• 19.06.2020 12:08

  • von Stefan Leichsenring

Mercedes: Elektrischer Abgasturbolader soll Turboloch eliminieren

Mercedes nutzt die Mildhybrid-Technik bereits intensiv - Bald soll auch ein Sportmodell von AMG damit ausgerüstet werden

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Mercedes setzt sein Mildhybrid-System EQ Boost bereits bei vielen Modellen ein, doch auch Mercedes-AMG will künftig seine Antriebsstränge elektrifizieren. Während bei der Stammmarke Spritsparen das Ziel ist, will AMG damit offenbar die Dynamik seiner Autos erhöhen. So soll demnächst ein elektrischer Abgasturbolader Einzug halten.

Das System soll den Zielkonflikt lösen zwischen einem kleinen, schnell ansprechenden, aber wenig leistungsstarken Lader und einem großen Lader mit hoher Spitzenleistung, der aber verzögert anspricht. Das System befindet sich derzeit im Endstadium der Entwicklung und soll demnächst in einem Serienmodell eingesetzt werden, so Mercedes-AMG. Die Technik wurde zusammen mit Partner Garrett Motion entwickelt.

Bei dem neuen Elektro-Lader befindet sich ein nur vier Zentimeter großer Elektromotor auf der Laderwelle, zwischen dem Turbinenrad auf der Abgasseite und dem Verdichterrad auf der Frischluftseite. Der elektronisch gesteuerte E-Motor treibt das Verdichterrad an, bevor dieses den Abgasstrom übernimmt.

Die Elektrifizierung des Turboladers verbessert das Ansprechverhalten direkt ab Leerlaufdrehzahl und über den gesamten Drehzahlbereich hinweg deutlich, so Mercedes. Das Turboloch - also das verzögerte Ansprechen eines herkömmlichen Laders - wird durch den E-Motor eliminiert. Die Folge: Der Verbrennungsmotor reagiert spontaner auf das Gaspedal.

Außerdem ermöglicht die Elektrifizierung des Turboladers ein höheres Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Auch wenn der Fahrer vom Gas geht oder bremst, ist die Technologie des E-Turboladers in der Lage, den Ladedruck stets aufrecht zu erhalten, sodass ein kontinuierlich direktes Ansprechverhalten gewährleistet ist, versprechen die Techniker aus Affalterbach.

Der Turbolader schafft bis zu 170.000 U/min, was einen sehr hohen Luftdurchsatz ermöglicht. Er lässt sich mit einem 48-Volt-Bordnetz betreiben. Das bedeutet, dass das ein damit ausgestattetes Auto zumindest ein 48-Volt-Teilbordnetz braucht; die Mildhybrid-Technik zieht also bald auch bei AMG ein.

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