Folger: "Ich bin extrem erleichtert"

(Motorsport-Total.com) - Die beiden erfahrenen deutschen 125er-Piloten Stefan Bradl und Sandro Cortese bekommen 2009 wieder Konkurrenz aus Bayern. Der 15-Jährige Jonas Folger wird nach sechs Wildcard-Einsätzen in der abgelaufenen Saison mit KTM das kommende Jahr im I.C.-Team auf einer Aprilia bestreiten. Der Schüler aus Schwindegg ersetzt im italienischen Team Michael Ranseder, der sich dem neuen Maxtra-Projekt angeschlossen hat. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' sprach Folger über die Aussichten für 2009.

© jonasfolger.com

Geht 2009 in seine erste volle 125er-Saison: Jonas Folger wechselt zu I.C.

Frage: "Jonas, was hast du für das kommende Jahr geplant? Gibt es konkrete Aussichten?"
Folger: "Ja, ich fahre im nächsten Jahr für das I.C.-Team mit einer Aprilia. Das ist die Mannschaft von Fiorenzo Caponera, ein italienisches Team. Ich werde die komplette Saison fahren. Es schaut also ganz gut aus."#w1#

Umstieg leicht gemacht: Von KTM auf Aprilia

Frage: "Du wirst bei I.C. Teamkollege von Andrea Iannone und Takaagi Nakagami. Bekommst du das gleiche Material?"
Folger: "Nein, die beiden werden die RSA Aprilia fahren, also die Werkmaschine. Ich fahre dann die RSW, eben nicht das neueste Modell. Das ist aber ganz gut für mich. Für einen Anfänger ist die RSW besser, weil das Team zu dieser Maschine viel mehr Daten und Erfahrungen hat. Mit der RSA kann es da eher mal Probleme geben. Von daher ist das gut für mich."

Frage: "Du steigst also von der KTM auf die Aprilia um - also eher ein Aufstieg. Wird die Umstellung schwierig?"
Folger: "Das wird bestimmt ein Aufstieg. Ich habe viele positive Dinge über die Aprilia gehört, vor allem über das Handling und die Kurvenlage. Ich bin ja schon einmal von Honda auf KTM gewechselt, da gewöhnt man sich schnell um. Nach fünf Runden merkt man nix mehr."

Frage: "Übernimmst du eigentlich direkt die Maschine von Michael Ranseder?"
Folger: "Nein. Ich glaube, ich werde eher die Maschine bekommen, die Iannone 2008 gefahren ist. Aber das ist noch nicht ganz sicher, der Vertrag ist noch nicht einmal schriftlich unterzeichnet, aber wir haben eine feste Vereinbarung. Mein Start ist also schon sicher."

Volle Saison dank Unterstützung durch die Dorna

Frage: "Wie groß war dein Jubel, als du den Vertrag sicher hattest?"
Folger: "Naja, es ist ja zuletzt kräftig bergauf und bergab gegangen. In Valencia hatte man mir gesagt, dass mich die Dorna nicht mehr unterstützt. Da stand ich plötzlich auf der Straße, kein Sponsor, kein gar nix. Das hatten die mir am Samstag in Valencia nach einem schlechten Qualifying gesagt: Wenn ich kein gutes Rennen fahre, geht es wahrscheinlich nicht mehr weiter. Weil das Rennen dann aber doch gut lief, haben sie eine Woche später gesagt, dass sie doch zahlen werden."

"Da ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Vier Jahre fährst du und stehst dann auf einmal da. In der vergangenen Saison war es immer so. Wenn ich auch nur ein schlechtes Rennen gefahren wäre, hätte es sofort zuende sein können. Das war ein brutaler Druck. Jetzt bin ich aber erleichtert, dass ich einen Vertrag in einem Team habe. Jetzt muss ich schauen, dass ich mich steigere."

Frage: "Welche Eindrücke hast du bei deinen bisherigen sechs Auftritten in der 125er-WM gesammelt?"
Folger: "Viele gute. Man lernt als Neuling in der Szene natürlich sehr viel. Es sind viele erfahrene Fahrer dort und man kann sich viel abschauen. Das macht einfach dann mehr Spaß."

Frage: "Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was du erreichen möchtest?"
Folger: "Ziemlich oft in die Punkte fahren. Die Dorna erwartet sicherlich eine Steigerung von mir, da die Aprilia anscheinend besser ist. Das Team hat mir noch nichts zu ihren Erwartungen gesagt. Aber regelmäßige Punkte machen sicher keinen schlechten Eindruck..."

Frage: "Verdienst du eigentlich schon Geld mit deinem Sport?"
Folger: "Naja, die Dorna zahlt für das Team. Bei einer guten Mannschaft muss man schon mit 300.000 Euro pro Jahr rechnen. Das kann man nur mit Sponsoren schaffen. Da die Dorna mich schon seit der MotoGP-Academy unterstützt, haben sie gesagt: Wir zahlen noch dieses eine Jahr für dich. Man verdient schon ein bissl was dabei."

Direktes Duell mit Stefan Bradl

Frage: "Du triffst in der kommenden Saison als Gegner auf Stefan Bradl. Wie ist dein Verhältnis zu ihm?"
Folger: "Wir reden nicht viel miteinander, aber man grüßt sich natürlich. Richtige Freunde sind wir nicht, sag ich mal. Man kennt sich und redet ab und zu mal."

Frage: "Ist es für dich traurig, dass du in der Öffentlichkeit bisher immer im Schatten von Bradl stehst?"
Folger: "Nein. Stefan hat im Moment sicher ein besseres Level als ich. Er hat viel mehr Erfahrung in der WM und seine Saison war super. Ich bin doch erst sechs Rennen mitgefahren. Schauen wir mal, was im kommenden Jahr passiert. Aber Stefan ist sicherlich noch besser als ich."

Frage: "Du bist erst 15 Jahre alt. Wie bewerkstelligst du deine Schulbesuche?"
Folger: "Ich bin schon 2006 auf eine Privatschule gewechselt. Ich bin damals schon in Spanien gefahren und war ungefähr jede zweite Woche für einen Monat weg. Da ging das mit der normalen Schule nicht mehr. Jetzt klappt das aber gut."

Frage: "Wie verbringst du die jetzige Winterpause?"
Folger: "Ich spiele Playstation, lerne die Strecken kennen und ich trainiere. Die Vorbereitungen laufen schon für das kommende Jahr."