• 17.01.2008 16:30

  • von Harry Miltner

Cheng: Einer der auszog, um das Rennfahren zu lernen

Chinas Motorsport Aushängeschild Congfu Cheng fühlt sich reif für die Formel 1, wartet aber noch auf die finanzielle Unterstützung aus dem eigenen Land

(Motorsport-Total.com) - Chinas A1GP-Pilot Congfu Cheng versetzte seine Fans in entzücken als er beim Rennen in Zhuhai seinen roten Boliden auf Platz drei über die Ziellinie steuerte. Damit ist der Youngster der bislang erfolgreichste Motorsport-Export des Reichs der Mitte. Sein Erfolgsgeheimnis liegt in Europa.

Titel-Bild zur News: Congfu Cheng

Der Chinese Congfu Cheng fühlt sich bereit für das Abenteuer Formel 1

"Ich bin sehr glücklich das chinesische Team in der A1 Grand Prix-Serie vertreten zu können", sagte der 23-Jährige in einem ersten TV-Interview nachdem der völlig überraschend den dritten Platz im A1GP von China eingefahren hatte. "Ich hoffe meine Ergebnisse mit dem Team China können mehr Landsleute für den Motorsport begeistern."#w1#

Im Vorjahr wurden die Chinesen mit 22 Punkten Fünfzehnte unter den 22 Teams. Diese Saison liegt das Team dank Chengs guter Leistungen nach vier Rennen mit bereits 28 Punkten auf Platz neun. Im heimischen Zhuhai holte Cheng letzten Monat im Sprintrennen den sensationellen dritten Rang, die beste Platzierung in der Geschichte des Teams.

Anfänge im Kart

1984 in Peking geboren, begann Cheng im Alter von zehn Jahren mit dem Go-Kart-Fahren. "Ich mochte es sofort. Diese jaulenden Geräusche des Motors und die Geschwindigkeit." Chengs Vater erkannte früh das Talent seines Sohnes und schickte ihn zum Training nach Japan und Italien. "Ich war zwölf als ich nach Japan zum Trainingslehrgang fuhr. Zwischen 14 und 17 war ich dann praktisch jedes Jahr in Italien. Ich hatte das große Glück, dass meine Eltern so vorausschauend waren. In diesen Motorsportzentren gewesen zu sein, half mir später sehr in meiner Karriere."

1996 gewann Cheng seinen ersten Meistertitel - den Peking Shunxiang Karting Cup und verteidigte den Titel ein Jahr später. 1998 holte er die Pekinger Kartmeisterschaft und wurde Rookie des Jahres. Auch diesen Titel verteidigte er in den beiden Folgesaisonen.

Europa, ich komme!

Nach seinen Karterfolgen wagte der Chinese den Schritt in die Formelserien, zog nach Großbritannien, wo er ab 2000 studierte und fuhr. Er verbesserte sich stetig und wurde 2002 Vizemeister der Asian Formula Challenge mit sechs Siegen und vier weiteren Podestplätzen.

"In Europe Rennen zu fahren lehrte mich schon früh, mit welchem Einsatz und welcher Professionalität hier an die Sache herangegangen wurde. Es war zu Beginn hart, aber es machte sich bezahlt", so Cheng, der außerhalb seiner Familie kaum finanzielle Unterstützung bekam. In den 1990ern kostete eine Go-Kart-Saison rund 140.000 US Dollar und "meine Familie zählt in China sicher nicht zu den reichsten, aber meine Eltern haben meine Karriere voll unterstützt."

Formel 1 als Ziel

Der Einsatz wurde belohnt als Cheng 2003 im Rahmen des Manor Motorsport Fahrerprogramms einen Test mit einem McLaren-Mercedes Formel 1 Wagen absolvierte. "Die Arbeit mit McLaren hat mir das Niveau in der Königsklasse aufgezeigt. Dadurch wusste ich wie sehr ich mich auch selbst steigern muss."

Cheng wurde in der Britische Formel Renault Meisterschaft Dritter und "viele europäische Teams wurden dabei auf mich aufmerksam. Das half nicht nur mir, sondern ganz China." Der Exil-Chinese weiß, dass er noch Zeit hat eine Formel-1-Karriere anzustreben, aber er weiß auch, dass er dazu die finanzielle Hilfe heimischer Firmen benötigt.

"Ich denke, ich könnte schon in der Formel 1 fahren, aber die Zeit ist noch nicht reif. Der Motorsport in China steckt noch in den Kinderschuhen und ich hoffe, dass chinesische Firmen langsam den Wert eines Rennstalls entdecken. Ich bin stolz das Idol vieler chinesischer Rennfans zu sein. Das kann helfen die finanziellen Mittel aufzustellen."