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BMW-Motorsportchef Roos vor Le Mans: "Wir sind hier, um zu gewinnen"
BMW-Motorsportchef Andreas Roos spricht über die Chancen seines Teams bei den 24h Le Mans und über einen möglichen Einsatz von Kundenfahrzeugen
(Motorsport-Total.com) - BMW-Motorsportchef Andreas Roos sieht sein Team vor dem 24-Stunden-Rennen gut aufgestellt. Im Gespräch mit Motorsport-Total.com formuliert der Deutsche klare Ziele: "Wir sind nicht da, um einfach nur dabei zu sein, sondern wir wollen ganz klar Rennen gewinnen und auch auf dem Podium stehen."

© Rainier Ehrhardt
BMW sieht sich 2025 in Le Mans deutlich besser aufgestellt Zoom
Nach 25 Jahren Abstinenz ist BMW seit der vergangenen Saison wieder in der Königsklasse des Langstreckensports vertreten. "Wir treten hier gegen die Besten der Besten an - in dem wichtigsten Langstreckenrennen, das es weltweit gibt", betont er und ergänzt: "Mit Sicherheit ist das eines der Top-3-Rennen, die man überhaupt im Motorsport gewinnen will."
Kontinuierliche Entwicklung seit dem schwierigen Comeback
Die Rückkehr in die Hypercar-Klasse verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Roos erinnert sich ehrlich an die holprigen Anfänge: "Als wir letztes Jahr in die WEC gestartet sind, mussten wir bereits in Katar nach wenigen Runden aufgeben." Es war eine steile Lernkurve für BMW und das Partnerteam WRT, die beide erstmals in der Hypercar-Klasse antraten. "Das war das erste Jahr in der WEC, sowohl für WRT zusammen mit uns in der Hypercar-Klasse als auch für BMW nach 25 Jahren zurück in der höchsten Klasse in Le Mans."
Doch die intensive Entwicklungsarbeit zeigt mittlerweile Wirkung. "Seit Mitte letzten Jahres haben wir einen sehr guten Fortschritt mit unserem Fahrzeug gemacht", erklärt der Motorsportchef. Die anfänglichen Probleme mit der Konstanz seien weitgehend behoben worden. "Zu der Zeit war es noch ein bisschen schwierig, das Konstante und Schnelle hinzubekommen. Da hatten wir noch das ein oder andere Thema", gibt Roos zu. "Aber wir konnten schon im zweiten Halbjahr gute Ergebnisse erreichen."
Bereits beim letztjährigen Le Mans-Qualifying demonstrierte BMW sein Potenzial mit der schnellsten Runde. "Das hat unser Potenzial schon aufblitzen lassen", so Roos rückblickend. Auch wenn es in der Hyperpole noch nicht ganz geklappt habe, sei das Leistungsvermögen des BMW M Hybrid V8 deutlich geworden.
Intensive Winterarbeit trägt Früchte
Die Winterpause nutzte BMW intensiv für weitere Entwicklungsschritte. "Über Winter haben wir natürlich nochmal viel daran gearbeitet und sind entsprechend gut in die Saison gestartet", berichtet Roos. Die ersten Rennen der WEC-Saison sowie die Einsätze in der IMSA-Serie hätten das Potenzial des Fahrzeugs bestätigt. "Von daher schauen wir im Moment relativ positiv in die Rennwoche."
Allerdings räumt der BMW-Motorsportchef ein, dass die Datenbasis vom letztjährigen Le Mans begrenzt ist: "Leider sind wir letztes Jahr in Le Mans gar nicht so viel gefahren, weil wir das ein oder andere Problemchen hatten." Dennoch habe man wichtige Erkenntnisse sammeln können. "Du sammelst immer Daten und versuchst dich entsprechend weiterzuentwickeln", erklärt Roos die Philosophie. "Da lernst du mit jedem Meter."
Ferrari führt das hochkarätige Favoritenfeld an
Bei der Konkurrenzanalyse ist Roos nüchtern: "Ferrari hat einen sehr guten Start in die Saison hingelegt" und gilt daher als "absoluter Favorit" für Le Mans. Die Italiener haben nicht nur die vergangenen beiden Ausgaben des Klassikers gewonnen, sondern zeigen auch in der laufenden WEC-Saison starke Leistungen.
Doch Ferrari ist nicht der einzige ernst zu nehmende Konkurrent. "Toyota mit der wahnsinnigen Erfahrung - ununterbrochen seit 2012 hier am Start" zählt ebenfalls zu den Topkandidaten. Die Japaner bringen eine Dekade Le Mans-Erfahrung mit und haben das Rennen mehrfach gewonnen.

© Alexander Trienitz
Für Andreas Roos ist Ferrari der Top-Favorit auf den Sieg Zoom
"Wir sind hier gegen die besten Hersteller, die besten Teams und die besten Fahrer unterwegs", fasst Roos die Ausgangslage zusammen. "Von daher ist es mit Sicherheit sehr, sehr eng." Der Testtag am Sonntag bestätigte diese Einschätzung: "Das Feld liegt relativ eng zusammen. Natürlich gibt es ein paar, die ein bisschen schneller und ein bisschen langsamer sind, aber insgesamt ist das Feld sehr kompakt."
Diese enge Konkurrenz spielt BMW in die Karten, denn über 24 Stunden können viele Faktoren den Ausgang beeinflussen. "Am Ende ist es ein 24-Stunden-Rennen und 'to finish first, first you have to finish'", zitiert Roos die alte Motorsport-Weisheit. "Von daher wird es mit Sicherheit ein sehr spannendes, intensives Rennen, aber wir versuchen uns auf uns zu konzentrieren und das Beste daraus zu machen."
Hohe Eigenmotivation macht externe Anreize überflüssig
Zur Teamführung bei enormem Konkurrenzdruck und hohen Erwartungen erklärt Roos: "Da muss man gar nicht so viel motivieren, wenn wir ehrlich sind." Der Grund liegt in der besonderen Qualität der Beteiligten: "Ganz wichtig ist, dass die Leute mit Leidenschaft dabei sind."
Ein Blick ins BMW-Lager bestätigt diese Einschätzung: "Wenn ich bei uns ins Team reinschaue - egal, ob es Leute bei WRT sind oder unsere Leute aus München oder die Fahrer - jeder ist wirklich voll motiviert und versucht das Beste zu machen und ist mit riesiger Leidenschaft dabei."
Der BMW-Motorsportchef betont die besonderen Umstände: "Man muss sich immer wieder bewusst machen, wie privilegiert man ist, für einen Premiumhersteller wie BMW bei so einem legendären Rennen antreten zu dürfen." Diese Wertschätzung verstärke die natürliche Motivation zusätzlich.
Wettkampfgedanke als natürlicher Antrieb
Darüber hinaus wirke der sportliche Ehrgeiz als starker Motivator: "Wir machen Motorsport, um zu beweisen, dass wir zu den Besten gehören. Von daher hat jeder den Wettkampfgedanken schon da." Roos vergleicht die Situation mit anderen Sportarten: "Jeder, der hier dabei ist - wie das in jedem Sport ist, wenn man ihn professionell macht - ist in einem Wettbewerb und will beweisen, dass er der Beste ist."
Diese Motivation sei völlig ausreichend: "Das ist Ansporn genug und damit sind die Leute mit Sicherheit hochmotiviert. Wenn man durch die Box durchläuft und mit den einzelnen Leuten spricht, da mangelt es mit Sicherheit nicht an Motivation."
Kundensport: Komplexe Abwägung zwischen Chancen und Risiken
Ein wichtiges Zukunftsthema für BMW ist die mögliche Vermarktung des Hypercars an Kundenteams. Seit dem Daytona-Einsatz häufen sich die Anfragen: "Wir bekommen immer mehr Anfragen von möglichen Teams, die Interesse zeigen, Autos einzusetzen."
Dennoch zeigt sich Roos zurückhaltend und strategisch denkend. "Wir haben im Moment erstmal gesagt: Bis einschließlich Le Mans konzentrieren wir uns ganz klar auf uns und versuchen, unseren Einsatz hier möglichst bestens vorzubereiten."
Grundsätzlich sieht der BMW-Motorsportchef Vorteile im Kundensport: "Umso mehr Autos ich natürlich am Start habe, umso besser ist es letztendlich auch. Da zählen ja auch Kundenfahrzeuge dazu." Doch die Realität ist komplexer: "Wir müssen auch für uns entscheiden, weil natürlich jedes zusätzliche Fahrzeug Ressourcen bindet, auch wenn es gegebenenfalls ein Kundenfahrzeug wäre."
24h Le Mans: Highlights der Trainings
BMW kann auf erfolgreiche Kundensport-Erfahrungen in anderen Kategorien zurückblicken: "Im GT4-, GT3-Bereich haben wir das sehr, sehr gut hinbekommen. GT4 ist generell nur Kundensport. Bei GT3 gibt es ein paar Werkseinsätze oder werksunterstützte Einsätze und natürlich den reinen Kundensport." Doch auch dort sei die richtige Balance entscheidend gewesen.
Die Hypercars stellen jedoch andere Anforderungen: "Im Moment sind die Hypercars noch sehr komplex und der Einsatz ist sehr umfangreich. Von daher muss man sich das schon genau überlegen: Macht es Sinn oder nicht? Bringt es mir einen Vorteil oder ist es eher eine Belastung?"
Entsprechend offen hält BMW die Entscheidung: "Ich möchte nicht ausschließen, dass es kommt, aber ich möchte auch nicht versprechen, dass es kommt. Wir sind dabei, das nochmal genau anzuschauen, was für uns Sinn macht."


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