Audi: Noch sind nicht alle Karten aufgedeckt

(Motorsport-Total.com) - Gegen Peugeot war in der ersten Qualifikation zum 24-Stunden-Klassiker in Le Mans kein Kraut gewachsen: Die französischen Lokalmatadoren platzierten ihre drei Werksautos auf den Rängen eins bis drei und auch Kundenteam Oreca war an der Spitze vertreten. Erst dahinter - ab Platz fünf - folgten die drei Audi-Rennwagen. Aber weshalb konnten die drei Trios am Mittwoch nicht mithalten?

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Timo Bernhard und seine Audi-Kollegen sind noch nicht vollkommen zufrieden

Le-Mans-Routinier Allan McNish versucht sich gegenüber 'Crash.net' an einer Erklärung: "Aus irgendwelchen Gründen ist der Verkehr im Augenblick ein sehr großes Thema. Vielleicht sind in diesem Jahr sehr viele Le-Mans-Neulinge am Start. Irgendetwas in dieser Art", meint der schottische Rennfahrer, der auf seinen schnellsten Runden von der Konkurrent eingebremst wurde.#w1#

"Leider haben sich zwei Aston Martins in der Mitte der Porsche-Passage dazu entschlossen, langsam zu machen. Das war schon etwas frustrierend", schildert McNish eine der von ihm kritisierten Szenen auf dem Circuit de la Sarthe. In Bezug auf die Qualifikation gibt sich der Audi-Fahrer überrascht: "Wir hätten nicht unbedingt gedacht, dass Peugeot ein so gutes Tempo würde vorlegen können."

"Solche Rundenzeiten hätten wir nicht von ihnen erwartet, wenn man die Regeländerungen und alles andere in Betracht zieht", gesteht McNish. "Offensichtlich haben sie gute Arbeit geleistet. Andererseits könnten sie sich aber auch sehr stark auf die Qualifikation konzentriert haben. Wir arbeiten hingegen sehr hart daran, ein Rennsetup zu erarbeiten. Wir denken nicht allzu viel über die Qualifikation nach."

Bernhard träumt vom Le-Mans-Triumph

"Wir sind allerdings etwas schneller, als die Zeiten das im Augenblick erscheinen lassen", hält der frühere Formel-1-Fahrer fest. Markenkollege Timo Bernhard ergänzt bei 'Autosport': "Noch wissen wir nicht ganz genau, wo wir im Vergleich zu Peugeot stehen - und unseren Konkurrenten geht es umgekehrt sicher ähnlich. Ich habe aber ein gutes Gefühl", so der deutsche Audi-Rennfahrer.

Auch, weil er sich selbst in einer guten Verfassung sieht, wie Bernhard zu Protokoll gibt. "Ich bin deutlich besser vorbereitet und habe nun mehr Erfahrung. Insgesamt dürften wir besser vorbereitet sein als 2009", meint der Deutsche. "Alles verläuft in etwas ruhigeren Bahnen. Und uns sind beim Hinarbeiten auf Le Mans einige gute Fortschritte gelungen", erklärt der langjährige Porsche-Pilot.

Wäre ein Sieg am Sonntag genau das Richtige für ihn? Bernhard gerät ins Schwärmen: "Dieses Rennen fehlt mir noch in meinem Lebenslauf. Ich habe den Gesamtsieg in Daytona errungen, war Erster bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring, habe in Sebring gewonnen - damit verbleibt Le Mans als das Rennen, das ich in meiner Karriere mindestens einmal als Sieger beenden möchte."

Capello ist überzeugt von den Neuerungen

Rinaldo Capello durfte bereits Siegersekt in Le Mans verspritzen. Der Italiener setzt 2010 in erster Linie darauf, dass die Probleme aus dem vergangenen Jahr nicht erneut auftreten. 2009 musste sich Audi mit reichlich Untersteuern, aerodynamischen Baustellen und überhitzenden Fahrzeugen herumschlagen. Ähnliche Schwierigkeiten sollen bei der diesjährigen Ausgabe möglichst ausbleiben.

"Nach Le Mans 2009 haben wir genau untersucht, warum diese Dinge vorgefallen sind", sagt Capello bei 'Autosport'. "Ich bin überzeugt davon: Diese Schwierigkeiten konnten wir ausmerzen. Ich bin recht zuversichtlich. Ich weiß, dass wir hart gearbeitet haben und dass wir gut vorbereitet in Le Mans angekommen sind. Man kann die jetzige Situation ohnehin nicht mit 2009 vergleichen."

"Damals waren wir spät dran. Die jüngsten Updates wurden im vergangenen Jahr unmittelbar vor dem Rennen ans Auto geschraubt. In Le Mans sollte so etwas eigentlich nicht passieren, denn wenn du nicht optimal vorbereitet bist, wirst du auch nicht siegen", bringt es der Audi-Fahrer auf den Punkt. "In diesem Jahr sind wir meiner Meinung nach zu 101 Prozent vorbereitet. Ich bin sehr gespannt."

Kristensen wünscht sich noch etwas mehr Zeit

"Mister Le Mans" Tom Kristensen schließt sich seinem Teamkollegen an, hadert nach der ersten Qualifikation allerdings ein wenig mit dem fehlenden Speed seines Audi-Fahrzeugs: "Wir haben uns verbessert, doch noch sind wir nicht vollkommen zufrieden mit dem Setup. Auf der Geraden verlieren wir noch zu viel - hauptsächlich im zweiten Sektor", meint der dänische Langstrecken-Spezialist.

"Bei der Beschleunigung und auf der Bremse sieht es ähnlich aus. Ich habe eine Ahnung, weshalb es sich so verhält. Wir schauen uns das im Augenblick jedenfalls genau an. Ich würde da gerne weitere Details erfahren. Mehr kann ich im aktuell nicht sagen, weil wir nicht zwangsweise unzufrieden mit dem Auto sind" - vielmehr sei weitere Abstimmungszeit vonnöten, um die Schwächen auszumachen.

"Am liebsten wären uns weiterhin trockene Bedingungen, denn wir wollen das Fahrzeug noch etwas optimieren", erklärt Kristensen und fügt hinzu: "Zudem haben wir seit dem vergangenen Jahr einige Veränderungen vorgenommen. Dadurch haben wir uns verbessert, doch Peugeot scheint sich ebenfalls gesteigert zu haben. Am Mittwoch waren sie in allen drei Sektoren schneller als wir."