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  • 07.11.2019 11:03

  • von Stefan Leichsenring

Experte: Wasserstoff-Autos haben nur 15 Prozent Wirkungsgrad

Brennstoffzellen sind bei Pkw weniger sinnvoll, sagt der Elektrochemiker Maximilian Fichtner in einem Interview der Wirtschaftswoche und erklärt, warum

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Sind Wasserstoff-Autos die Zukunft oder doch eher Elektroautos? Bei dieser Frage geraten sich Autofans derzeit öfter in dies Haare. Ein interessantes Interview, das die Wirtschaftswoche mit dem Ulmer Elektro- und Festkörperchemiker Maximilian Fichtner geführt hat, bringt Informationen zu den Energieverlusten.

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Gegen Wasserstoff als Sprit spreche vor allem die geringe Energieeffizienz, so der stellvertretende Direktor des Helmholtz-Instituts für Elektrochemische Energiespeicherung in dem Interview. Der heutige Verkehr habe einen jährlichen Energiebedarf von 70 Terawattstunden (TWh). Mit Elektroautos wären es nur 200 TWh, mit Wasserstoff-Autos dagegen 1.000 TWh.  

Grund für den höheren Gesamtenergiebedarf der Brennstoffzellen-Fahrzeuge seien die Verluste, die sich bei den vielen Energieumwandlungen ergeben, von der Herstellung des Wasserstoffs bis zur Umwandlung in Bewegungsenergie:

- 40 Prozent bei der Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse von Wasser
- 20 Prozent bei der Komprimierung für den Transport
- 30-50 Prozent an der Wasserstoff-Tankstelle
- 50 Prozent bei der Stromerzeugung in der Brennstoffzelle

Insgesamt blieben so nur 15 Prozent Wirkungsgrad, sehr wenig verglichen mit den 70 Prozent von Elektroautos

"Am Ende bleiben circa 15 Prozent der eingesetzten Energie übrig, um die Räder anzutreiben", so der Professor, der laut WiWo zwölf Jahre in der Wasserstoffforschung tätig war. Er sei "ganz und gar nicht gegen Wasserstoff". Aber man müssen ihn da einsetzen, wo es Sinn ergebe. Und das wäre weniger der Brennstoffzellen-Pkw, sondern eher der Schwerlastverkehr, bei Schiffen und in der stationären Verwendung.

Zu dem Argument, das Nachtanken ginge beim Brennstoffzellen-Auto wesentlich schneller als beim Elektroauto, sagt Fichtner: Erstens könne man mit dem Elektroauto an Schnellladestationen bei 250 kW Ladeleistung innerhalb von wenigen Minuten ein paar hundert Kilometer Reichweite nachladen. Und zweitens bräuchte eine Wasserstoff-Zapfstelle nach jedem Tankvorgang 15 bis 20 Minuten für einen Druck- und Temperaturabgleich, bevor das nächste Wasserstoffauto tanken könnte.

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