Le Mans: Streit um die Streichung des Vortests
Bei der Streichung des bisher sehr beliebten Le-Mans-Vortests hat Veranstalter ACO einen seltsamen Alleingang hingelegt: Nur Audi wurde gefragt
(Motorsport-Total.com) - Wie in vielen anderen Motorsport-Serien auch, haben ebenso die Veranstalter des legendären 24-Stunden-Rennens von Le Mans auf die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagiert. Im Rahmen eines kleinen Sparprogramms strich man zum Beispiel den für viele Teams wichtigen Vortest an der Sarthe ersatzlos aus dem Kalender. Und genau dieser Schachzug kommt nicht überall gut an.

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Das Megaevent Le Mans wird 2009 um einen Tag kürzer: Kein Vortest mehr
Der Testtag, der im vergangenen Jahr genau zwei Wochen vor dem Start des Langstreckenklassikers abgehalten wurde, war bislang für die Teams die einzige Möglichkeit, ihre Fahrzeuge auf der 13,6 Kilometer langen Strecke auszuprobieren. Le Mans bietet zum Beispiel mit den schnellen Porsche-Kurven und der langen Hunaudières-Passage typische Abschnitte, die kaum auf anderen Pisten zu simulieren sind.#w1#
Werden in Le Mans die Fahrer knapp?

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Gerade für den neuen Adui R15 TDI könnte der Le-Mans-Vorstest wichtig sein Zoom
Ein weiteres Problem ergibt sich für Teams und Fahrer: In Le Mans müssen sich viele Piloten mit einem Probelauf über zehn Runden im Renntempo erst für den Start beim 24-Stunden-Rennen qualifizieren. Sogar Alexander Wurz musste 2008 diese Runden drehen, obwohl er 1996 bereits in Le Mans den Gesamtsieg mit Porsche geholt hatte. Diesen Leistungsnachweis mussten die betroffenen Fahrer bislang beim Vortest erbringen. Lief dabei etwas schief, hatte das jeweilige Team immerhin noch einige Tage Zeit, einen Ersatzpiloten zu verpflichten.
Unter den aktuellen Regeln bleibt im Zeitplan der Le-Mans-Woche nur der Mittwoch oder Donnerstag, um die Piloten in einer freien Trainingssession auf die Qualifikationsrunden zu schicken. Sollte es dabei dann Probleme geben, dürfte es sehr schwierig werden, innerhalb kürzester Zeit einen neuen Piloten zu finden, der bereits automatisch am Rennen teilnehmen dürfte und auch noch in aller Kürze verfügbar ist.
"Das ist in erster Linie ein Problem des ACO", appellierte Le-Mans-Urgestein Henri Pescarolo im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' an die Veranstalter. "Soweit ich weiß, ist bis heute noch nicht klar, wie sich die Piloten für die Teilnahme am Rennwochenende qualifizieren sollen. Die müssen sich langsam mal überlegen, was im Falle eines Falles passieren soll."
Wenigstens die Audi-Meinung zählt

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Henri Pescarolo wurde ebenso von der Streichung des Vortests überrascht Zoom
Kurios ist außerdem, wie der ACO zur Streichung des Vortests kam. Sprecher des hiesigen Veranstalters schilderten den teilnehmenden Teams, dass man vor der Entscheidung eine Umfrage gestartet hatte. Bei Nachfragen von Teamchefs, die sich an eine solche Umfrage nicht erinnern konnten, hatte man die Antwort parat: "Dann haben wir ausgerechnet Sie wohl leider vergessen zu fragen."
"Ich habe von dieser Streichung auch erst aus der Zeitung erfahren", amüsierte sich Pescarolo über das Vorgehen des ACO. Gerade der legendäre französische Teamchef ist bei anderen Themen oft der erste Ansprechpartner der Le-Mans-Verantwortlichen. Auch die Rennleiter von Peugeot und der neuen LMP1-Werksmannschaft von Aston Martin wurden nicht einbezogen. Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich erklärte allerdings auf Nachfrage: "Ich kann sagen, dass ich aktiv mit einbezogen war."
Welche Auswirkungen die Streichung des Vortests in Le Mans hat, wie die Teams mit dem fehlenden Probelauf umgehen und welche Sparpotenziale gesehen werden, lesen Sie morgen exklusiv auf 'Motorsport-Total.com'. Die Rennleiter von Audi (Wolfang Ullrich), Peugeot (Olivier Quesnel), Aston Martin (George Howard-Chappell) und Pescarolo (Henri Pescarolo) stellen sich den wichtigen Fragen um den verlorenen Testtag.

