"Absoluter Traum": Kann Frikadelli den Ferrari-Gesamtsieg wiederholen?

Vom Jäger zum Gejagten: Alle Augen sind 2024 auf den Frikadelli-Ferrari gerichtet - Kann das Team um Klaus Abbelen den Gesamtsieg aus dem Vorjahr wiederholen?

(Motorsport-Total.com) - Alle Augen sind auf den Titelverteidiger gerichtet: Im vergangenen Jahr feierte der Frikadelli-Ferrari einen dominanten Gesamtsieg beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Daran möchte die Mannschaft um Teamchef Klaus Abbelen in diesem Jahr (TV-Zeiten im Blick!) gerne anknüpfen. Doch wie stehen die Chancen, dass die "schnellste Frikadelle der Welt" auch 2024 ganz oben steht?

Titel-Bild zur News: Der Frikadelli-Ferrari ist in diesem Jahr der Gejagte

Der Frikadelli-Ferrari ist in diesem Jahr der Gejagte Zoom

"2023 ist mit dem Gesamtsieg natürlich ein absoluter Traum in Erfüllung gegangen", weiß Teamchef Abbelen. "Wir haben jahrelang auf diesen Moment hingearbeitet und mussten auf dem Weg auch zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Letztlich hat dieser Triumph jedoch gezeigt, dass man nie aufgeben sollte, für sein großes Ziel zu kämpfen und sich harte Arbeit am Ende auch auszahlt."

Die Frikadelli-Mannschaft lieferte zweifelsohne eine fehlerfreie Leistung ab und kämpfte sich trotz eines gebrochenen Dämpfers zum verdienten Sieg. Allerdings spielte dem Ferrari 296 GT3 im letzten Jahr auch die Balance of Performance (BoP) in die Karten.

Das zeigt unter anderem die Rekordrunde von Daniel Keilwitz, der sich im Wochenspiegel-Ferrari in 8:08.006 Minuten nicht nur die schnellste Rennrunde, sondern auch den Streckenrekord auf der 25,378 Kilometer langen Streckenvariante, die beim 24-Stunden-Rennen genutzt wird, sicherte.

Ferrari 296 GT3 keine Unbekannte mehr

Weil es beim brandneuen Ferrari 296 GT3, der im letzten Jahr seine erste Saison fuhr, keine Erfahrungswerte aus der vorherigen Saison gab, tat sich der Technikausschuss mit der Einstufung des Italieners verständlicherweise schwer. Doch das ist in diesem Jahr anders.

Wurde der Ferrari nach seinem 24h-Triumph eingebremst? Im Vergleich zum Vorjahr muss die Frikadelli-Mannschaft insgesamt fünf Kilogramm (1320 statt 1315 Kilogramm) einladen, während Tankvolumen und die Einstellungen für den Heckflügel unberührt bleiben.

In diesem Jahr ist der Ferrari 296 GT3 keine Unbekannte mehr

In diesem Jahr ist der Ferrari 296 GT3 keine Unbekannte mehr Zoom

Die Angaben für den maximal erlaubten Ladedruck könnten allerdings für Verwirrung sorgen: Im letzten Jahr durfte der Ferrari mit einem maximalen BoP-Ladedruck von 2,415 bar fahren, während die aktuelle BoP-Tabelle einen maximalen Ladedruck von 2,413 bar erlaubt. Sind die Werte also nahezu identisch geblieben, sodass der 296 GT3 auch in diesem Jahr zu den Top-Favoriten zählt?

Nein, denn die Vergleichbarkeit mit dem Vorjahr fällt aufgrund einer veränderten Berechnungsmethode schwer. Weil das 24h-Rennen in diesem Jahr zur Intercontinental-GT-Challenge gehört, richtet sich der ADAC künftig auch nach der SRO-Methode und nicht mehr nach der eigenen Variante, die jahrelang zur Anwendung kam.

Ferrari-BoP: Was ändert sich am Ladedruck?

Was bedeutet das? Die vorgegebenen Werte für den Ladedruck stehen zwar in der BoP-Tabelle, allerdings sind die tasächlichen Maximalwerte immer unter Berücksichtigung des Umgebungsdrucks am Nürburgring zu ermitteln - und genau hier trennen sich die beiden Berechnungsmethoden von SRO und ADAC.

Der maximal zulässige Ladedruck bei der ADAC-Variante ergibt sich aus der Summe des erlaubten BoP-Ladedrucks und dem Delta-Luftdruck, der vom Veranstalter täglich ermittelt und bis spätestens eine Stunde vor der ersten Session veröffentlicht wurde.


Fotostrecke: 24h Nürburgring 2024: Die Teilnehmer des Top-Qualifyings

Beim Delta-Luftdruck handelt es sich wiederum um den Referenz-Luftdrucks, also den tagesaktuellen Luftdruck am Nürburgring, abzüglich eines gemittelten Luftdrucks, der sich aus historischen Wetterdaten für den Zeitraum von März bis Oktober ergibt.

Rechenbeispiel: So wenig Ladedruck hat der Ferrari!

Faden verloren? Nicht schlimm, deshalb das Rechenbeispiel für die ADAC-Methode: Ein typischer Delta-Luftdruck wurde im Vorjahr mit -6 mbar angegeben. Wird dieser Wert mit dem BoP-Ladedruck von 2,415 bar addiert (beziehungsweise subtrahiert), ergibt sich ein maximal erlaubter Ladedruck von 2,409 bar.

Und nun zur SRO-Berechnung: In diesem Fall ergibt sich der maximal erlaubte Ladedruck aus der Multiplikation des BoP-Ladedrucks und dem Referenz-Luftdruck. Der Wert für den Luftdruck am Nürburgring wurde bei den ADAC 24h Qualifiers mit 0,947 bar angegeben. Durch die Multiplikation mit dem maximalen Ladedruck aus der BoP-Tabelle (2,413 bar) ergibt sich somit ein maximal erlaubter Ladedruck von 2,285 bar.

Im Vorjahr durfte die Frikadelli-Mannschaft um Teamchef Abbelen jubeln

Im Vorjahr durfte die Frikadelli-Mannschaft um Teamchef Abbelen jubeln Zoom

Heißt: Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als hätte sich an der BoP nur wenig geändert, wurde der Ferrari im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebremst, wobei sich die endgültigen Werte für den maximalen Ladedruck wohl erst in den nächsten Tagen zeigen.

Der Vergleich zu den anderen Turbofahrzeugen offenbart den Unterschied: Beim BMW M4 GT3 wurde der maximale Ladedruck um 0,141 bar und beim Aston Martin Vantage GT3 (2019) um 0,1 bar erhöht, um trotz der neuen Berechnungsmethode vergleichbare Werte wie im Vorjahr zu erreichen. Beim Ferrari 296 GT3 ist der Ladedruck hingegen nahezu gleichgeblieben.

Was machen Fahrer, Reifen & Wetter?

Die veränderte BoP ist allerdings nicht die einzige Unbekannte bei Frikadelli-Racing: Mit den Fahrern, den Reifen und dem Wetter gibt es drei weitere Fragezeichen. Die Vorhersage sagt wechselhafte Bedingungen voraus und dann ist in der Eifel bekanntlich alles möglich!


Fotos: 24h Nürburgring Qualifiers 2024


Vom siegreichen Fahrerquartett aus dem Vorjahr bleibt nur Felipe Laser erhalten. Mit Daniel Keilwitz, Luca Ludwig und Nicolas Varrone hat das Team drei neue Piloten, die allesamt aber schon bewiesen haben, dass sie am Lenkrad drehen können - auch im Ferrari 296 GT3.

Hinzu kommen die neuen Michelin-Reifen, die nach den zahlreichen Reifenschäden im Vorjahr verändert wurden. Michelin bekam vom ADAC Nordrhein die Erlaubnis, die eigentlich eingefrorene Reifenspezifikationen zugunsten der Sicherheit zu verändern. Ob dabei auch Performance-Verbesserungen vorgenommen wurden, bleibt unklar.

"In der Vorbereitung auf das diesjährige 24h-Rennen lag unser Fokus vor allem darauf, dass wir uns an die neuen Michelin Reifen gewöhnen und uns ein gutes Basis-Set-up erarbeiten", verrät Abbelen, was darauf schließen lässt, dass sich die Reifen nicht nur geringfügig verändert haben. Auch Mercedes haderte nach eigenen Aussagen mit den neuen Reifen.

Liegt der Frikadelli-Ferrari am Ende vor der Konkurrenz?

Liegt der Frikadelli-Ferrari am Ende vor der Konkurrenz? Zoom

"In den bevorstehenden Trainingssitzungen werden wir nun versuchen, das Set-up unter den dann vorherrschenden Streckenbedingungen noch einmal bestmöglich zu optimieren, um dann gut gerüstet ins Top-Qualifying sowie ins 24h-Rennen zu gehen", ergänzt der Teamchef.

Sicher ist also, dass es der Frikadelli-Ferrari in diesem Jahr nicht einfach haben wird, den Gesamtsieg aus dem Vorjahr zu verteidigen. Allerdings lässt sich auch nicht ausschließen, dass es mit der erhofften Titelverteidigung am Ende trotzdem klappt.

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