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  • 04.12.2022 10:01

  • von Stefan Leichsenring

Deutsche Hersteller fahren beim Elektroauto-Absatz hinterher

Deutsche Hersteller haben inzwischen genug Elektromodelle auf dem Markt, doch im Absatz spiegelt sich das nicht wieder

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Deutsche Hersteller fahren beim Elektroauto-Absatz nach wie vor hinterher. Tesla wird dieses Jahr wohl über 1,3 Millionen Elektroautos verkaufen, der VW-Konzern wird wohl nur auf 500.000 kommen, schätzt das Center for Automotive Management (CAM).

Titel-Bild zur News: Elektroautoverkäufe Europa Jan-Sept 2022

Elektroautoverkäufe Europa Jan-Sept 2022 Zoom

Chinesische Autokonzerne kommen bei den Stückzahlen deutlich näher an Tesla heran als die deutschen: So soll BYD im Jahr 2022 auf 820.000 Stück kommen, SAIC mit Marken wie MG auf 700.000 Einheiten. Beide Konzerne liegen damit deutlich vor Volkswagen.

Noch weniger mitmischen können BMW und Mercedes: Der Münchner Konzern wird auf 180.000 BEVs kommen, Mercedes auf 130.000. Wie wenig das ist, zeigt der Vergleich mit dem Start-up Nio: Die chinesische Marke verkauft im Gesamtjahr voraussichtlich 120.000 Stück, so die von der Automobilwoche zitierte Prognose.

Auch in Europa liegen deutsche Elektroautos beim Absatz hinten, wie aus Zahlen von Statista für die ersten neuen Monate des Jahres hervorgeht. Danach belegt Tesla die Plätze 1 und 2, Fiat mit dem 500 Elektro kommt auf Rang 3, mit dem VW ID.4 und dem Skoda Enyaq folgen erst auf Platz vier und fünf Autos des VW-Konzerns:

Elektroauto-Absatz in Europa Januar bis September 2022

1. Tesla Model Y - 83.604 Stück

2. Tesla Model 3 - 55.325 Stück

3. Fiat 500 Elektro - 47.269 Stück

4. VW ID.4 - 41.183 Stück

5. Skoda Enyaq - 36.429 Stück

Am Modellangebot dürfte das Hinterhereilen der deutschen Konzerne kaum liegen, denn der VW-Konzern, Mercedes und BMW bieten etliche Modelle an, vom VW ID.3 bis zum Mercedes EQS. Ein Grund für die Schwierigkeiten der deutschen Industrie ist nach wie vor der Teilemangel, insbesondere bei Chips. Das schlägt sich in langen Lieferzeiten nieder. So soll man auf einen Audi Q4 e-tron derzeit bis zu zwei Jahre warten müssen.

Software ist die Achillesverse von VW

Ein weiterer Grund dürfte sein, dass die deutschen Konzerne kaum erschwingliche Elektroautos anbieten. Das preisgünstigste Modell dürfte der VW ID.3 sein, und den gibt es erst ab etwa 38.000 Euro. Billiger wird es wohl erst 2025 mit dem ID.2.

Auch Tesla hat kein günstiges Auto im Angebot, doch die Musk-Marke punktet mit hohen Reichweiten: Ein Model 3 schafft bis zu 626 km, während der in der gleichen Klasse antretende BMW i4 nur 589 km schafft, wie unser Ranking der E-Autos mit der größten Reichweite zeigt. Da hilft es wenig, dass in der Gesamtwertung teure deutsche Autos wie Mercedes EQS, EQE und BMW iX vorne liegen.

Hinzu kommt, zumindest bei VW, das Thema Software: Der Wolfsburger Konzern musste den elektrischen Porsche Macan und nun auch den Trinity verschieben, weil man selbst keine Fahrzeugsoftware zuwege bringt. Und wenn tatsächlich auch die völlig neue Trinity-Fabrik gestrichen wird, rückt wohl auch der Traum von Herbert Diess in weite Ferne, Elektroautos in nur zehn Mannstunden zu produzieren wie Tesla in Grünheide.

In China, nach wie vor dem größten Elektroauto-Markt weltweit, spielt neben den chinesischen Konzernen nur Tesla eine größere Rolle. Und dass chinesische Autos nicht nur in Sachen Hightech mithalten können, sondern auch bei der Crashsicherheit und in Sachen Fahrwerk mithalten können, zeigen der kürzlich getestete MG 4 Electric und unser Test des Nio ET7.

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Unser Titelbild zeigt die Elektroauto-Verkäufe von Januar bis September 2022 in Europa.

Quelle: Automobilwoche (Paywall), Statista