Folger: Das größte deutsche Talent aller Zeiten?

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Motorrad-Szene spricht von Stefan Bradl, doch für viele Experten wird das größte deutsche Talent aller Zeiten erst am Sonntag sein WM-Debüt feiern und dabei gleich einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen. Jonas Folger, der erst am Mittwoch 15 Jahre alt wurde, bestreitet gerade vier Tage nach Erreichen des Mindestalters in Brünn als jüngster deutscher Fahrer aller Zeiten sein erstes WM-Rennen. "Das wird die aufregenste und schönste Woche meines Lebens", sagte der Youngster dem Sport-Informations-Dienst 'sid'.

© jonasfolger.com

Jonas Folger wird in Brünn jüngster deutscher WM-Starter aller Zeiten

Der erste launige Kommentar auf seiner Homepage war noch weitaus schüchterner ausgefallen. "Ich hoffe, dass ich nicht negativ auffallen werde", schrieb "Jo" am Dienstag nach der Bestätigung seiner Wildcard für den zwölften von 17 WM-Läufen in Tschechien. Als danach das Telefon im Hause Folger nicht mehr stillstand, wirkte er schon forscher. "Mein Ziel ist es, unter die ersten 20 zu kommen", erklärte er. Kein leichtes Unterfangen für den KTM-Piloten beim Debüt im fast 40 Piloten umfassenden Starterfeld der Achtelliterklasse.#w1#

Ritterschlag von Alberto Puig

Doch glaubt man dem früheren spanischen GP-Sieger Alberto Puig, der inzwischen weltweit als größter Talent-Späher der Szene gilt und zuletzt seinen Landsmann Dani Pedrosa zum Titelaspiranten in der MotoGP formte, wird dies für Folger ein Leichtes. "In diesem Alter war noch nie ein deutscher Motorrad-Rennfahrer so gut wie Jonas. Seine Rennintelligenz ist hinreißend", meinte Puig. "Das hat er mir auch schon persönlich gesagt, und es ist eine riesige Motivation für mich", berichtete Folger.

Puig hatte das deutsche Talent 2005 nach drei deutschen Meistertiteln mit dem Mini-Bike zu einer Sichtung nach Valencia eingeladen. Unter mehreren hundert Bewerben wurden sechs für das MotoGP-Camp in Barcelona ausgewählt. Der Bayer war dabei. Und hielt sich fortan fast die Hälfte des Jahres in Spanien auf, wechselte dafür extra auf eine Privatschule.

Das harte Camp von Puig, das Deutschlands heute bester Fahrer Stefan Bradl (zuletzt Zweiter auf dem Sachsenring) vor zwei Jahren gefrustet und mit der Ankündigung seines Karriere-Endes verlassen hatte, meistert Jonas Folger scheinbar spielend. "Ich weiß nicht, warum Stefan sich nicht wohl gefühlt hat. Ich habe keine Probleme. Bei mir passt alles", meinte Folger, dessen großes Vorbild kein Geringerer der siebenmalige Weltmeister Valentino Rossi ist. "Nicht nur als Fahrer", wie er betonte, "sondern auch, weil er der lustigste ist und zeigt, wie man hart arbeiten und dennoch eine Menge Freude haben kann."

Entspannt in den ersten WM-Lauf

Freude am Fahren ist für den jungen Bayern das größte Erfolgs-Rezept. "Im Vorjahr war ich etwas gestresst und hatte weniger Freude. Prompt lief es schlechter. Aber daraus habe ich gelernt", erklärte er. Und versichert, vor seinem WM-Wochenende "ganz locker und gar nicht nervös zu sein".

Dabei ist das Rennen in Brünn wegweisend für seine Zukunft. Der Platz als Fixstarter für 2009 ist reserviert, unter Umständen soll der Teenager schon den gesamten Rest der aktuellen Saison mitfahren dürfen. "Aber alles hängt davon ab, wie ich in Brünn abschneide", erklärte er: "Fahre ich in die Punkte, bin ich in allen restlichen Rennen des Jahres sicher dabei. Wenn nicht, muss man abwarten." Was jedoch ungewöhnlich wäre in einer Karriere, die bisher nur auf der Überholspur verlief.

Den Weltrekord als jüngster Grand-Prix-Pilot der Motorrad-Geschichte verfehlt Folger jedoch knapp: Jorge Lorenzo startete 2002 in Jerez schon einen Tag nach seinem 15. Geburtstag - und wurde 2006 und 2007 jeweils Weltmeister bei den 250ern...