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  • 23.10.2018 18:41

  • von Sergey Udachin, übersetzt von Roland Hildebrandt

UAZ Patriot (2019) im Test: Ein russisches Gelände-Urgestein

Kennen Sie den UAZ Patriot? Seit 2005 ist der Geländewagen aus Russland auf dem Markt. Für 2019 wurde er gründlich überarbeitet. Test!

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Geländewagen aus Russland sind stets ein Fall für sich. Denken wir nur an den eigentlich antiquierten, aber sehr coolen Lada 4x4 Urban. Auch in Uljanowsk, der Geburtsstadt von Lenin, setzt man auf Altbewährtes: Seit 2005 bauen die UAZ-Werke dort den Patriot. Jetzt wurde er gründlich überarbeitet. Unsere Kollegen von Motor1.com Russland haben den UAZ Patriot ausführlich getestet.

Was ist das?

Es ist nicht bekannt, warum das derzeit beliebteste Modell des führenden russischen Herstellers von Geländewagen - UAZ - ausgerechnet Patriot heißt. Vielleicht, weil das Unternehmen, das während des Zweiten Weltkriegs in Uljanowsk entstand, wo zuerst Lastwagen und dann Geländewagen produziert wurden, hauptsächlich im Interesse des Heimatlandes und des Militärs arbeitete. Übrigens wie die amerikanische Marke Jeep, die im gleichen Zeitraum entstand. (Witzigerweise baute Jeep ab 2007 auch einen Patriot.)

Berühmt wurde UAZ durch den GAZ-69 und dessen Nachfolgers UAZ-469. Beide waren rustikale Geländewagen, die in praktischen allen Armeen des Ostblocks ihren Dienst verrichteten. Bis heute lebt der 469 im UAZ Hunter fort. Deutlich zivilisierter sollte aber der 2005 vorgestellte Patriot sein. Eine erste optische Überarbeitung erhielt der Patriot 2014. Zum Modelljahr 2017 bekam er Airbags und ESP.

Jetzt folgt das nächste Update, wenn auch nicht das letzte (bis März 2019 verspricht UAZ eine 4- oder 5-Gang-Automatik). Wie bei vielen früheren Upgrades werden nur aufmerksame Beobachter den ganz aktuellen Patriot erkennen. Unter den neun Farben des Modelljahres 2019 ist ein Metallic-Ton namens "Baikal-Blau". Auch das Design der 18-Zoll-Felgen wurde leicht verändert. Wer mag, kann den Offroad-Expeditionsfahrzeugen auf Patriot-Basis eine leuchtend orange Farbe verleihen.

Bislang wurde der Oranje-Patriot samt Winde, großem Dachgepäckträger, eine Heckleiter und Offroad-BF-Goodrich-Reifen nur als Sondermodell angeboten. Jetzt ist diese Ausrüstung (Kostenpunkt umgerechnet rund 2.400 Euro) als Expeditionspaket für jede Konfiguration erhältlich.

Im Inneren gibt es minimale sichtbare Veränderungen - etwa Griffe in den Ecken der hinteren Türen und auf den vorderen Dachsäulen. Praktisch für den Ein- und Ausstieg. Aber während der Fahrt sollte der Beifahrer sich besser nicht daran festhalten - man kann den Blick des Fahrers durch den rechten Seitenspiegel blockieren. Unsichtbare Verbesserungen betreffen die Dämmung des Motors und Innenkotflügel in den vorderen und hinteren Radkästen (siehe Bild). Das Abrollgeräusch der Reifen und das Trommeln von Steinen im Radhaus sind jetzt in der Kabine weniger hörbar.

UAZ Patriot 2019

UAZ Patriot 2019 Zoom

Wie fährt er sich?

Unter der Motorhaube bekommt der "neue" Patriot einen stärkeren Motor: ZMZ PRO heißt der 2,7-Liter-Vierzylinder mit 150 PS und 235 Newtonmeter Drehmoment. Der Saugbenziner (ZMZ 409051.10) stammt aus der Nutzfahrzeugsparte von UAZ und basiert auf dem alten 2,7-Liter-Motor (ZMZ 40906.10). Diesen gibt es jetzt im Patriot nur noch in der einfachsten Version namens Fleet für Firmenkunden.

Um zusätzliche 15 PS und 18 Newtonmeter zu erhalten, installierten die UAZ-Ingenieure neue Kolben, andere hitzebeständige Auslassventile, erhöhten das Kompressionsverhältnis (von 9,1 auf 9,8) und verbesserten den Zylinderkopf. Außerdem gibt es nun eine zuverlässige zweireihige Steuerkette anstelle einer kapriziösen lamellaren Kette. Letztere erschien aus Gründen der Geräuschreduzierung, als UAZ den Patriot auf Euro 4 umstellte.

Aber in Wirklichkeit spiegeln diese auf den ersten Blick geringen Leistungszuwächse nicht das neue Erscheinungsbild des Motors wieder. Viel wichtiger ist die Verschiebung des Spitzendrehmoments von 3.900 Umdrehungen auf 2650 Touren. Damit kommt der Patriot viel besser aus den Puschen. Er fährt perfekt im zweiten und sogar im dritten Gang bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten, einsinkende Räder in loser Erde oder Schlamm inklusive.

Ja, und die Dynamik hat sich stark verändert. Mit dem neuen Motor werden Überholvorgänge spürbar leichter. Brauchte der Patriot bislang etwa 20 Sekunden auf 100 km/h, sind es jetzt trotz der 2,1 Tonnen Leergewicht nur noch 12,7 Sekunden!

Die Erhöhung des Verdichtungsgrads führte zum Übergang auf Superkraftstoff mit 95 Oktan. Die Nutzung des in Russland noch erhältlichen, erschwinglicheren 92-Oktan-Benzins ist aber auch möglich. Zumindest auf unserer Probefahrt des UAZ Patriot in einem der äußersten nördlichen Punkte Russlands - auf den von der Barentsee umgebenen Halbinseln Sredny und Rybachy. Keine Beschwerden über den Betrieb des Motors, Fehlzündungen oder ein unruhiger Lauf wurden nicht bemerkt.

Zusätzlich zum geänderten Motor erhielt der aktualisierte Patriot eine neue Kupplung von LUK. Auf dem Papier verspricht dies eine größere Zuverlässigkeit und eine 20-prozentige Reduzierung der Pedalkraft. Zudem verschwinden die spürbaren Vibrationen des Autos im Leerlauf. Zum Beispiel, wenn Sie die Klimaanlage einschalten.

Eine weitere revolutionäre Neuerung beim Patriot nach dem stärkeren Motor und dem verbesserten Getriebe ist eine komplett neue Vorderachse samt steiferer Konstruktion der Zahnstangenlenkung. Das zahlt sich aus, denn mit den neuen Fahrwerkselementen lässt sich das Auto besser und genauer steuern. So kommt man nun mit nur seltenen kleinen Kurskorrekturen aus. Zusätzlich wurde der Wendekreis des Patriot um 0,8 Meter reduziert.

UAZ hat sich auch um die Hinterradaufhängung gekümmert. Die Steifigkeit der Federn wurde um sechs Prozent reduziert. Gleichzeitig haben die verbesserten Eigenschaften der vorderen und hinteren Stoßdämpfer sowie der modifizierte hintere Stabilisator den Patriot weicher und komfortabler gemacht. Was bleibt, ist ein Schütteln auf kleinen Unebenheiten, sowie Übersteuern, zudem springt kann das Heck, auf rauen rutschigen Oberflächen zum Springen neigen.

UAZ Patriot 2019

UAZ Patriot 2019 Zoom

Der aktualisierte Patriot des Modelljahrs 2019 ist jetzt leistungsfähiger, drehmomentstärker, dynamischer und komfortabler. Er fährt besser, beschleunigt schneller, läuft gut auf und abseits der Straße. Zusätzlich zu den beschriebenen Innovationen, einschließlich verzinkter Türscharniere, werden ab 2018 die Karosserieteile des UAZ Patriot (Türen, Kotflügel, Motorhaube, Türöffnungen) aus neuem, korrosionsbeständigem Stahl 006IF anstatt des bisherigen 08U gestanzt. Das Problem von Rost an den Karosserienähten versucht man mit einem speziellen Klebeband zu lösen, bevor sie das Metall mit Grundierung und Farbe überzogen wird.

Aber im Automobilwerk Uljanowsk gibt dennoch etwas zu tun. Das betrifft vor allem die Qualität der Montage und die Verarbeitung. Und es ist auch erforderlich, das Problem mit der Heckklappe zu lösen. Trotz der Installation eines neuen, Doppeltürverschlusses ist die Öffnung des Laderaums auf der Straße nicht dicht. Dadurch fallen Feuchtigkeit und Schmutz vom Dach in die Kabine.

Was kostet er?

Dennoch hat der Patriot dieses Mal wirklich viele Verbesserungen erfahren, wenn nicht sogar mehr als in den letzten Jahren. Und er wird nicht sehr viel teurer. Im Angebot sind in Russland vier Ausstattungsvarianten - Classic, Optimum, Prestige und Maximum - von 766.500 bis 1.049.000 Rubel, umgerechnet rund 10.000 bis 14.000 Euro. Das heißt, der Preisanstieg betrug etwa 30.000 bis 35.000 Rubel (umgerechnet etwa 400 Euro), was nicht so viel ist. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Lada 4x4 Urban bei 14.290 Euro. Falls Sie, werter deutscher Leser, einen UAZ Patriot haben wollen: Die "Made in Russia" GmbH im bayerischen Prutting holt ihn als freier Importeur zu uns.

Fazit: 5 von 10

Sollte ich den UAZ Patriot 2019 Modelljahr kaufen? Definitiv ja. Vor allem, wenn Sie gerne jagen, angeln und abseits der Zivilisation reisen. Oder wenn sie es schon tun wollten, sie sich aber noch nicht entscheiden konnten. Immerhin ist die aktuelle Version des SUV wahrscheinlich die beste seit vielen Jahren und erfordert nicht wie früher noch viel private Nacharbeit. Werden die Verkäufe des Patriot jetzt bergauf gehen? Nicht ausgeschlossen. Aber kaum auf Kosten von neuen Kunden der Marke, die plötzlich ihre koreanischen SUVs gegen den Patriot tauschen wollen.

Technische Daten UAZ Patriot (2019)

Motor: 2,7-Liter-Reihenvierzylinder, Saugbenziner
Leistung: 150 PS bei 5.000 U/min
Max. Drehmoment: 235 Nm bei 2.650 U/min
Getriebeart: Fünfgang-Schaltgetriebe
Antrieb: Allradantrieb mit zuschaltbarer Vorderachse
Länge: 4.785 mm
Breite: 2.110 mm (mit Spiegeln)
Höhe: 2.050 mm (mit Antenne)
Bodenfreiheit: 210 mm
Leergewicht: 2.125 kg
Verbrauch: 11,5 Liter/100 km
Anzahl der Sitze: 4+1
Beschleunigung 0-100 km/h: 12,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Kofferraumvolumen: 650 - 2.415 Liter
Basispreis: 766.500 Rubel (ca. 10.000 Euro)

Zur Bildergalerie des UAZ Patriot 2019 (20 Bilder) auf Motor1.com Deutschland

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