• 23.05.2024 13:23

  • von Stefan Leichsenring

Studie: Nachfrage-Delle bei Elektroautos bald wieder vorbei

Derzeit spricht alle Welt von der Nachfrageschwäche bei Elektroautos: Doch die Delle soll bald vorüber sein, so eine neue Studie

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Derzeit spricht alle Welt über die eingebrochene Nachfrage bei Elektroautos. Viele wollen es schon immer geahnt haben, dass aus den Stromern nichts wird, bei all den Problemen, von der Ladeinfrastruktur über den mangelnden Strom bis hin zum Batterierecycling. Doch nach einer Studie von Dataforce soll die Nachfragedelle bald wieder vorbei sein.

Titel-Bild zur News: Datafore-Infografik: Prognose zu den Antriebsarten in der EU bis 2029

Datafore-Infografik: Prognose zu den Antriebsarten in der EU bis 2029 Zoom

2024 soll die Nachfrage nach Elektroautos noch stagnieren, doch schon für 2025 gehen die Marktforscher in ihrem EU Passenger Car Report 2024 von steigenden Marktanteilen aus. Im letzten Jahr waren noch 16 Prozent der verkauften Neufahrzeuge in Europa reine Elektroautos (BEVs), so die Daten. Für 2024 ist nach der Infografik von Dataforce (siehe Titelbild) ein leicht sinkender BEV-Anteil zu erwarten. Schon 2025 aber soll der Wert auf 23 Prozent steigen, zwei Jahre später dann auf 33 Prozent und 2029 auf 48 Prozent. Dann sollen nach der Analyse auch mehr BEVs als Verbrenner verkauft werden.

Denn der Verbrenner soll kontinuierlich Marktanteile verlieren - von stolzen 64 Prozent im vergangenen Jahr auf 55 Prozent im kommenden Jahr und dann weiter bis auf 34 Prozent im Jahr 2029. Zur Erinnerung: Ab 2035 will die EU nur mehr emissionslose Autos zulassen. Bei Hybriden und Plug-in-Hybriden sieht Dataforce einen minimalen Anstieg von 18 auf 19 Prozent, danach aber eine leichte Abnahme bis auf 16 Prozent gegen Ende des Jahrzehnts.

Zur Begründung für die Prognose heißt es, die gekürzte Elektroauto-Förderung ließe die BEV-Nachfrage in den ersten Monaten des Jahres 2024 sinken. Doch strengere Vorgaben der EU für die CO2-Flottenemissionen erzwängen eine Erholung spätestens im Jahr 2025. Diese Grenzwerte lagen nach der Zusammenfassung der Studie (PDF) im Jahr 2020 noch bei 116 g/km, verringern sich aber 2025 auf 94 g/km, 2030 auf 50 g/km und 2035 auf 0 g/km.

Außerdem sollen der technische Fortschritt, Skaleneffekte und neue Konkurrenten (vermutlich aus China) zu Preissenkungen bei Elektroautos führen, argumentiert das Forschungsteam. Auch Reichweite und Ladeeigenschaften sollen sich nach der Studie deutlich verbessern. Zudem würden CO2-Abgaben fossile Kraftstoffe zunehmend verteuern.

Kurzfristig sind die Zukunftsaussichten für die Elektromobilität allerdings trübe. So prognostiziert der Branchenverband VDA für Deutschland einen Einbruch der BEV-Verkäufe um 17 Prozent im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2024 rechnete der VDA im Februar mit einem Absatz von 451.000 BEVs.

Noch pessimistischer ist die Automobilwoche: Danach sind nur 350.000 neue BEVs zu erwarten. Das wäre ein Drittel weniger als 2023, als noch 524.000 Elektroautos verkauft wurden. Grundlage für die Prognose der Autozeitung waren die Zulassungszahlen für Januar bis April. In diesen vier Monaten wurden in Deutschland 111.005 BEVs verkauft; der BEV-Marktanteil lag bei 11,8 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnen die Kollegen mit knapp 13 Prozent.

Mehr zum Elektroauto-Markt:

Elektroauto-Weltmarkt: 57% der Verkäufe entfallen auf China
Deutscher Elektroauto-Markt schrumpfte im 1. Quartal um 14%

Unter dem Strich

Das Argument der Dataforce-Marktforscher ist schon schlüssig: Die EU-Grenzwerte zwingen die Autohersteller zu niedrigeren CO2-Flottenemissionen. Wenn die Verbräuche der Verbrenner nicht dramatisch sinken oder die PHEV-Verkäufe steigen (bei denen die offiziellen Emissionen unrealistisch niedrig sind), müssen die Hersteller mehr Elektroautos verkaufen - durch verbesserte Produkte und/oder Preissenkungen. Das alles gilt freilich nur, wenn die EU bei den CO2-Vorgaben nicht zurückrudert.

Quelle: Dataforce via Automobilwoche (Paywall)