• 19.01.2012 10:11

  • von Roman Wittemeier

Pescarolo: "Davor habe ich immer gewarnt"

Le-Mans-Legende Henri Pescarolo im Interview: Die Emotionen nach dem Peugeot-Ausstieg, die Fehler des ACO und die Chance auf Kunden-908

(Motorsport-Total.com) - Die Langstreckenszene wird 2012 ohne das Werksteam von Peugeot auskommen müssen. Die Franzosen zogen aufgrund sinkender Absatzzahlen in Europa kurfristig den Stecker aus dem Prototypenprogramm. In Frankreich wurde die Nachricht mit Bestürzung aufgenommen. Le-Mans-Legende Henri Pescarolo schildert im Interview mit 'Motorsport-Total.com' seine Emotionen und analysiert die Hintergründe der Peugeot-Entscheidung.

Titel-Bild zur News:

Immer ein Freund offener Worte: Le-Mans-Legende Henri Pescarolo

Frage: "Henri, wie hast du die Nachricht vom Peugeot-Ausstieg aufgenommen?"
Henri Pescarolo: "Mir gehen dabei unterschiedliche Dinge durch den Kopf. Natürlich ist es unendlich schade, wenn eines der besten Langstreckenteams zusperrt. Ich denke dabei auch an die über 150 Leute, die dort arbeiten. Die meisten kenne ich sehr gut. Auch die Piloten tun mir leid. Viele der Jungs hatten schon einen unterschriftsreifen Vertrag für 2012 vorliegen. Das alles finde ich einfach nur traurig. Traurig für Frankreich, traurig für den Sport, traurig für Peugeot und für uns alle."

Frage: "Das ist die erste emotionale Reaktion. Was geht dir noch durch den Kopf?"
Pescarolo: "Zwei weitere Dinge. Einerseits belegt dieser Schritt von Peugeot, dass wir uns derzeit in einem wirtschaftlich sehr schwierigen Umfeld behaupten müssen. Wir haben hier in Frankreich eine echte Krise, die ganz real ist. Und wenn schon ein großer Hersteller wie Peugeot solche Probleme hat, dann kann man sich in etwa ausmalen, wie schwierig es auch für uns derzeit ist."

Warnungen sind verhallt

Frage: "Du hast oft genug darauf hingewiesen. Also werden die wirtschaftlichen Nöte durch den Peugeot-Ausstieg nun greifbarer?"
Pescarolo: "Ja, ganz genau. Das ist dann der dritte Aspekt, der mir auch noch durch den Kopf geht. Leider wird nun auf diesem Wege klar, dass ich mit meinen Appellen seit sechs Jahren richtig lag. Ich habe dem ACO immer wieder gesagt, dass es gefährlich wird. Sie haben den Herstellern zu große Vorteile gewährt und die privaten Teams damit kaputtgemacht."

¿pbvin|64|4255||0|1pb¿"Mein Argument war immer, dass man sich nicht nur die sportliche Seite anschauen darf. Man muss eben wissen, dass sich solch ein Hersteller von einem Tag auf den anderen zurückziehen kann. Genau das ist nun passiert. Es war dumm, die kleinen Teams so untergehen zu lassen, denn es war immer klar, dass man die kleinen Teams eines Tages als wichtige Basis der Szene brauchen wird."

Frage: "Also waren deine Mahnungen in den vergangenen sechs Jahren nutzlos?"
Pescarolo: "Ja, absolut. Man sieht es doch jetzt. Die Regelmacher haben uns dermaßen benachteiligt. Die Dieselfahrzeuge waren viel zu sehr im Vorteil. Die kleinen Teams sind daher in der Versenkung verschwunden. Über einige Jahre hatte man wirklich herrliche Duelle zwischen Audi und Peugeot. Aber das ist nun vorbei. Ich bin sicher, dass Toyota den Audis nicht gleich im ersten Jahr das Wasser reichen kann."

Droht nun große Langeweile?

Frage: "Wird es also langweilig?"
Pescarolo: "Ja, ich denke schon. Ich schätze, dass Audi in diesem Jahr einsam vorwegfahren wird. Toyota/Oreca, Strakka, OAK, JRM, Rebellion und wir zum Beispiel sind nicht konkurrenzfähig. Und das liegt alles nur an den dummen Regeln. Seit sechs Jahren lag ich mit meinen Mahnungen richtig - leider! Natürlich ist es schwierig, die starken Autos von Audi und Peugeot zu schlagen. Aber wenn man uns per Reglement näher dranbringt, dann gibt es wenigstens eine Art von Rennen für uns. Das war bislang aber nicht der Fall."

2009 setzte Henri Pescarolos Team einen Kunden-Peugeot in Le Mans ein Zoom

Frage: "Aus der Konzernmitteilung kann man herauslesen, dass der 908 wohl nicht in Kundenhand gelangen wird. Siehst du keine Chance, die Peugeots irgendwie doch noch im Einsatz zu sehen?"
Pescarolo: "Es würde mich überraschen. Der 908 ist ein enorm teures Auto. Wenn ein Hersteller wie Peugeot so etwas stoppt, dann doch nur, weil sie dort offenbar viel Geld einsparen können. Wenn sie die Autos verkaufen wollten, müssten sie vermutlich ziemlich viel Geld dafür verlangen."

Frage: "Aber es gibt auf dieser Welt einige Leute mit viel Geld..."
Pescarolo: "Ja, das stimmt. Es gibt diese Leute aus Kuwait, Katar und Bahrain und so weiter. Ich finde auch ein anderes Szenario hätte einen gewissen Charme. Jene Formel-1-Teams, die im Moment nur in den hinteren Reihen stehen, könnten sich nun die Peugeots kaufen und sofort in Le Mans siegen. Das ist sicherlich ein attraktives Szenario. Das Problem allerdings: Die Nennfrist für Le Mans und die WM ist gestern Abend abgelaufen."

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