Krumm: "Dieses Teil lenkt ja wirklich ein"

Michael Krumm ist nach seinen ersten Runden am Steuer des Nissan DeltaWing überzeugt, dass "das Gesicht des Motorsports verändert werden kann"

(Motorsport-Total.com) - Marino Franchitti und Michael Krumm sind bisher die beiden einzigen Piloten, die den revolutionären Nissan DeltaWing fahren durften. Nachdem Franchitti vor wenigen Wochen im kalifornischen Buttonwillow den Shakedown absolvierte und im Vorfeld des 12-Stunden-Rennens von Sebring einige Demonstrationsrunden drehte, kletterte im Rahmen der anschließenden Testfahrten auch Krumm erstmals ins Cockpit der "Rakete".

Titel-Bild zur News: Nissan DeltaWing

Der Nissan DeltaWing gilt schon jetzt als Revolution im Motorsport

"Als ich das erste Mal in diesem Auto saß, war das schon eine Erfahrung, beinahe ein Schock", gesteht Krumm gegenüber 'THS'. "Das Konzept ist einfach komplett anders als alles, was man bisher gesehen hat. Die Vorderreifen erinnern eher an Motorradreifen. Das Auto hat keine Flügel und ist insgesamt sehr leicht." In der Tat: Der DeltaWing bringt keine 500 Kilogramm auf die Waage und liegt damit deutlich unter dem Gesamtgewicht der gängigen Prototypen.

"Der Hauptunterschied zu einem konventionellen Rennwagen liegt darin, dass der Großteil des Gewichts im Heck zu finden ist", sagt Krumm und verweist in diesem Zusammenhang auf die "unglaublich gute Traktion" des DeltaWing. Das geringe Gesamtgewicht habe zur Folge, dass der Fahrer "unglaublich schnell reagieren muss, wenn der Wagen ausbricht".

Beim Test eher Über- als Untersteuern

Wie so viele Beobachter stellte sich auch Krumm vor seiner ersten Ausfahrt die Frage, wie sich das hecklastige Auto mit der langen Frontpartie überhaupt vernünftig einlenken lassen würde. "Als ich dann meine ersten Meter fuhr, dachte ich nur: 'Wow, dieses Teil lenkt ja wirklich ein.' Das Einlenkverhalten ist derzeit sogar besser, als uns recht ist", so der Deutsche. Von Untersteuern demnach keine Spur. "Bei der Einfahrt in die Kurven ist derzeit eher das Heck noch etwas unruhig", sagt der langjährige Nissan-Pilot, geht aber davon aus, dass dieses Verhalten mit zielgerichteter Setup-Arbeit in Kürze der Vergangenheit angehören wird.

Nissan DeltaWing

Die Hecklastigkeit des DeltaWing resultiert laut Krumm in einer guten Traktion Zoom

"Es ist sehr aufregend, eine komplette Neuentwicklung wie diese zu fahren. Ich musste die Gedanken über die lange und schmale Front beim Fahren komplett verdrängen. Um dem Team das richtige Feedback geben zu können, musst du ohne Vorurteile an die Sache herangehen und das Auto fahren, wie jedes andere neue Auto auch", sagt der letztjährige GT1-Weltmeister über den DeltaWing. Aufgrund der niedrigen Sitzposition "kann der Fahrer die Front ohnehin nicht sehen", wie Krumm anmerkt.

Nach wenigen Runden konnte Krumm eigener Aussage zufolge das Limit der "Rakete" ausloten. Vom fahrerischen Gefühl her erinnere der DeltaWing nicht zuletzt aufgrund des geringen Gesamtgewichts "am ehesten an ein Formel-3-Auto." Insgesamt gesehen sei das Fahrzeug "eine Mischung aus einem Formel-Auto und einem LMP-Auto, da das Chassis eher an einen Prototypen erinnert", so der Nissan-Pilot.

Mangels Flügel nicht auf Clean-Air angewiesen

Das Hauptziel des Gemeinschaftsprojekts von Duncan Dayton, Dan Gurney, Don Panoz und Nissan sei es laut Krumm, zu beweisen, "dass wir in Le Mans einen Stint in vergleichbarer Zeit wie die LMP2-Fahrzeuge zurücklegen können, dabei aber nur 40 Liter Sprit verbrauchen". In diesem Zusammenhang verweist der Deutsche auf den angesichts fehlender Flügel geringen Luftwiderstand des DeltaWing.

Fahren im Pulk wird mit dem DeltaWing laut Krumm kein Problem darstellen Zoom

Der Abtrieb wird einzig und allein durch die charakteristische Form und den Unterboden generiert. "Vielleicht können wir damit das Gesicht des Motorsports für die Zukunft nachhaltig verändern, denn du hast mit diesem Auto keine Luftverwirbelungen mehr", wie Krumm herausstellt. Ein Fahren im Pulk sei demnach problemlos möglich. Dies würde künftig sowohl den Fahrern und nicht zuletzt den Fans an der Strecke und vor den TV-Bildschirmen zu Gute kommen.