Die 24 Stunden von Le Mans sind seit 1923 eine Institution - Wir haben 24 interessante Fakten zum bekanntesten Rennen der Welt gesammelt
1 - Aus dem Lager von Toyota starten Sebastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nkajima mit der Startnummer 1 in die 24 Stunden von Le Mans 2015 - dabei ist das Trio keinesfalls Titelverteidiger an der Sarthe. Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer (Audi) siegten 2014. Sie starten mit der Nummer 7. Warum? Die Startnummer richten sich nach den Platzierungen in der Langstrecken-WM 2014 - und dort war Toyota vorn.
2 - In zwei Schritten müssen sich die Le-Mans-Neulinge unter den Piloten für die Teilnahme am Rennen qualifizieren. Einige Wochen vor dem Event bittet der veranstaltende ACO die Rookies in den Simulator von OATech nahe Paris. Dort werden auch "Slow Zones" und Einsätze der Safety-Cars durchgespielt. In einem zweiten Schritt müssen die Fahrer beim Vortest zehn Runden in vernünftigem Tempo absolvieren, um beim Klassiker dabei sein zu dürfen. In diesem Jahr musste beispielsweise Nico Hülkenberg (Porsche) diese Prozeduren durchlaufen.
3 - Drei Safety-Cars stehen rund um die Uhr für einen etwaigen Einsatz an der Strecke parat. Die Sicherheitsfahrzeuge, die auch in diesem Jahr von Audi kommen, sind an verschiedenen Punkten positioniert, um dort jeweils schnell das Feld der Rennfahrzeuge "einzufangen". Safety-Car Nummer 1 steht am Ende der Boxengasse, das zweite zwischen den Schikanen der Hunaudieres-Geraden, das dritte wartet in der berühmten Arnage-Kurve auf einen etwaigen Einsatz.
4 - Audi ist zur Saison 2015 mit dem R18 e-tron quattro in die 4MJ-Hybridklasse aufgestiegen. Dies bedeutet, dass das Schwungradsystem der Ingolstädter pro Runde in Le Mans vier Megajoule an Energie aufnehmen und wieder abgeben darf. Im direkten Vergleich zur Konkurrenz hinkt Audi etwas hinterher. Toyota fährt wie im Vorjahr in der 6MJ-Klasse, Porsche nutzt die Möglichkeiten des aktuellen Reglements mit acht Megajoule pro Runde voll aus - und hat somit den meisten Boost durch Elektromotoren.
5 - Im sechs Fahrer umfassenden Kader von Toyota sind fünf verschiedene Nationen vertreten. Anthony Davidson und Mike Conway kommen beide aus Großbritannien, die Kollegen Sebastien Buemi (Schweiz), Kazuki Nakajima (Japan), Alexander Wurz (Österreich) und Stephane Sarrazin (Frankreich) sind aus vier anderen Ländern zusammengewürfelt.
6 - Der Ferrari 458 Italia bleibt auch nahe dem Ende seiner Laufzeit (wird bald durch den neuen 488 abgelöst) das beliebteste Fahrzeug in der GTE-Am-Klasse. Sechs dieser italienischen Sportwagen treten in diesem Jahr in der Amateur-Kategorie gegen vier Porsches, zwei Aston Martins und jeweils eine Corvette und Viper an. Die meisten Ferraris setzt AF Corse ein. Die italienische Mannschaft von Amato Ferrari betreut insgesamt in der Saison 2015 den Einsatz von 110 (!) Rennfahrzeugen weltweit.
7 - Die große Vielfalt in der LMP2-Klasse: Auf der Nennliste für die 24 Stunden von Le Mans 2015 stehen sieben verschiedene Chassishersteller in der kleinen Prototypenklasse. Satte sieben Ligier JS P2 werden im Rennen dabei sein, hinzu kommen Autos der Hersteller Oreca, BR (SMP), Dome, Gibson, Morgan und Alpine.
8 - Für acht verschiedene Teams war der Franzose Nicolas Minassian bereits bei den 24 Stunden von Le Mans am Start. 1994 begann das Abenteuer für ihn mit der privaten Mannschaft von Roland Bassaler im unterlegenen Alpa LM (Ausfall). Die meisten seiner bisher 15 Einsätze an der Sarthe absolvierte Minassian im Werksteam von Peugeot. Zwischen 2007 und 2011 startete er fünfmal in Folge im Peugeot 908 in Le Mans. Bestes Ergebnis: Rang zwei im Jahr 2008.
9 - Hier gibt es Spurrillen und Verkehrszeichen am Rand! Der 13,629 Kilometer lange Circuit de la Sarthe führt neun Kilometer lang über öffentliche Straßen. Den Großteil dieses Stücks nimmt die berühmte Hunaudieres-Gerade mit ihren zwei Schikanen ein. Die beiden Brems-Geschlängel gibt es übrigens nur im Rennbetrieb. Im normalen Straßenverkehr ist die Hunaudieres ein Teilstück der Hauptstraße zwischen Le Mans und Tours. Dort lassen PKW, LKW und Motorräder die Schikanen natürlich aus.
10 - Genau vor zehn Jahren wurde auf der Start-Ziel-Geraden des Circuit de la Sarthe eine wichtige Veränderung vorgenommen. Man installierte 2005 eine Gedenktafel, die an die Opfer der Le-Mans-Katastrophe von 1955 erinnert. Damals kamen bei dem dramatischen Unfall mit dem Mercedes von Pierre Levegh über 80 Menschen ums Leben. Es war die schlimmste Katastrophe, die der Motorsport weltweit bislang ertragen musste.
11 - Keine schlechte Quote: Der Portugiese Pedro Lamy ist bei 15 Starts in Le Mans elfmal ins Ziel gekommen - solch eine Quote hat kaum einer der erfahrenen Piloten. Der frühere Formel-1-Pilot erreichte mit Peugeot in den Jahren 2007 und 2011 jeweils Rang zwei - ein Sieg fehlt noch. Immerhin steht ein Klassensieg zu Buche: 2012 holte er ihn sich in der Corvette von Larbre. 1999 gehörte Lamy zum Mercedes-Kader. Damals zog man die CLR wegen der wilden Überschläge vorzeitig zurück.
12 - Der Circuit de la Sarthe hat auf seinen 13,629 Kilometern Länge insgesamt 21 Kurven, zwölf davon gehen nach rechts. Darunter sind einige der berühmtesten Ecken der Welt: Tertre Rouge, Arnage, Porsche, Mulsanne und Dunlop.
13 - Die 13 gilt als Unglückszahl. In Flugzeugen europäischer Linien gibt es nie eine Sitzreihe mit der Nummer 13, in der Formel 1 und vielen anderen Rennserien wird die Startnummer 13 stets gemieden. Nicht so in Le Mans und der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC): Die Rebellion-Piloten Dominik Kraihamer, Daniel Abt und Alexandre Imperatori hoffen, dass ihnen die Startnummer 13 beim 24-Stunden-Rennen möglichst viel Glück bringen wird.
14 - So vielfältig das Angebot der Chassis in der LMP2-Klasse auch ist: Bei den Motoren in der kleinen Prototypenklasse sieht die Sache komplett anders aus. 14 der insgesamt 19 Fahrzeuge der LMP2-Kategorie werden von einem Nissan-V8 angeschoben. Drei Autos haben einen Honda-Biturbo (HPD) im Heck. Krohn setzt als einziges Team auf Judd, Morand hat nominell einen SARD-Antrieb - aber dies ist ebenfalls nur ein unbenannter Nissan-V8.
15 - Bei den 24 Stunden von Le Mans 2015 gehen insgesamt 15 deutsche Fahrer an den Start. Es sind dies: Andre Lotterer, Rene Rast (beide Audi), Timo Bernhard, Marc Lieb, Nico Hülkenberg, Jörg Bergmeister, Wolf Henzler (alle Porsche), Pierre Kaffer (ByKolles), Nick Heidfeld, Daniel Abt (beide Rebellion), Michael Krumm (Nissan), Stefan Mücke , Roald Goethe (beide Aston Martin) sowie Marco Seefried und Christian Ried (beide Proton). Kurios: In der mit 19 Autos am stärksten besetzten Klasse fährt kein einziger Deutscher.
16 - So schnell sind die LMP1-Fahrzeuge. 16 Sekunden benötigen die Autos von Porsche und Audi für das Überwinden der berühmten Porsche-Kurven. In dem schnellen Geschlängel werden Geschwindigkeiten von weit über 200 km/h gefahren, obwohl es nie wirklich geradeaus geht. Die LMP2-Fahrzeuge brauchen für jenen Abschnitt rund 1,5 Sekunden mehr, die schnellsten GTE-Autos verlieren dort wegen des vergleichsweise geringen Abtriebs fast fünf Sekunden - und stehen somit den Prototypen oft im Weg.
17 - Der Porsche mit der Startnummer 17 wird bei den 24 Stunden von Le Mans in Rot antretren. Die Werksmannschaft aus Weissach erinnert mit dieser Farbgebung an den Porsche 917 von 1970, der in rot-weißen Farben Österreichs von Hermann/Atwood zum ersten Gesamtsieg von Porsche in Le Mans gefahren werden konnte. In diesem Jahr werden Mark Webber, Timo Bernhard und Brendon Hartley im roten Porsche 919 Hybrid sitzen.
18 - Nach 18 Stunden Rennzeit setzt spätestens bei allen Fans, Teammitgliedern und Fahrern starke Müdigkeit ein - doch selbst dann sind erst drei Viertel der gesamten Distanz vollbracht. Es folgt anschließend noch einmal ein Lauf über sechs weitere Stunden. Dies entspricht der Laufzeit eines normalen WM-Wertungslaufs der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Kein Wunder also, dass die Sieger in Le Mans mehr verdient haben: Dort gibt es doppelte Punkte für die WEC-Wertungen.
19 - Er war jung und brauchte den Erfolg: 19 Jahre liegt der erste von zwei Le-Mans-Siegen des Österreichers Alexander Wurz nun bereits zurück. Der ehemalige Formel-1-Pilot war bei seinem allerersten Start 1996 im TWR-Porsche von Joest erfolgreich. Wurz krönte sich damals zum jüngsten Le-Mans-Sieger der Geschichte. 2009 ließ der leidenschaftliche Fan des Langstreckenklassikers einen weiteren Gesamtsieg mit Peugeot folgen. In diesem Jahr fährt Wurz gemeinsam mit Stephane Sarrazin und Mike Conway im Toyota mit der Startnummer 2.
20 - Mehr Erfahrung bringt in diesem Jahr kein anderer an den Start in Le Mans: Der Franzose Emmanuel Collard hat bereits 20 Mal am berühmten 24-Stunden-Rennen teilgenommen. Aber der 44-Jährige hat noch lange nicht genug. In diesem Jahr sitzt Collard am Steuer eines Ferrari 458 Italia von AF Corse und nähert sich somit mit 21 Starts in Le Mans so langsam der Rekordmarke von Henri Pescarolo. Die Le-Mans-Legende war 33 Mal als Fahrer dabei.
21 - Eine Geschichte, die 40 Jahre lang verborgen blieb. Das Rennen in Le Mans gewannen 1965 Masten Gregory und Jochen Rindt im Ferrari 250LM mit der Nummer 21. Was viele Jahre niemand wusste: Ed Hugus, Ersatzfahrer des North American Racing Teams, gab sich während des Rennens zwischenzeitlich als sein Landsmann Gregory aus. Der Stammfahrer hatte während der Nacht viel Rauch von den zahlreichen Grills der Fans in die Augen bekommen und konnte kaum etwas sehen. Da Rindt zu jener Zeit im Bett lag, stülpte sich Hugus den Gregory-Helm über und fuhr unerlaubterweise dessen Stint zu Ende. Erst 2005 kam dieser "Betrug" heraus.
22 - Ein kurzer Blick in die teils hoch interessante Historie von Le Mans: 1975 rückten vier Fahrzeuge, die eigentlich nicht qualifiziert waren, nur 22 Minuten vor dem Start noch in das Feld auf, weil Luigi Chinetti nach einem Streit mit dem ACO alle seine Ferraris wutentbrannt zurückzog. Es entstand eine unfassbare Hektik und heilloses Chaos. Viele Autos tauchten auf den falschen Startplätzen auf - und plötzlich war ein Fahrzeug im Wettbewerb, das dort nicht hingehörte. Das Ecuador Marboro Team jagte mit dem Porsche Carrera RSR aus der Boxengasse in den Wettbewerb. Es war der bislang einzige illegale Start in Le Mans.
23 - Wer Japanisch beherrscht, weiß um die Geschichte der Startummer 23 bei Nissan. Die 2 wird in der Landessprache des Werksteams "Ni" gesprochen, die 3 heißt auf Japanisch "San" - ergibt gesprochen eben Nissan. In dem neuen GT-R LM Nismo mit der Nissan-Standard-Startnummer 23 werden in diesem Jahr Olivier Pla, Jann Mardenborough und Max Chilton an den Start gehen.
24 - In 24 Stunden legen die Fahrzeuge der schnellen LMP1-Klasse im Langstreckenrennen von Le Mans (bei normalen Rennbedingungen) über 5.100 Kilometer zurück. Dies entspricht 17 Grand-Prix-Distanzen - somit also fast einer gesamten Formel-1-Rennsaison. Der Unterschied: Die LMP1-Autos müssen diese Distanz an einem Stück absolvieren - ohne Pausen, ohne Motorwechsel.
Die 24 Stunden von Le Mans sind seit 1923 eine Institution - Wir haben 24 interessante Fakten zum bekanntesten Rennen der Welt gesammelt