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Berger über DTM auf Nordschleife: "Manchmal werden Träume wahr"

DTM-Boss Gerhard Berger im Interview: Wieso er sich ein DTM-Comeback auf der Nordschleife vorstellen könnte und welche Herausforderungen er derzeit sieht

(Motorsport-Total.com) - Vor 26 Jahren fuhr die DTM das letzte Mal auf der legendären Nürburgring-Nordschleife, aber nach wie vor übt die 25,3 Kilometer lange Berg-und-Talbahn (inklusive Grand-Prix-Strecke) nicht nur auf die Fans, sondern auch auf die Fahrer eine unglaubliche Faszination aus.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

"Tolle Aktion": Berger könnte einem Nordschleifen-Rennen einiges abgewinnen Zoom

Ist ein Comeback völlig unrealistisch? 'Motorsport-Total.com' hat bei DTM-Boss Gerhard Berger nachgefragt, der für seine puristischen Ansätze bekannt ist - und ist dabei keinesfalls auf taube Ohren gestoßen.

Frage: "Herr Berger, was halten Sie von der Idee, ein DTM-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife auszutragen? Welche Herausforderungen sehen Sie diesbezüglich?"
Gerhard Berger: "Ich sehe zwei Aspekte. Da gibt es erstens den Sicherheitsaspekt, der sicher eine Rolle spielt. Da habe ich gemischte Gefühle. Unsere DTM-Autos sind so sicher, dass unter normalen Umständen niemand zu Schaden kommen sollte."

"Wenn du aber mit mehr als 600 PS, mit diesen Geschwindigkeiten und mit dieser Aerodynamik auf dem Nürburgring fährst, dann würde ich es mich nicht trauen, so eine klare Aussage zu treffen. Die Auslaufzonen an der Nordschleife sind halt sehr begrenzt."

Nordschleife

Wegen der Streckenlänge würden die Zuschauer die DTM-Autos nur selten sehen Zoom

"Zweitens haben wir 18 bis 20 Autos am Start. Der Nürburgring ist aber so lang, dass du dort Großveranstaltungen brauchst, bei denen verschiedene Autos gemischt werden und man mindestens 40 bis 50 Starter hat, damit die Zuschauer auch ständig unterhalten werden. Auch das ist eine Schwierigkeit, die nicht dafür sprechen würde."

"Dennoch wäre es meiner Meinung nach eine tolle Aktion. Ich würde es ja auch schon super finden, wenn wir auf der Grand-Prix-Strecke fahren und nur die letzte Runde über den großen Kurs führt."

Frage: "Das wäre aber wahrscheinlich vom logistischen Aufwand her enorm, wenn man die Nordschleife nur für eine Runde nutzt."
Berger: "Ja, ich glaube das sind am Ende alles Träumereien, aber manchmal werden auch Träume zur Wirklichkeit."

Frage: "Das heißt, Sie könnten es sich tatsächlich vorstellen, dass so etwas gemacht wird?"
Berger: "Ich könnte es mir durchaus vorstellen, aber da bräuchte es mehr dazu. Wie gesagt: Der Sicherheitsgedanke ist da der wichtigste."

Frank Biela, DTM 1992

Legendär: Frank Biela hebt 1992 im Audi auf der Nordschleife ab Zoom

Frage: "Marco Wittmann sieht interessanterweise die Sicherheit nicht als Problem, aber er glaubt, dass es unmöglich wäre, mit einem DTM-Auto auf der Nordschleife zu überholen. Wie sehen Sie das?"
Berger: "Ich glaube, das kann man erst sagen, wenn man dort gefahren ist. Ich würde das nicht als Problem sehen."

Frage: "Zumal ja auch früher dort in der DTM nicht viel überholt wurde und die Strecke dennoch eine wahnsinnige Faszination ausstrahlt."
Berger: "Ja. Und ich glaube trotzdem, dass Überholmanöver stattfinden würden. Alleine schon, weil die Fahrer dort viele unterschiedliche Linien fahren würden und unterschiedlich schnell wären. Der eine kennt die Nordschleife besser, der andere weniger gut, der eine hat 'big Balls', der andere weniger."

"Ich glaube, dass die Möglichkeiten für Überholmanöver auf der Nordschleife schon gegeben wären. Und wenn es früher geklappt hat, warum dann nicht auch heute?"

"Die Hersteller wissen, dass meine Denke immer ein bisschen extremer ist als die von vielen anderen." Gerhard Berger

Frage: "Haben Sie mit den Herstellern über das Thema gesprochen?"
Berger: "Nein, habe ich nicht. Aber die Hersteller wissen sowieso, dass meine Denke immer ein bisschen extremer ist als die von vielen anderen. Und da passt das auch gut dazu."

Frage: Würden Sie ein DTM-Rennen auf der Nordschleife als eigene Veranstaltung sehen oder wie in alten Zeiten im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens? Dann wäre die Strecke ja schon vorbereitet."
Berger: "Die DTM tritt grundsätzlich als eigenständige Veranstaltung auf."

Martin Tomczyk

Martin Tomczyk drehte im Vorjahr zwei DTM-Demo-Runden auf der Nordschleife Zoom

Frage: "Martin Tomczyk ist ja im Vorjahr mit einem DTM-BMW auf der Nordschleife gefahren. Haben Sie ihn nach seiner Einschätzung gefragt?
Berger: "Nein, habe ich nicht, aber die Einschätzung kann ich auch selbst treffen: Wenn man dort früher mit einem Porsche 956 und mit Formel-1-Autos gefahren ist, dann ist die Strecke heute sicher noch besser geeignet, weil sie neu asphaltiert wurde und auch sonst einiges gemacht wurde."

"Das sollte also für ein DTM-Auto allemal ausreichen und dadurch passen. Ich denke, wir müssen es derzeit auch dabei belassen, weil es im Moment nur Träumereien sind."

Frage: "Welche Erlebnisse verbinden Sie selbst mit der Nordschleife?"
Berger: "Gar keine. Ich sollte dort nur einmal ein Formel-3-Rennen gefahren (am 27.3.1983 in der Formel-3-EM im Team von Helmut Marko; Anm. d. Red.), und da hat es geschneit. Das war auch sehr bezeichnend für die Nordschleife."