Wehrlein vor Le-Mans-Debüt: "Ganz anders als Formel E"
Sowohl Formel E als auch Hypercars bei den 24h Le Mans gelten als hochkomplex - Für Pascal Wehrlein liegt der Hauptunterschied auf unterschiedlichen Ebenen
(Motorsport-Total.com) - "Später als erhofft, früher als gedacht." - So kommentiert Pascal Wehrlein bei Motorsport-Total.com seinen ersten Start bei den 24 Stunden von Le Mans. Es ist ein großes Kontrastprogramm zu seinem Alltag in der Formel E, da sich die größten Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen abspielen, wie der 30-Jährige erklärt.

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Für Pascal Wehrlein erfüllt sich mit dem Le-Mans-Start ein Traum Zoom
Während in der elektrischen Weltmeisterschaft extreme Softwarekomplexität und Energiemanagement im Vordergrund stehen, stellt das Langstreckenrennen in Le Mans ganz andere Anforderungen: Prozeduren, Verkehrsmanagement und ein insgesamt vielschichtigeres Gesamtpaket.
Formel E komplex, Le Mans komplexer
Auf die Frage, welches Auto anspruchsvoller zu fahren sei, kommt Wehrlein ohne Zögern auf den Punkt: "Es ist völlig unterschiedlich. Das Formel-E-Auto ist softwareseitig sehr komplex." Das liegt daran, dass zahlreiche Stellgrößen von Rekuperation bis zur Bremsbalance manuell abgestimmt werden müssen. Das Hypercar, das von vielen Fahrern als komplex beschrieben wird, schreckt einen Formel-E-Weltmeister hingegen nicht ab.
"Aber hier gibt es extrem viele Prozeduren, die man einhalten muss", sagt er mit Blick auf das 24-Stunden-Rennen. Slow Zones, VSC, FCY und Boxenstopp-Prozedere sorgen für mehr Quellen für mögliche Fehler. "Da haben wir uns sehr darauf konzentriert, die ganzen Prozeduren wirklich zu verinnerlichen, weil dort extrem viel Zeit verloren gehen kann."
Hinzu kommt der Umgang mit dem Verkehr, der für Wehrlein Neuland darstellt. "Das ist für mich die größte Umstellung", sagt Wehrlein. "In Le Mans gibt es massive Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Klassen. Außerdem sitzen teilweise Amateure im Auto, die sich nicht immer so verhalten, wie man es erwarten würde."

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Mit seinem Auftritt in Daytona überzeugte Wehrlein intern Zoom
Das ist nicht nur eine fahrerische Herausforderung, sondern vor allem eine strategische: "Im Rennen kommt es darauf an, so wenig Zeit wie möglich im Verkehr zu verlieren, und das über 24 Stunden. Wenn man pro Runde eine Sekunde verliert, sind das über das Rennen hinweg viele Minuten. Daher war es enorm wichtig, schon in Daytona erste Erfahrung zu sammeln."
Le-Mans-Debüt im fünften Jahr bei Porsche
Wehrlein hatte schon länger den Wunsch, in Le Mans zu fahren. "Das hat sich in den letzten Jahren immer mehr gesteigert", sagt er. Konkreter wurde es ab seinem Einstieg bei Porsche Ende 2020. "Bei Porsche wird Le Mans so zelebriert, da wird ständig drüber gesprochen. Natürlich wächst da der Wunsch, selbst mal dabei zu sein."
Lange Zeit gab es aber keine Möglichkeit, weil Porsche seine Hypercars 2023 und 2024 durchgängig mit drei Fahrern besetzt und die Formel E für Wehrlein Priorität hatte. Hinzu kam, dass Porsche Ende 2023 entschied, dass Mehrfachprogramme der Fahrer nicht mehr erwünscht sind und jeder Fahrer sich auf sein Themenfeld konzentrieren soll. Damit schien der Traum schon ausgeträumt.
Doch durch die Notwendigkeit, nach Verkleinerung des Porsche-Werksfahrerkaders einen neunten Fahrer für die 24 Stunden von Le Mans zu nominieren, wurde ein Start realistisch. "Ich habe letztes Jahr performt, in den Tests überzeugt, und dann hat einfach alles gepasst", sagt Wehrlein. "Jetzt sind wir hier." Der Start ist auch eine Belohnung für seine Verdienste für Porsche in der Elektroformelserie.
Hauruck-Debüt bei Daytona-Test
Überraschend: Wehrleins Vorbereitung im Simulator war vergleichsweise begrenzt. "In der Formel E ist die Simulatorarbeit sehr intensiv, weil man wenig Track Time hat. Hier war ich vielleicht drei bis fünf Tage im Simulator", erklärt er.
Der Rest lief über reale Tests - inklusive einem kurzfristigen ersten Einsatz bei den Novembertestfahrten in Daytona. "Ich habe zwei Tage vorher einen Anruf bekommen, ob ich übermorgen LMDh fahren möchte. Ohne Simulator - direkt rein."
Doch er lieferte im Porsche 963 von JDC-Miller Motorsports ab und empfahl sich daher für das Cockpit. Nach Einsätzen in Daytona und bei einem Langstreckentest in Aragon sowie dem WEC-Lauf in Spa fühlt sich der Deutsche gut vorbereitet.


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