Nach Regen beim Vortest: Mittwoch, Donnerstag als "Testtage"
Mit weniger Daten als erhofft nehmen die von Audi angeführten LMP1-Teams die Le-Mans-Woche in Angriff - Basisarbeit wichtiger als Zeitenjagd
(Motorsport-Total.com) - In Le Mans wird es langsam, aber sicher ernst. Am Mittwoch stehen das einzige Freie Training (16:00 Uhr bis 20:00 Uhr) und das erste von drei Qualifyings (22:00 Uhr bis 24:00 Uhr) zum diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Programm (Live-Ticker zu den 24 Stunden von Le Mans 2015). Weil es die Teams beim Vortest Ende Mai über weite Strecke mit einer feuchten Piste zu tun hatten, gibt es am Mittwoch (auf jeden Fall) und am Donnerstag (sehr wahrscheinlich) noch Nachholbedarf. Man muss zunächst die Dinge erledigen, die man eigentlich am offiziellen Testtag erledigt haben wollte.

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Beim Le-Mans-Vortest am 31. Mai herrschten keine optimalen Bedingungen Zoom
Wie geht man bei Dauersieger Audi an den ersten Streckentag im Rahmen der 83. Auflage der 24 Stunden von Le Mans heran? "Der Vortest brachte dieses Jahr etwas weniger Daten als erhofft, aber das war für alle gleich", bemerkt Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich, um anzufügen: "Die Zeit im Trockenen war extrem kurz, aber da es in Le Mans ja auch jederzeit regnen kann, kann man das gut nutzen. Es wäre gut, wenn man ein bisschen mehr Zeit bekäme, um noch einmal im Trockenen zu fahren."
"Es ist wichtig, dass wir am Mittwoch und Donnerstag stabile Bedingungen haben, die wir am Testtag nicht hatten", sagt Audis LMP1-Leiter Chris Reinke. Nach Freiem Training und Qualifying 1 am Mittwoch stehen am Donnerstag stehen das zweite und dritte Qualifying (19:00 Uhr bis 21:00 Uhr beziehungsweise 22:00 Uhr bis 24:00 Uhr) auf dem Plan. "Wir haben natürlich bei einem solch komplexen Auto immer eine Jobliste, die zum Rennen hin immer stärker priorisiert werden muss. Wir haben vom Testtag aber keine Dramen mitgenommen. Wir sind nicht im Stress, irgendetwas nach- oder aufbereiten zu müssen", beruhigt Reinke.
Rene Rast, der sich den Audi #9 mit Filipe Albuquerque und Marco Bonanomi teilt, bestätigt: "Wir haben natürlich am Testtag nicht viel machen können, weil es einfach schwierige Bedingungen waren. Deswegen werden wir versuchen, noch einiges auszusortieren. Das wird aber nichts Großes mehr sein. Wir haben eine gute Basis. Unser Auto hat sich gut angefühlt. Wir Fahrer werden daher einfach versuchen, unseren Rhythmus zu finden."
Technikchef Jörg Zander präzisiert das bei Audi für Mittwoch und Donnerstag vorgesehene Programm: "Gerade im Bereich Trockenreifen konnten wir beim Vortest unsere geplanten Untersuchungen nicht anstellen. Insofern tappen wir, was die Ausrichtung für das Rennen betrifft, noch ein bisschen im Dunkeln."
Im Dunkeln tappt man vor allem noch in Bezug auf den Reifenverschleiß und damit einhergehend die Länge der Stints im Rennen. "Priorität ist, zu wissen, wie viele Stints man auf einem Satz Reifen fahren kann und ob man nachts einen anderen Reifen benutzen soll - wenn ja, welchen", erklärt Andre Lotterer, der im Audi #7 zusammen mit Marcel Fässler und Benoit Treluyer Le-Mans-Sieg Nummer vier ins Visier nimmt.
Wenngleich bezüglich der Stintlänge noch keine Klarheit herrscht, so gibt es doch schon Tendenzen. "In Le Mans waren es immer zwischen drei und fünf Stints. Fünf waren die Ausnahme, das kann man nicht immer machen, aber vier Stints sind schon ein Muss, denke ich. Drei sind das absolute Minimum", bemerkt Lotterer.
Pole-Position hat für Audi "null Bedeutung"
Und mit welchen Erwartungen geht man ins Qualifying? Bei diesem ist anders als sonst in der WEC nur die absolut schnellste Runde aus den drei Sessions ausschlaggebend. "Das Qualifying ist in Le Mans sicherlich ein Prestigethema, ganz klar. Wir wollen uns aber auf die 24 Stunden ausrichten", betont Technikchef Zander. Loic Duval, der sich den Audi #8 mit Lucas di Grassi und Oliver Jarvis teilt, geht noch einen Schritt weiter und sinniert: "Die Pole-Position hat für uns null Bedeutung. Ich kenne keinen Fahrer, der einen Sieg für eine Pole-Position hergeben würde - umgekehrt natürlich schon."
Statt sich an der Hatz um die Pole-Position zu beteiligen, will man bei Audi auch im Qualifying konsequent auf das Rennen hinarbeiten. "Die Arbeitspakete sind an die Autos verteilt. Wichtig ist, dass man die Zeit ohne größere Probleme nutzen kann", sagt Motorsportchef Ullrich und fügt hinzu: "Wir haben von den Tests, die wir vorher gemacht haben, unsere Vorstellungen. Morgen werden wir - wie wir das immer gemacht haben - mit einem Auto verifizieren, ob unsere Vorstellungen umsetzbar sind."

