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Doornbos: "Bin kurz vor der Unterschrift"
Robert Doornbos im ausführlichen Interview über seine Zukunft in den USA, sein altes und neues Team Minardi, seine Ziele und vieles mehr
(Motorsport-Total.com) - Den meisten europäischen Motorsportfans ist Robert Doornbos wahrscheinlich vor allem als Testfahrer von Red Bull Racing ein Begriff, doch in der kommenden Saison wird der Niederländer für das Minardi-USA-Team in der ChampCar-Serie an den Start gehen. Die ersten Testfahrten hat er bereits hinter sich.

© CCWS
Robert Doornbos wird 2007 in der ChampCar-Serie an den Start gehen
Mit 'Motorsport-Total.com' sprach Doornbos über seinen (vorerst) geplatzten Formel-1-Traum, über die weiterhin vorhandene Unterstützung durch Red Bull sowie den noch nicht unterschriebenen Minardi-USA-Deal, der jedoch schon bald unter Dach und Fach gebracht werden soll. Außerdem äußerte er sich zu seinen sportlichen Zielen für 2007 und er zog einen interessanten Vergleich zwischen einem ChampCar und einem Formel 1.#w1#
Eine Audioversion dieses Interviews können Sie sich übrigens als MP3-File anhören.
Erster Test war wie ein Kulturschock
Frage: "Robert, du bist ein viel beschäftigter Mann, Formel 1, ChampCar-Tests und so weiter. Wie war dein letzter Test mit Minardi USA? Was hat dir am meisten gefallen?"
Robert Doornbos: "Der erste ChampCar-Test war schon, als ich vom letzten Formel-1-Grand-Prix zurückgeflogen bin. Ich bin mit Felipe Massa bei diesem Kartevent in Brasilien gefahren und hatte Kontakt mit dem Forsythe-Team. Sie haben mich eingeladen und meinten, wenn ich eh von Brasilien nach Europa fliege, sollte ich doch einen Stopp in Texas einlegen und ihr Auto fahren. Es war ein gutes Auto, immerhin hatten sie damit letztes Jahr sechs Rennen gewonnen. Aber trotzdem muss ich ehrlich zugeben: Es war fast ein bisschen wie ein Kulturschock, eines dieser Autos zum ersten Mal zu testen. Man wird in der Formel 1 schon ganz schön verwöhnt mit allen Fahrhilfen und der hoch entwickelten Technologie."
"Aber es hat mir wirklich Spaß gemacht, ich hatte sozusagen Flashbacks aus meiner Formel-3000-Zeit. Ich glaube, wenn du direkt aus der Formel 3000 (jetzt GP2; Anm. d. Red.) kommst und in die ChampCar gehst, ist es kein so großer Unterschied, aber verglichen mit der Formel 1 ist es schon ein sehr großer Unterschied! Ich habe mich schnell daran gewöhnt und habe die letzten beiden Tests dann für Minardi gefahren. Wenn du dich erinnerst, das war ja auch das Team, für das ich auch in der Formel 1 gefahren bin."
Frage: "Genau. Wie war das, wieder ein Auto zu fahren, das Minardi heißt?"
Doornbos: "Ja, es ist schon etwas Besonderes, dass Paul den Namen weiter benutzt. Paul Stoddart selbst ist natürlich ein besonderer Mensch. Es war großartig, eine gute Erfahrung. Natürlich war das Team als neues Team beim ersten Test noch nicht sehr stark, die Autos waren brandneu, sie hatten etwas Probleme mit der Software. Die Gangschaltung war so ein bisschen, wie wenn man einen Smart oder ähnliches fährt - es war so langsam, vor allem im Vergleich zur Formel 1, aber beim zweiten Test, bei dem vor zwei Wochen, auch wieder in Houston, wurde es schon viel besser. Im Nassen waren wir fast die Schnellsten, im Trockenen hatten wir etwas Probleme mit dem Setup, aber es zeigt sich schon, dass wir nicht zu weit weg sind - vielleicht sechs oder sieben Zehntelsekunden langsamer als die Topautos. Natürlich steht noch jede Menge Arbeit an."
Frage: "Wie stark ist das Red-Bull-Engagement in deiner US-Rennsport-Zukunft?"
Doornbos: "Ich muss Red Bull in dieser Situation wirklich ein großes Dankeschön aussprechen! Natürlich hatte ich - gerade nach den Rennen, die ich zu Saisonende für Red Bull Racing gefahren bin - auf ein Renncockpit in der Formel 1 gehofft. Immerhin konnte ich meinen Teamkollegen David Coulthard herausfordern und ich habe ihn bei allen drei Gelegenheiten, die ich hatte, geschlagen, aber leider waren die Cockpits vergeben. Also habe ich über den Winter intensive Gespräche mit Red Bull in Österreich geführt und sie gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, beides zu kombinieren. Nur als Testfahrer auf der Bank zu sitzen und darauf zu warten, dass etwas passiert, ist für einen Piloten wie mich sehr schwer. Ich bin einfach hoch motiviert und will voll fahren. Rennen fahren ist das, was ich am meisten liebe und am besten kann. Deshalb unterstützen sie mich in diesem neuen Abenteuer."
Doornbos steht kurz vor der Vertragsunterschrift
"Ich bin kurz davor, den Deal mit Minardi USA zu unterschreiben. Wir mögen das Team sehr! Wir haben bald noch einen weiteren Test in Laguna Seca, kurz vor Australien. Hoffentlich kriegen wir bis dahin dann dort alles unter Dach und Fach! Sie holen ein paar sehr gute Ingeneure ins Team und ich bin überzeugt, dass wir einen sehr guten Job machen können. Die Autos sind für alle gleich, die Reifen und alles. Man braucht nur einen guten Ingenieur, gute Mechaniker und ein starkes Team. Natürlich ist es nicht so groß wie ein Formel-1-Team, also fallen auch weniger Dinge an, die so wichtig sind."
Frage: "Hattest du immer Kontakt zu Paul Stoddart? Ist die Tatsache, dass du wieder mit ihm arbeiten wirst, ein weitere positiver Aspekt des Deals?"
Doornbos: "Komischerweise hatte ich eigentlich gar nicht mit ihm gesprochen, als ich mein Debüt mit Red Bull Racing hatte, aber als er seine Pläne in der ChampCar bekannt gab, war ich einer der Ersten, die mit ihm sprachen, und er sagte: 'Natürlich hoffe ich für dich, dass du deinen Formel-1-Deal kriegst, aber auf der anderen Seite hoffe ich, du kriegst ihn nicht, denn ich weiß, dass du scharf darauf bist, Rennen zu fahren und Erfolg zu haben, den du am liebsten mit Champagner feierst!' Und er fragte mich, ob ich für sein Team fahren würde."
"Natürlich hatte ich einige Bedingungen. Ich sagte, er müsse sicherstellen, dass er einen guten Ingenieur habe - und er hat meiner Meinung nach den Besten im Paddock geholt. Er hat vergangenes Jahr mit Forsythe gearbeitet, das Team, das sechs Rennen mit Allmendinger gewonnen hat. Ich glaube, er hat mich schon auch ein bisschen als Köder benutzt, um gute Leute für sein Team zu interessieren. Hoffentlich können wir ein erfolgreiches Team um mich herum kreieren. Soweit es mich betrifft, wird beim Laguna-Seca-Test die endgültige Entscheidung gefällt."
Frage: "Laguna Seca ist ja auch ein toller Kurs..."
Doornbos: "Ja. Ich bin dort nie gefahren. Ich glaube, ich habe ihn einmal mit dem MotoGP-Bike auf der PlayStation probiert, aber ich habe viel darüber gehört - er soll sehr gut sein!"
Frage: "Glaubst du, der Fahrer spielt in der ChampCar eine größere Rolle als in der Formel 1, einfach weil es weniger elektronische Hilfen gibt?"
Doornbos: "Ich liebe Serien, in denen alles gleich ist. Ich hatte mein bestes Jahr 2004, als ich in der Formel 3000 mit Christian Horners Arden-Team fuhr. Es war ein sehr wichtiges Jahr für mich, denn es war mein erstes Jahr in der Formel 3000. Ich war supermotiviert, denn ich wusste, wenn wir alles gut vorbereiten, ich mich selbst physisch top halte und wenn ich intensiv mit dem Team arbeite, dann würde ich die gleiche Chance haben, ein Rennen zu gewinnen, wie die erfahrenen Jungs. Ich denke schon, dass der Fahrer eine größere Rolle spielt. Wir wissen alle, dass in der Formel 1 der Wagen etwa 80 Prozent ausmacht und 20 Prozent der Fahrer. Natürlich musst du auch mit einem schlechten Auto den bestmöglichen Job machen, aber du kannst nur so gut sein wie dein Material. In der ChampCar liegt alles enger zusammen. Ich denke schon, dass es ein sehr konkurrenzfähiges Feld von Piloten sein wird."
Frage: "Wie stark glaubst du werdet ihr sein können, und ist Sébastien Bourdais wieder der Favorit?"
Doornbos: "Klar, dort fahren einige sehr gute Piloten. Natürlich ist Sébastian Bourdais der Mann, den es zu schlagen gilt - er hat die Meisterschaft immerhin dreimal in Folge gewonnen. Ich denke, es wird auch jede Menge Spaß machen."
Ovalkurse waren für Doornbos nie ein Thema
Frage: "Hast du dir auch die IRL angeschaut oder hast du die Ovalrennen von vornherein ausgeschlossen?"
Doornbos: "Ich liebe die Rundstrecken und Straßenkurse, Ovalrennen habe ich ausgeschlossen. Ich glaube, das ist nichts für mich. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich daran denke, wenn ich ehrlich bin. Ein guter Freund von mir, Ryan Briscoe, der vergangenes Jahr dort für Chip Ganassi gefahren ist - ich habe ihn nach einem Unfall auf einem Oval gesehen und habe entschieden, dass das nichts für mich ist. Klar ist Rennfahren gefährlich, aber auf Ovalen zu fahren, erscheint mir noch gefährlicher. Ich bevorzuge die Straßenkurse und glücklicherweise sind sogar zwei oder drei Stadtkurse im Kalender. Das beste Rennen wird natürlich Holland, mein Heimrennen! Es gibt schon viele Fans, die sagen: 'Wir hoffen wirklich, dass du in der ChampCar fährst, dann können wir dich hier fahren sehen!' Dazu gibt es dieses Jahr auch einen Formel-1-Test in Spa. Das ist klasse, denn den kann ich für Red Bull fahren. Die Fans sind die besten auf der Welt, sie sind unglaublich!"

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Robert Doornbos bei seinem ersten Test in Houston auf Abwegen Zoom
Frage: "Was ist mit Harry Muermans? Ist er auch in der ChampCar weiter an Bord?"
Doornbos: "Nein, ich bin aber noch mit ihm verbunden. Ich bin ihm sehr dankbar für das, was er in der Vergangenheit für mich getan hat, mit Minardi, und er ist auch derjenige, der mir den Kontakt zu Red Bull aufgebaut hat. Er ist ein sehr besonderer Mann, ich sehe ihn fast schon wie einen zweiten Vater. Er hat eine so große Leidenschaft für den Sport, das ist großartig. Glücklicherweise konnten wir einige neue Sponsoren gewinnen. Letztendlich aber unterstützt Red Bull mich in den Staaten, das hätte ich mir nicht besser erträumen können! Harry ist geschäftlich glaube ich weiterhin mit Paul Stoddart verbunden, er wird wohl ein Partner im Team sein, aber es hat wohl auch mehr mit Red Bull zu tun."
Frage: "Hast du dir die NASCAR angeschaut, interessiert sie dich? Immerhin hat Red Bull auch dort ein Team..."
Doornbos: "Ja, ich weiß, aber von dem, was ich von anderen Leuten höre, muss es extrem schwer sein, in die NASCAR zu kommen, und um ehrlich zu sein: Ich bin eher ein Monocoque-Mann, ich habe noch nie Rennen mit einem Dach über dem Kopf gefahren. Deswegen denke ich, ich bleibe den Einsitzern erhalten."
Frage: "Hast du das Daytona 500 mit Juan-Pablo Montoya gesehen?"
Doornbos: "Ja, ich habe es mir angeschaut, und selbst die Jungs in den Staaten, die ich bei den letzten Malen dort gesprochen habe, sagen mir alle, ich sollte mal live zu einem Rennen gehen und mir ein NASCAR-Rennen aus der Nähe anschauen. Ich hoffe jetzt erstmal, dass die ChampCar noch größer und viele Zuschauer haben wird, viele Fans und Publicity. Das ist mein Ziel. NASCAR ist cool anzuschauen, ist aber noch nicht mein Ding!"
Frage: "Wirst du jetzt in die USA ziehen oder bleibst du in Europa?"
Doornbos: "Zuerst dachte ich schon, dass ich in die USA ziehe, denn wenn ich etwas mache, will ich es richtig machen, aber ich habe darüber nachgedacht und auf der anderen Seite gibt es viel in Europa zu tun mit den Formel-1-Tests. Und dann ist der ChampCar-Kalender schon etwas eigenartig. Sie haben zum Beispiel vier Rennen hintereinander und dann eine sechswöchige Pause. Deswegen behalte ich mein Apartment in Monaco. Ich werde weiterhin in Europa arbeiten und leben und dann zu den Rennen zehn Tage vorher anreisen, um mich vorzubereiten und an die Zeitzone zu gewöhnen. Deswegen werde ich dieses Jahr noch nicht in die USA ziehen. Vielleicht irgendwann in der Zukunft."


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