller Investor eine Absage erteilte.

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