• 09.10.2022 12:39

  • von Juan Felipe Munoz, Übersetzung: Manuel Lehbrink

Motor1 Numbers: Europa, die letzte Zuflucht für Kombis

Fast zwei von drei Kombis werden in Europa verkauft - In den USA haben sie gegenüber Minivans an Attraktivität verloren, in China gelingt der Durchbruch nicht

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Kombis sind so alt wie die Automobilindustrie. Ursprünglich waren sie Arbeitsfahrzeuge für den Transport von Waren. Im Laufe der Jahre wurden sie jedoch zur perfekten Mobilitätslösung für Familien, die den Komfort einer Limousine mit mehr Laderaum kombinieren wollten.

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Sie gewannen Marktanteile in Nordamerika und dann in Europa. Heute sieht man jedoch kaum noch Fahrzeuge dieser Bauart auf den Straßen ... mit Ausnahme von Europa.

Mit der Einführung der ersten Vans begann sich das Schicksal der "Station Wagons" in den USA, der "Estates" im Vereinigten Königreich und der "Breaks" in Frankreich zu ändern. Später folgten dann komfortable Geländewagen.

Auf dem US-Markt ließ die Begeisterung nach, ebenso wie sie auf den meisten asiatischen Märkten nie richtig in Gang gekommen war. Europa ist jedoch nach wie vor ein sicherer Hafen, auch wenn Kombis aufgrund der wachsenden Beliebtheit von SUVs auch hier eindeutig an Attraktivität verloren haben.

Fast zwei von drei Kombis werden in Europa verkauft

Obwohl ihr Absatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurückging, ist die Nachfrage nach Kombis in Europa mit Abstand die höchste der Welt. Mit etwas mehr als einer Million Einheiten von insgesamt 1,6 Millionen Stück entfielen 64 Prozent der weltweiten Verkäufe auf diesen Bereich.

In der Tat ist Europa der Markt, auf dem Kombis den höchsten Anteil am Pkw-Absatz haben. Im vergangenen Jahr betrug dieser 8,3 Prozent des Volumens. Nicht schlecht angesichts der starken Konkurrenz durch SUVs.

In der übrigen Welt wurden im vergangenen Jahr 574.000 Kombis gekauft, ein Plus von 4 Prozent. Die Verkäufe in den USA und Kanada beliefen sich auf 183.000 Einheiten, was einem Rückgang von 4 Prozent entspricht.

Der drittgrößte Markt war Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken mit 140.000 Einheiten, ein Plus von 4 Prozent. Die traditionellen Lada-Kombis sind bei vielen Verbrauchern in dieser Region nach wie vor sehr beliebt, sodass sie mit 7,1 Prozent Marktanteil den zweiten Platz einnehmen.

Japan war der viertgrößte Markt und China belegte mit nur 107.000 Einheiten den fünften Rang, allerdings mit einem Plus von 34 Prozent. Obwohl die Nachfrage seit 2020 gestiegen ist, sind Kombis für die meisten Verbraucher in diesen Regionen kein attraktives Produkt. Aus diesem Grund ist das Segment mehr oder weniger dem Untergang geweiht. Und ohne China ist es schwierig, zukünftige Entwicklungen zu erkennen.

Eine Frage der Wahrnehmung

Die öffentliche Wahrnehmung von Kombis ändert sich je nach Markt. In Lateinamerika sieht man sie zum Beispiel kaum auf den Straßen, weil man sie dort mit Leichenwagen assoziiert. Es sind einfach uncool, ein solches Auto zu fahren.

Im Gegensatz dazu gelten sie in Märkten wie Italien als ziemlich cool Autos. Dort ziehen die Verbraucher kaum eine Limousine in Betracht, sondern betrachten den Wagen als echtes Familienauto mit einer sportlichen, nützlichen und ansprechenden Seele. Das Gleiche gilt für Deutschland.

Weiter nördlich haben Kombis in Ländern wie Schweden und Norwegen ein echtes Konzept für Familien. Sie gelten als das ideale Fahrzeug für schwierige Winterbedingungen. Volvo und der späte Saab sind zwei gute Beispiele für beliebte Wagen dieser Klasse.

In den USA hat sich ihre Situation mit dem Aufkommen der Minivans dramatisch verändert. Letztere sind größer, geräumiger und haben eine höhere Fahrposition - genau wie SUVs. Heute können die Verbraucher dort aus weniger als zehn Fahrzeugen wählen.

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Der Autor des Artikels, Juan Felipe Munoz, ist Spezialist für die Automobilindustrie bei JATO Dynamics.

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