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  • 02.04.2010 09:49

  • von Roman Wittemeier

Kristensen: Keine Atempause in Le Mans

"Mister Le Mans" Tom Kristensen über die Anstrengungen beim 24-Stunden-Klassiker und den gemeinsamen Nenner mit Allan McNish und Dindo Capello

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Woche war Tom Kristensen im Formel-1-Einsatz. Der dänische Audi-Werkspilot war in Australien als Rennsteward gefragt, denn in der Königsklasse sucht man ab dieser Saison stets den Rat von erfahrenen Piloten. Viel zu tun gab es für "Mister Le Mans" nicht, denn das Rennen in Melbourne brachte kaum strittige Situationen. Daher konnte Kristensen schnell - nach einem kurzen Abstecher nach Afrika - wieder nach Euorpa zurückkehren.

Titel-Bild zur News: Tom Kristensen

Tom Kristensen will seinen Rekord von acht Le-Mans-Siegen weiter ausbauen

In der Heimat steht die weitere Vorbereitung mit dem verbesserten Audi R15 TDI auf die 24 Stunden von Le Mans auf dem Programm. Nach weiteren Tests gibt es am 11. April in Le Castellet den ersten Renneinsatz des Jahres. Der nach einem Sportunfall wieder gensene Kristensen wird gemeinsam mit Dindo Capello und Allan McNish beim Auftakt der Le-Mans-Series (LMS) antreten.#w1#

"2005 habe ich mir beim Zwölf-Stunden-Rennen in Sebring ein tolles Duell um den Sieg mit Allan geliefert. Als wir gemeinsam auf dem Podium standen, haben wir spontan entschieden, künftig in Le Mans ein Team zu bilden", erinnert sich Kristensen an die Anfänge der Zusammenarbeit mit dem Schotten. Mit Capello hatte der Däne schon 2001 und 2002 in den USA erste Einsätze gemeinsam bestritten.

"Unser erstes gemeinsames Rennen haben wir 2006 in Sebring gleich gewonnen. Und das absolute Highlight war natürlich 2008 der Triumph in Le Mans. Es war also eine gute Entscheidung, und wir haben auch abseits der Rennstrecke viel Spaß zusammen. Wir sind zwar unterschiedliche Charaktere, haben aber einen ähnlichen Sinn für Humor. Wir können über dieselben Dinge lachen - und auch über uns selbst. Das haben wir über die Jahre gelernt", erklärt der achtmalige Le-Mans-Sieger.

"Wir drei sind nun schon seit fünf Jahren ein eingespieltes Fahrerteam, das einander blind vertrauen kann und sich bestens versteht. Das ist in Le Mans extrem wichtig, denn dort müssen die Fahrer eines Teams perfekt miteinander harmonieren", erklärt Kristensen. "Rennfahrer müssen von Haus aus sehr selbstbewusst sein. Bei einem 24-Stunden-Rennen muss Egoismus aber hinten anstehen. Dort kommt es auf jeden Einzelnen in der Mannschaft und Teamwork an."

"Ganz entscheidend ist auch, in vielen Details den besten Kompromiss zu finden, mit dem alle drei Piloten eines Fahrzeugs leben können. Nur dann hat man Aussicht auf Erfolg", erklärt Kristensen das Geheimnis guter Teamarbeit. "Das fängt bei so simplen Dingen wie der Sitzposition an, die in einem Rennauto nie optimal ist. Es zwickt immer ein wenig und tut immer etwas weh. Aber man kann die Sitzposition etwas angenehmer und damit komfortabler gestalten."

Allan McNish, Rinaldo Capello, Tom Kristensen

Die Drei von der Shell-Tankstelle: Audi tankt auch 2010 Diesel in Le Mans Zoom

"Diese wird zunächst einmal für jenen Fahrer optimiert, der die längsten Beine hat. Dann muss der Fahrer mit dem kräftigsten Körperbau bequem in den Sitz passen. Alles andere wird mit individuellen Einlagen und Nackenstützen angepasst, die der Pilot beim Fahrerwechsel mit ins Auto nimmt", so der Däne. Bei den Audi-Testfahrten in Sebring hat mein einen Großteil dieser wichtigen Anpassungsarbeiten bereits erledigen können.

Der Wohlfühlfaktor im Cockpit spielt bei dem Langstreckenklassiker an der Sarthe eine ganz besondere Rolle, denn ohne Komfort kann man den Kampf auf der schnellen Strecke kaum überstehen. "Als junger Mann habe ich viel Fußball gespielt. Da hat man zehn Minuten richtig gepowert und es anschließend etwas ruhiger angehen lassen, ehe man wieder richtig loslegt. In Le Mans geht das nicht: Man muss sich ständig konzentrieren und immer volle Leistung bringen - Runde für Runde, Stunde für Stunde", macht Kristensen deutlich.

Jede schnelle Kurve, jedes Bremsen, jedes Beschleunigen, sogar das Betätigen der Kupplung wird irgendwann zur Qual. "Auch bei der Abstimmung des Fahrzeugs müssen wir den besten Kompromiss für alle drei Fahrer finden. Dabei spielt auch unser Ingenieur Howden Haynes eine ganz entscheidende Rolle - er ist quasi unser vierter Mann. Unter uns wird häufig sehr kontrovers diskutiert und auch schon mal etwas gestritten, aber am Ende sind Allan, Dindo, Howden und ich immer in der Lage, uns auf einen gemeinsamen Weg zu einigen."