• 20.01.2011 20:50

  • von Roman Wittemeier

P4/5 Competizione: Emotionaler Shakedown

Der Ferrari P4/5 Competizione zeigt sich beim Shakedown als Volltreffer: 81 Runden ohne Probleme - Besitzer voller Emotionen: "Nennt mich ruhig verrückt"

(Motorsport-Total.com) - Das Projekt Ferrari P4/5 Competizione hat seine Feuertaufe mit Bravour hinter sich gebracht. Das Einzelstück, das nach dem Wunsch des US-Multimillionärs James Glickenhaus von Pininfarina-Entwickler Paolo Garella in Handarbeit umgesetzt wurde, zeigte sich beim Shakedown in Norditalien als Volltreffer. Mika Salo, Fabrizio Giovanardi, Luca Capellari und Nicola Larini stellten dem Boliden ein durchweg positives Zeugnis aus.

Titel-Bild zur News:

Der Ferrari P4/5 Competizione lief beim ersten Test 81 Runden ohne Probleme

Das Fahrzeug, das auf Basis eines 430 Scuderia in ein reinrassiges Rennfahrzeug nach historischem Vorbild gebaut wurde, lief über 81 Runden ohne technische Probleme (Weitere Fotos auf Facebook-Seite). Zwischenzeitlich blieb sogar Zeit, Projektleiter Garella und Fahrzeugbesitzer Glickenhaus kurze Fahrten zu ermöglichen. "Das war höchst emotional", sagt der ehemalige Hollywood-Regisseur und heutige Investment-Spezialist im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Als der Wagen im Karbonlook am Dienstag im Nebel über die Strecke fuhr, sah er wie ein wildes Tier aus - wie ein ungezähmtes Pferd", lacht Glickenhaus, dem die Motorsport-Leidenschaft aus jeder Pore trieft. "Man kann mich gern als verrückt bezeichnen, aber ich liebe diese Autos einfach. Vor allem habe ich das Glück, dass ich in der Lage bin, mir einen solchen Traum erfüllen zu können. Ein Geschäftsmodell steckt ganz sicher nicht dahinter - es ist nur Leidenschaft. Im Motorsport machst du eigentlich aus jedem Dollar drei Cent."

Für seinen Traum vom P4/5 Competizione hat Glickenhaus reichlich Dollars in die Hand genommen. Wie viel genau, darüber schweigt man sich selbstverständlich aus. Sicher ist nur, dass im Rahmen des Projektes an keiner einzigen Stelle gespart wurde - allein der namhafte Fahrerkader für die VLN-Saison und den Höhepunkt beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife unterstreicht dies allzu deutlich. "Wir haben eine ernsthafte Herangehensweise mit klaren sportlichen Ambitionen", sagt der US-Amerikaner.

"Wir treten auf der Nordschleife gegen Marken wie Mercedes, Porsche, BMW, Lexus oder Audi an. Wir geben uns da keinerlei Illusionen hin - das wird harter Wettbewerb", sagt Glickenhaus, dessen Einzelstück in der Experimentalklasse EX1 antreten wird. "Aber die Norschleife hat schon oft gezeigt, dass wirklich alles passieren kann. Man kann in der allerersten Runde einen Crash haben, man kann aber auch siegen. Ein Erfolg ist nicht unmöglich."

Viele Norschleifen-Fans sind schon heiß auf den ersten Auftritt des Ferrari P4/5 Competizione. Der Wagen wird in den kommenden Wochen unter anderem in Vallelunga weiter getestet und abgestimmt. "Er lässt sich ganz leicht fahren, hat enorm viel Grip und vor allem Abtrieb. Allein die besondere Silhouette sorgt für reichlich Anpressdruck", sagt Glickenhaus aus eigener Erfahrung. "Mika Salo war nach dem Test ebenso begeistert wie seine Fahrerkollegen."

Die vier Einsatzpiloten spielten schon am ersten Tag mit dem Setup, stellten eine gute Reaktion auf Veränderungen der Bodenhöhe und Steifigkeit fest. Vor allem wird es in den kommenden Wochen um eine perfekte Abstimmung auf die Pirelli-Reifen gehen. Die Italiener sind wichtiger Partner des Projektes, werden das Team in den kommenden Monaten unterstützen.

Fachgespräch: US-Mulitmillionär James Glickenhaus und Pilot Mika Salo Zoom

Glickenhaus wird seinen besonderen Rennwagen bei allen Tests und Einsätzen begleiten. Die Mannschaft wird mit Teamchef Paolo Garella ab April unter dem Namen "Scuderia Cameron Glickenhaus" am VLN-Start stehen. "Cameron ist der Vorname meiner Frau", sagt der US-Multimillionär. "Für meine Frau, meine beiden Kinder und für mich ist es ein Familienprojekt. Wir alle nehmen mit größter Leidenschaft daran teil. All meine Autos werden niemals verkauft, sondern von Generation zu Generation vererbt."

Glickenhaus hat viele "Schätzchen" in der heimischen Garage. Als leidenschaftlicher Fan der Ferrari-P-Serie sind einige dieser Fahrzeuge in seinem Besitz, den legendären 330P4 von Lorenzo Bandini wird er höchstselbst zur Nordschleife und am Monatsende zum 24-Stunden-Rennen nach Daytona chauffieren. Auch der neue P4/5 Competizione hat bereits ein New Yorker Kennzeichen. "Die Nummernschilder sind keine Show, sondern echt. Er hat eine Straßenzulassung. Ich werde mit dem Wagen nicht ins Büro fahren, aber sicherlich oft am Sonntagsmorgen eine private Spritztour machen", lacht der stolze Besitzer.