"Ein kluger Mann": Was Kristensen über einen Verstappen-Start in Le Mans denkt

Max Verstappen macht kein Geheimnis daraus, dass er sich einen Start bei den 24h Le Mans vorstellen kann - Tom Kristensen hält ihn deshalb für einen "klugen Mann"

(Motorsport-Total.com) - Dass Max Verstappen bekennender Fan der 24 Stunden von Le Mans ist, ist kein Geheimnis. Der viermalige Formel-1-Weltmeister hat mehrfach erklärt, dass er eines Tages "definitiv gerne in Le Mans fahren" würde. Für Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen wäre das eine gute Entscheidung.

Titel-Bild zur News: Tom Kristensen glaubt, dass Max Verstappen auch im Langstreckensport erfolgreich wäre

Tom Kristensen glaubt, dass Verstappen im Langstreckensport erfolgreich wäre Zoom

"Dass er sich schon jetzt für Le Mans interessiert, zeigt, dass er ein kluger Mann ist", schmunzelt der Däne im Gespräch mit der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network. "Er weiß, dass es auch außerhalb der Formel 1 harte Rennen gibt."

"Er wird schnell sein und die Autos werden ihm Spaß machen", glaubt der ehemalige Audi-Werksfahrer, auch wenn sich Verstappen das Auto mit seinen Teamkollegen teilen muss. "Aber es wird ihm Spaß machen. Und ich denke, er ist es ja schon von seinen Simulationsrennen gewohnt, wenn er das mit seinem Team macht. Mit den Le-Mans-Prototypen wird es genauso sein."

Max Verstappen würde eines Tages gerne in Le Mans fahren

Max Verstappen würde eines Tages gerne in Le Mans fahren Zoom

"Man muss sich also gut mit seinen Teamkollegen abstimmen, um das Beste aus allen dreien herauszuholen, damit das Auto jedes Mal, wenn es auf die Strecke geht, stark ist, auch wenn Max nicht fährt. Aber er wird sicher schnell, stark und konstant sein, wenn er dort fährt."

Abstimmung im Langstreckensport ganz anders

Allerdings weiß Kristensen aus eigener Erfahrung, dass die Abstimmung der Rennwagen im Langstreckensport ganz anders ist als in der Formel 1. "Im Langstreckensport muss man das einfach akzeptieren lernen", sagt der Däne. "Viele Fahrer, die aus der Formel 1 kommen, wollen ein steifes Auto, eine steife Plattform."

"Aber wenn [Verstappen] kommt, wird er ziemlich schnell lernen, dass man ein etwas weicheres Auto braucht, dass man ein bisschen mehr Rollverhalten haben muss. Nicht wegen des Komforts, sondern damit die Reifen drei, vier oder sogar fünf Stints halten."

"Das geht aber nur mit einer Aufhängung, die nicht so stabil ist, wie es für Sprintrennen gut ist", erklärt Kristensen die Unterschiede zur Königsklasse. "Aber das lernt man relativ schnell, wenn man von der Formel 1 in den Langstreckensport wechselt."

Verstappen als "Geschenk für jedes Team"

Kristensen verrät, dass er sogar schon persönlich mit Verstappen gesprochen hat. "Das war nach seiner dritten Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr, als er mehr oder weniger direkt von Abu Dhabi nach, ich glaube, Portimao fuhr, um dort GT3-Autos zu testen."

"Ich mag ihn", schmunzelt der 57-Jährige. "Er ist so bodenständig. Auf der Rennstrecke ist er ein harter Hund. Wenn er spürt, dass ihm jemand auf die Zehen tritt, kontert er sofort. Man kann sagen, dass das eine seiner Stärken ist."

Die 24 Stunden von Le Mans sind eine besondere Herausforderung

Die 24 Stunden von Le Mans sind eine besondere Herausforderung Zoom

"Man kann aber auch sagen, dass es seine einzige Schwäche ist, denn mit seinen Fähigkeiten im Rennauto hat er in den letzten vier Jahren in der Formel 1 gezeigt, dass er der Beste ist und dass es viel braucht, um ihn zu schlagen."

"Und das hat sich in diesem Jahr gezeigt, als sein Vorsprung im Auto geschrumpft ist. Es wäre ein Geschenk für jedes Team, einen Fahrer wie ihn an Bord zu haben. Daran gibt es keinen Zweifel. Die Besten der Welt sind in jedem Team und in jeder Kategorie immer willkommen."

Le-Mans-Start nicht in den nächsten Jahren

Dass sich Verstappen für Le Mans interessiert, "zeigt, dass er ein leidenschaftlicher Mensch ist, was den Rennsport angeht", sagt Kristensen. "Und dass er die Vielseitigkeit liebt, verschiedene Dinge zu fahren und sich verschiedenen Herausforderungen zu stellen. Er hat offensichtlich großen Respekt vor dem Rennsport im Allgemeinen und vor anderen Rennen, auch außerhalb der Formel 1."

Erst vor wenigen Wochen, kurz vor dem Gewinn seiner vierten Weltmeisterschaft in Las Vegas, saß Verstappen am Steuer eines Acura ARX-06 und sammelte erste Erfahrungen in der GTP-Klasse, dem IMSA-Pendant zur Hypercar-Klasse in Le Mans.


"Das ist kein Kindergarten, das ist eine Weltmeisterschaft!" | Jahresinterview mit Max Verstappen

Der Jahresrückblick der Sendung Sport und Talk aus dem Hangar 7, präsentiert von Servus TV, dem offiziellen Broadcaster der Formel 1 in Österreich. Weitere Formel-1-Videos

"Ich verfolge den Sport sehr intensiv und habe schon einige Gespräche geführt. Aber es muss erst einmal passen und ich möchte keine überstürzte Entscheidung treffen", stellte Verstappen zu Beginn des Jahres jedoch klar. Einen Le-Mans-Start des viermaligen Formel-1-Weltmeisters wird es also so schnell nicht geben.

Das weiß auch Kristensen. "Das ist in der Zukunft. Es ist nicht jetzt", erinnert der 57-Jährige. "Im Moment ist er voll und ganz auf Red Bull fixiert und darauf, weitere Grand Prix und Meisterschaften zu gewinnen. Aber eines Tages wäre es schön, wenn er auch andere Dinge machen würde."

Verstappen hält sich die Zukunft offen

Denn auch wenn Verstappen angekündigt hat, dass sieben WM-Titel "nichts sind, was er sich vorgenommen habe", glaubt Kristensen, dass die Zukunft des Niederländers in der Königsklasse liegt. "Es ist nicht so, dass er es nicht erreichen will", meint Mr. Le Mans" zu der Ankündigung Verstappens.

Stattdessen wolle er sich einfach nicht für die Zukunft festlegen. "Und ich verstehe ihn", gibt ihm der Däne Rückendeckung. "Er ist im Moment in einer großartigen Position. Die Leute fragen ihn freundlich nach seinen Zielen und anderen Dingen, aber er will im Moment leben. Weil er klug ist."

Wird Max Verstappen eines Tages auch in Le Mans jubeln?

Wird Max Verstappen eines Tages auch in Le Mans jubeln? Zoom

"Er weiß, dass man nur im Moment etwas Gutes tun kann. Natürlich kann man planen, wo man kurzfristig steht, im nächsten Jahr oder sogar noch ein bisschen weiter in der Zukunft. Aber man kann die Geschichte nur verändern, wenn man sich in der Gegenwart engagiert und Gutes tut. Und ich denke, das ist eine sehr kluge Denkweise, die er da an den Tag legt."

Viele offene Fragen ohne Antworten

Andererseits habe Verstappen bereits deutlich gemacht, dass er mit 40 Jahren nicht mehr in der Formel 1 fahren wolle. "Ich glaube, er sagt, was er denkt", meint Kristensen. "Er ist ziemlich ehrlich, wie er damit umgeht. Aber wenn man in der Formel 1 an der Weltspitze ist, will man nicht in eine Ecke gedrängt werden. Man kann sehr frei sein in dem, was man sagt."

"Und man kann sicher sein, dass es viele Möglichkeiten gibt. In der Formel 1, aber natürlich auch außerhalb der Formel 1", weiß der ehemalige Audi-Werksfahrer, der glaubt, dass Verstappen auch im Langstreckensport seine Erfüllung finden könnte.

"Ich denke, was die WEC angeht, was Le Mans angeht, das ist jetzt sicherlich mit den Herstellern gewachsen. Die nächste Frage wird sein, wann er nach Le Mans kommt, und die zweite Frage wird sein, zu welchem Team er geht, zu welcher Marke er geht." Alles Fragen, auf die es so schnell aber wohl keine Antwort geben wird ...

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