Vasseur: "Da müssen wir hin"

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren gab es in Le Mans immer nur eine Frage: Audi oder Peugeot? Das einsame Dieselduell der beiden Hersteller stand stets im Fokus, das Bemühen der vielen privaten Teams stand meist im Schatten. Dauerhaft geschadet hat es dem traditionsreichen Rennen offenbar nicht. Vor allem im Zuge der Einführung veränderter Regeln stehen einige neue Teams vor der Tür. Darunter auch die erfolgreiche französische Mannschaft ART. Teamchef Frédéric Vasseur erklärt im Interview die Hintergründe.

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Das Team ART gehört Nicolas Todt und Frédéric Vasseur gemeinsam

Frage: "Frédéric, wie sicher ist es, dass sich ART im kommenden Jahr im Prototypensport zeigen wird?"
Frédéric Vasseur: "Naja, da ist in den vergangenen Tagen einiges vielleicht etwas zu euphorisch dargestellt worden. Es ist allerdings richtig, dass ich mich mit meiner Mannschaft nach neuen Betätigungsfeldern umschaue. Dabei spielt Le Mans und die Prototypenszene eine große Rolle, weil ich diese Bühne für gut erachte. Aber wir haben noch nicht abschließend über einen solchen Schritt entschieden."

Frage: "Wovon wird dieser Schritt abhängig sein? Vom Budget?"
Vasseur: "Nein, längst nicht nur vom Budget. Natürlich spielt das Geld eine gewisse Rolle, aber bei uns nicht die wichtigste. Ich will vielmehr erst einmal genauer abchecken, ob unserem Team langfristig mit einem Projekt auf der Langstrecke gedient ist. Rein technisch gesehen ist Le Mans sicherlich äußerst reizvoll, denn man kann sich mit seinen eigenen Kompetenzen gut darstellen. Aber man muss so etwas ganz genau planen. Dafür brauche ich nun noch drei bis vier Wochen Zeit. Erst dann entscheiden wir."

Frage: "In welche Klasse wollt ihr einsteigen?"
Vasseur: "Im ersten Jahr macht bestimmt nur die LMP2 wirklich Sinn. Wir können uns nicht gleich auf das höchste Niveau begeben, denn wir kennen uns noch viel zu wenig aus. Ein Jahr bräuchten wir mindestens, um all die Abläufe und Besonderheiten zu lernen. Wir müssen es vorsichtig angehen. Wenn wir den Schritt machen, dann werden wir das ganz gewissenhaft angehen. Nur so kannst du erfolgreich sein. Das haben unsere Erfolge in anderen Serien bewiesen."

Frage: "Wird ART ein eigenes Auto bauen, oder bei Lola, Oreca oder anderen ein Chassis kaufen?"
Vasseur: "Im ersten Jahr würden wir ein Auto kaufen müssen. Wir als Team wollen uns zwar in eine gewisse Richtung weiterentwickeln, aber uns fehlen derzeit noch die Möglichkeiten, um ein Auto komplett allein auf die Beine zu stellen. Aber für die Zukunft ist so etwas natürlich eine tolle Herausforderung. Meine Leute im Team würden so etwas sicherlich gern machen."

Frage: "Wie ist denn die Liebe zu Le Mans entstanden?"
Vasseur: "Die gab es schon immer - ich bin doch Franzose. Richtig gepackt hat es mich beim Besuch in Le Mans im vergangenen Jahr. Diese Stimmung, dieser einzigartige Event, diese großartige Motorsportbühne - das ist einfach seit jeher eines der besten Rennen der Welt. Als ich dort durch das Fahrerlager ging, habe ich gedacht: 'Da müssen wir hin!' Dass es nur dieser eine einzige Event pro Jahr ist, der über Wohl und Wehe entscheidet, ist noch eine weitere Besonderheit. Für uns als Team ist das reizvoll. Seit meinem Le-Mans-Besuch reift dieser Gedanke in mir und nun steht bald die endgültige Entscheidung an."