• 30.06.2013 17:07

Treluyer: "Die Tragödie ordnet unser Ergebnis ganz klar ein"

Für Benoit Treluyer und seine Audi-Kollegen Andre Lotterer und Marcel Fässler erfüllte sich der Traum vom dritten Le-Mans-Sieg in Folge nicht, doch das war Nebensache

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Le-Mans-Siegen in Folge mussten sich Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer am Steuer des Audi R18 mit der Startnummer 1 beim 90-jährigen Jubiläum des Langstreckenklassikers in Frankreich mit Platz fünf zufriedengeben. Grund war ein unplanmäßiger Wechsel der Lichtmaschine nach acht Rennstunden. Angesichts des tödlichen Unfalls von Aston-Martin-Pilot Allan Simonsen wurde das Trio auf tragische Weise daran erinnert, das auch eine Zielankunft in Le Mans ein Sieg sein kann.

Titel-Bild zur News: Benoit Treluyer

Für Benoit Treluyer und Co. gab es in Le Mans diesmal nicht viel zu lachen Zoom

Im Interview spricht Treluyer über den Tod von Allan Simonsen, über die technischen Probleme am Audi mit der Startnummer 1 im Rennen, über den Sieg des Schwesterautos mit der Startnummer 2 und über die bevorstehenden WEC-Saisonläufe.

Frage: "Benoit, wann und wie hast du vom Tod Allan Simonsens erfahren?"
Benoit Treluyer: "Da die Autos im Laufe der Jahre sicherer und sicherer gemacht wurden, hatten wir beinahe vergessen, dass der Motorsport extrem gefährlich sein kann. Bevor ich für meinen ersten Stint ins Auto kletterte, habe ich unsere Ingenieurin Leena gefragt, wie es Allan gehe, aber zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Neuigkeiten. Nachdem ich das Auto dann an Marcel übergeben hatte, nahm mich Wolfgang Ullrich auf die Seite, um mir die grauenvolle Neuigkeit mitzuteilen. Diese Tragödie ist nicht das einzige, an das ich mich beim Gedanken an Le Mans 2013 erinnere, aber sie ordnet unser Ergebnis ganz klar ein. Allein dieses Rennen zu beenden, ist schon ein Sieg."

Frage: "Konntest du die Gedanken an den Unfall während des Rennens verdrängen?"
Treluyer: "Während des Rennens ist man gedanklich voll bei der Sache. Natürlich sind derartige Neuigkeiten ein Schock, aber man bleibt trotzdem fokussiert. Bevor man ins Auto steigt, denkt man kurz darüber nach, doch erst nach dem Rennen begreift man wirklich, was passiert ist. Mich haben die Gefühle übermannt, als ich gerade allein in einer Ecke der Box war, um meine persönlichen Sachen einzupacken. Ich habe Allan nie persönlich getroffen, aber er war ein Teil unserer kleinen Welt und Tom (Treluyers Audi-Kollege und Simonsens Landsmann Kristensen) kannte ihn sehr gut. Gleiches gilt für Oliver (Audi-Kollege Jarvis; Anm. d. Red.), der in der Vergangenheit Teamkollege von Allan war. Allan war ein junger Vater. Das macht die ganze Sache noch tragischer. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden."


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Sonntag


Frage: "Was sagst du zum Lichtmaschinendefekt, der euer Auto nach acht Stunden von Platz eins auf Platz 21 zurückwarf?"
Treluyer: "Alle Beteiligten - Mechaniker, Ingenieure und Fahrer - haben großartige Arbeit geleistet, doch im Motorsport ist man nun mal von mechanischen Faktoren abhängig. Man kann die am besten vorbereitete Crew und das schnellste und zuverlässigste Auto haben und doch können Dinge wie diese immer vorkommen. Die Lichtmaschine hatte zuvor viele Langstreckentests ohne Probleme hinter sich gebracht. Um die Ursache für den Defekt herauszufinden, muss das Bauteil nun genau analysiert werden. Wie ich schon oft im Vorfeld gesagt habe: Um dieses Rennen zu gewinnen, braucht es auch eine Portion Glück. Das hatten wir in diesem Jahr nicht. Ich glaube, man muss Niederlagen erleiden, um die Siege richtig genießen zu können. Wir hatten diesmal alles außer das nötige Quäntchen Glück und das liegt nicht in unserer Hand."

Frage: "Dank Loic Duval, Tom Kristensen und Allan McNish ging der Sieg dennoch an einen Audi. Wie beurteilst du die Leistungen dieser drei Fahrer?"
Treluyer: "Auch wenn es nicht unser Auto war, das die Ziellinie als erstes überfahren hat, so ging der Sieg trotzdem an Audi, das ist die Hauptsache. Loic, Allan und Tom waren während der gesamten Woche schnell. Sie haben die Pole-Position geholt und sich das Rennen auf dem Weg zu einem verdienten Sieg perfekt eingeteilt. Vor zwölf Monaten hatten Loic und seine Teamkollegen (Romain Dumas und Marc Gene; Anm. d. Red.) das schnellste Auto, aber die Umstände hinderten sie am Sieg. In diesem Jahr war es umgekehrt. Für Loic freut es mich sehr, dass er seinen ersten Sieg an der Sarthe nun in der Tasche hat. Allan hatte nach viel Pech in den vergangenen Jahren wesentlichen Anteil am Erfolg. Tom arbeitet wie ein Verrückter und hatte so kurz nach dem Tod seines Vaters alles andere als eine einfache Zeit. Am Rennsamstag hat er zudem einen Freund verloren. Für alle drei freut es mich sehr, dass sie gewonnen haben."

Frage: "Wie sehen die nächsten Ziele für die Audi-Crew mit der Startnummer 1 aus?"
Treluyer: "Nach unserem technischen Problem haben wir nicht aufgegeben und versucht, so viele Punkte wie möglich aus Le Mans mitzunehmen. Unterm Strich kamen wir auf Platz fünf ins Ziel. Da in Le Mans doppelte Punkte vergeben werden, haben wir natürlich viele Punkte liegengelassen, doch in dieser Saison sind noch fünf Rennen zu fahren und wir sind hochmotiviert. Wir werden versuchen, jedes einzelne Rennen zu gewinnen und werden dann am Saisonende sehen, wo wir punktemäßig stehen."

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