• 11.04.2023 12:15

  • von Stefan Leichsenring

VW ID.7 Covered Drive: Elektro-Limousine im ersten Test

Wir haben die neue Elektrolimousine von VW bereits getestet, mit 210-kW-Heckantrieb und 77-kWh-Akku: Ein 86-kWh-Akku soll bald folgen

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Am 17. April wird die Weltpremiere des VW ID.7 stattfinden. Wir durften die Elektrolimousine bereits fahren, wenn auch nur mit bunter Außen-Tarnung. Zudem verrät VW bereits viel zur Technik des neuen Modells.

Titel-Bild zur News:

VW ID.7 (Covered Drive) Zoom

Der VW ID.7 gehört mit 4,96 Metern Länge fast schon in die Oberklasse, der Hersteller ordnet das Auto zwischen Mittelklasse und Oberer Mittelklasse ein. Das Auto besitzt ein Fließheck und hat eine große Heckklappe, nicht nur einen kleinen Kofferraumdeckel wie eine Stufenhecklimousine.

Der Radstand von 2,97 Metern ist ziemlich genau 20 Zentimeter länger als bei den meisten MEB-Modellen. Das sorgt nicht nur für viel Platz im Innenraum, sondern auch für eine größere Batterie.

Der ID.7 startet in den zwei Versionen Pro und Pro S. Der ID.7 Pro hat die bekannte Batterie mit 77 kWh (brutto: 82 kWh). Neu ist die später startende zweite Batterieversion des ID.7 Pro S mit netto 86 kWh (brutto: 91 kWh).

Mit der 77-kWh-Batterie soll die WLTP-Reichweite des ID.7 Pro bei bis zu 615 km liegen. Der ID.7 Pro S erreicht sogar ungefähr 700 km. Der Wert von 700 km würde für den dritten Platz in unserer Top-Ten-Liste mit den reichweitenstärksten Elektroautos sorgen - direkt hinter den Oberklassemodellen Lucid Air und Mercedes EQS. Geladen wird die Batterie des ID.7 Pro mit bis zu 170 kW, der später folgende Pro S kann mit bis zu 200 kW geladen werden.

Für die großen Reichweiten ist neben der guten Aerodynamik auch ein effizienterer Elektromotor verantwortlich. Die neue E-Maschine ist ein Permanentmagnet-Synchronmotor mit 210 kW und 545 Newtonmetern - damit ist sie die bislang stärkste E-Maschine eines ID-Modells, denn bisher war bei 150 kW Schluss.


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Vor allem aber ist sie besonders effizient. Dazu besitzt sie thermisch noch höher belastbare Permanentmagnete sowie eine verbesserte Kühlung mit Wasser und Öl. Auch der neue Pulswechselrichter und das reibungsoptimierte Eingang-Getriebe helfen beim Stromsparen.

Noch ist der ID.7 mit einer einer bunten Folie im Stil eines QR-Code getarnt. Doch die Proportionen sind erkennbar und zeigen das aerodynamische Design. So ergibt sich ein cw-Wert von 0,23, die Stirnfläche misst 2,45 Quadratmeter.

Und wie fährt sich das Auto?

Wir konnten die Startversion mit 210 kW und 77-kWh-Batterie für eine gute halbe Stunde fahren. Los ging es auf einer Steigung, und da fiel mir auf, dass der Wagen trotz fast durchgedrücktem Gaspedal kaum vorwärts kam. Der VW-Mitarbeiter im Fond behauptete, die Antriebsräder hätten durchgedreht, ich vermute jedoch, dass das ESP oder die Traktionskontrolle den Antrieb heruntergeregelt hat. So oder so: Hier hätte der altbekannte Allradantrieb mit 220 kW wohl besser performt.

Das Fahrwerk - normale Stahlfedern mit geregelten Dämpfern, kein Luftfahrwerk - gab auf den kurvigen Bergstraßen keinen Anlass zu Beschwerden. Dabei wankt das Auto im Sportmodus deutlich weniger als in Comfort, auch die Lenkung agiert spürbar direkter. Positiv fiel mir in scharfen Kurven der gute Seitenhalt in Sitzen auf, vor allem am Rücken. Ebenfalls auffällig: der kleine Wendekreis. Trotz des großen Radstands und ohne Allradlenkung kommt der Wagen erstaunlich gut um die Ecke.
Verbesserte Bedienung

Die Fahrmodi P, N, R und D werden nicht mehr mit dem seltsamen Dreh-Knubbel rechts am Display aktiviert wie bei ID.3 bis 5, sondern wie beim ID. Buzz über einen Hebel am Lenkrad - eindeutig die bessere Wahl, weil der Hebel nicht durch den Lenkradkranz verdeckt wird. Wie gehabt, kann man die Rekuperation nur die Aktivieren des B-Modus beeinflussen; One-Pedal-Driving bis zum Stillstand ist damit nicht möglich.

VW ID.7 (Covered Drive)

VW ID.7 (Covered Drive) Zoom

In der Cockpitmitte gibt es einen großen 15-Zoll-Touchscreen im Querformat mit (beleuchteten) Touch-Rutscherrn im unteren Bereich für die Klimaeinstellungen. Statt des bekannten Instrumentendisplays hat der ID.7 nur eine kleine Anzeige für ein paar Fahrdaten. Statt dorthin gucke ich von Anfang an instinktiv nur auf das serienmäßige Head-up-Display, das allerdings ebenfalls nicht sehr groß ausfällt.

Daneben gibt es die bekannten blauen Abbiegepfeile in Augmented-Reality-Technik und eine Sprachsteuerung. Letztere hat mich bei dem gefahrenen Vorserienmodell genauso enttäuscht wie die meisten bisher getesteten Systeme: IDA verstand meist nicht, was ich wollte, sogar dann nicht, wenn ich davor die Sprachbedienungstaste am Lenkrad drückte.

Die Fächel-Mechanik der Belüftung habe ich ebenfalls ausprobiert; groß war der Unterschied zu manuell bedienten Luftdüsen aber nicht. Cool ist jedoch eine andere Funktion: Im Modus "maximales Trocknen" soll der verschwitzte Rücken im Sommer schnell wieder trocken werden. Zudem gibt es eine ausgefeilte Massagefunktion - mich persönlich macht das Herumgeeiere auf den Polstern immer hibbelig, aber sei's drum: Auf Langstrecken soll das angenehm sein.

Im Fond habe ich als 1,76 Meter großer Sitzriese viel Platz; vor den Knien bleiben rund 15 Zentimeter, wenn der Sitz davor für meine Bedürfnisse eingestellt ist; über dem Kopf bleiben schätzungsweise sechs Zentimeter. Mein Testauto hat auch das Glasdach mit einstellbarer Transparenz. Im transparenten Modus wird das Glas nicht ganz klar, im opaken Modus ist es komplett milchig.

Marktstart im Herbst, Preise wohl ab etwa 55.000 Euro

Ungetarnt wird der VW ID.7 am 17. April gezeigt, auf den Markt kommt er dann im Herbst. Gefertigt wird das neue Modell für Europa und Nordamerika im Werk Emden, außerdem in China. Zu den Preisen gibt es noch keine Angaben. Dabei wird sich VW wohl an der Konkurrenz orientieren. Dazu gehören das Tesla Model 3, der BMW i4 und der Hyundai Ioniq 6, vielleicht sogar auch der Mercedes EQE und der im Herbst startende BMW i5.

Das Model 3 Long Range gibt es ab rund 55.000 Euro, den i4 mit 210-kW-Heckantrieb ab 56.500 Euro, den Ioniq 6 mit Heckantrieb und großer Batterie ab 54.000 Euro. Deutlich teurer ist der EQE, den es erst ab 66.000 Euro gibt. Wir vermuten, dass es die Basisversion des ID.7 ab etwa 55.000 Euro gibt, die Version mit 700 km Reichweite dürfte eher bei 60.000 Euro liegen.

Technische Daten des VW ID.7

Antrieb: Heckantrieb mit Permanentmagnet-Synchronmaschine (PSM)
Systemleistung / Systemdrehmoment: 210 kW / 545 Nm
0-100 km/h / Höchstgeschwindigkeit: k.A.
WLTP-Stromverbrauch: k.A.
Akku / WLTP-Reichweite: 77 oder 86 kWh netto / ca. 615 beziehungsweise 700 km
Aufladen: bis 170 beziehungsweise 200 kW mit DC
Ladedauer: k.A.
Maße: 4.961 mm Länge / 1.862 mm Breite / 1.538 mm Höhe / 2.966 mm Radstand
Aerodynamik: cW=0,23, Stirnfläche=2,45 m2
Kofferraum: 532 Liter Marktstart: k.A. Basispreis: k.A.

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