• 02.07.2021 09:29

  • von Stefan Wagner

Porsche Cayenne Turbo GT: Rekord-SUV debütiert mit 640 PS

Einen Turbo GT gab es bei Porsche noch nicht, ein so schnelles SUV auch nicht - So wurde der bisher extremsten Cayenne zum Nordschleife-Rekordler

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Sowas passiert auch in unserem Job nicht all zu oft. Vor einigen Wochen wurde ich von Porsche in ein Studio nach Stuttgart eingeladen, um mir vorab ein neues Auto anzuschauen und mit den Menschen zu sprechen, die das ominöse Teil gebaut haben. Ominös deshalb, weil ich beim Betreten der Halle noch keinen blassen Schimmer hatte, was man mir eigentlich zeigen will.

Titel-Bild zur News: Porsche Cayenne Turbo GT (2021)

Porsche Cayenne Turbo GT (2021) Zoom

Ein paar Minuten später laufe ich also in diesen riesengroßen Raum und erblicke ein sehr hellblaues SUV-Coupé mit goldenen Felgen und einem fetten Carbon-Dachspoiler. "Turbo GT" steht hinten drauf. Hab ich so auch noch nicht gehört. Aber dass es sich um einen Cayenne handelt, das sieht man zum Glück schon.

Was ist also ein Porsche Cayenne Turbo GT und warum machen die da so ein Geheimnis draus? Der Turbo GT ist laut Hersteller der neue "Spitzensportler" der Baureihe. Ich möchte noch anfügen: Er ist auch der extremste Cayenne, den es bisher gab. Zumindest, was die Fahrdynamik betrifft. Und was ich beim Vorab-Termin noch nicht wusste, jetzt aber schon: Porsche-Testfahrer Lars Kern hat mit dem Trumm einen neuen Nordschleife-Rekord für SUVs aufgestellt. 7:38 925 Minuten hat er für die 20,8 Kilometer gebraucht, rund 2,5 Sekunden weniger als der bisherige Rekordhalter, sein Plattform-Bruder Audi RS Q8. Daher vermutlich die Geheimniskrämerei.

Wie das alles erreicht wurde, das erklärt mir an diesem Tag Cayenne-Coupé-Projektleiter Hermann Sturm. Ich höre heraus, dass man zeigen wollte, was dynamisch mit einem SUV machbar ist, auch und gerade auf der Rennstrecke. Aber bitte unter voller Beibehaltung der Alltagstauglichkeit. Aufgrund der sportlicheren Anlagen wird es den Turbo GT nur als Cayenne Coupé und als Viersitzer geben.

Porsche Cayenne Turbo GT (2021)

Porsche Cayenne Turbo GT (2021) Zoom

640 PS und 850 PS hat man für die neue Performance-Speerspitze aus dem 4,0-Liter-Biturbo-V8 gequetscht. 90 PS und 80 Nm mehr als im Cayenne Turbo. Optimierungen wurden am Kurbeltrieb, der Turboaufladung, der Benzindirekteinspritzung sowie an der Ansaugung und der Ladeluftkühlung vorgenommen. Innermotorisch unterscheidet sich der V8 des Turbo GT in grundlegenden Elementen wie der Kurbelwelle, den Pleueln, den Kolben, dem Steuerkettentrieb und den Torsionsschwingungsdämpfern vom "normalen" Turbo.

Zudem hat man der 8-Gang-Automatik verkürzte Schaltzeiten spendiert und das Porsche Traction Management (PTM) - a.k.a. das Allradsystem - mit einer zusätzlichen Wasserkühlung fürs Verteilergetriebe gepimpt. Die serienmäßige Titan-Sportabgasanlage mit mittig angeordneten Endrohren ist eine Spezialanfertigung und verfügt über ein ziemlich abgefahrenes Detail - aus Gewichtsgründen (und weil es hier einfach machbar war) verzichtet sie auf einen Mittelschalldämpfer. Die Hörprobe im Stand fiel eher mittelprächtig aus. Ein Soundtest in freier Wildbahn sollte mehr Aufschluss geben.

Das stärkste Porsche-SUV ist der neue Turbo GT übrigens nicht. Der Cayenne Turbo S E-Hybrid leistet dank E-Unterstützung nochmal 40 PS mehr. Aber er ist auch deutlich schwerer und kann deshalb schon bei den Fahrleistungen nicht mithalten. Der Turbo GT geht in absurden 3,3 Sekunden von 0-100 km/h, eine halbe Sekunde schneller als der Hybrid. Beim Topspeed schlägt er ihn um 5 km/h, knackt als erster Cayenne die 300-km/h-Marke.


Fotostrecke: Porsche Cayenne Turbo GT (2021)

Und querdynamisch dürfte er dem Akku-Cayenne nicht nur wegen dessen Mehrgewichts um Welten überlegen sein. Denn die Ingenieure haben für eine Modellvariante ungewöhnlich viel Fahrwerksaufwand betrieben. Gegenüber dem Turbo liegt die Karosse hier bis zu 17 Millimeter tiefer. Außerdem hat man die Luftfederung um 15 Prozent steifer gemacht sowie die Dämpferkennlinien, die Lenkung und die Hinterachslenkung angepasst. Gleiches gilt für die Wankstabilisierung PDCC die nun "mit einer performance-orientierten Regelsoftware arbeitet". Mehr Wankstabilität, eine bessere Fahrbahnanbindung und ein präziseres Einlenkverhalten bei höheren Kurvengeschwindigkeiten sollen die Folge sein.

Das Porsche Torque Vectoring lässt passend dazu höhere Sperrgrade zu. Und auch an der Vorderachse hat man nochmal angespitzt. Die vorderen Felgen sind im Vergleich zum Turbo Coupé um ein Zoll breiter und 0,45 Grad mehr Negativsturz gibt es auch. Damit erhält der speziell für den Turbo GT entwickelte Pirelli P Zero Corsa (in 22 Zoll) mehr Aufstandsfläche und kann besser mit seiner klebrigen Magie um sich werfen. Verzögert wird ab Werk per Kreamikbremse, in diesem Fall auf Wunsch auch mit schwarzen Bremssätteln.

Von außen erkennen Sie den Turbo GT nicht nur am aufpreispflichtigen Neulack Arktikgrau (der wirklich seeehr hellblau aussieht, das müssen Sie zugeben), sondern auch an einer Front mit Spoilerlippe und größeren Lufteinlässen. Am Ende des Carbondachs sehen Sie längs am Dachspoiler anliegende Carbon-Sideplates. Darunter befindet sich eine vergrößerte Spoilerlippe. Sie ist nun 50 Millimeter breit (25 mm mehr als beim Turbo) und erhöht so den Abtrieb bei Höchstgeschwindigkeit um 40 Kilo. Ganz unten gibt es schließlich einen fetten Carbon-Diffusor.

Porsche Cayenne Turbo GT (2021)

Porsche Cayenne Turbo GT (2021) Zoom

Innen lockt der Turbo GT mit Unmengen an Alcantara, perforierten Sitzmittelbahnen, Akzentleisten in Mattschwarz und Alcantara-Lenkrad mit gelber 12-Uhr-Markierung. Außerdem kommt er als erster in den Genuss des neuesten Infotainmentsystems namens PCM 6.0.

Der Cayenne Turbo GT ist ab sofort bestellbar und rollt Mitte September 2021 zu den Händlern. Die Preise in Deutschland beginnen bei 196.078 Euro. Und in einem knappen Monat sollten wir Ihnen auch sagen können, ob er nicht nur verdammt schnell, sondern auch gut fährt.

Auch beim Elfer geht's rund

Der neue Porsche 911 GTS (2021) hat mehr Dampf als ein Carrera S
Porsche 911 GT2 RS mit neuem Nordschleifen-Rekord

Neueste Kommentare