Zu viele Knöpfe: Not macht erfinderisch

Mit welchen Tricks die Teams das Knöpfechaos auf dem Lenkrad bekämpfen, wer inzwischen ein Fan der Überholhilfen ist und wer immer noch klagt

(Motorsport-Total.com) - Bei den Testfahrten hatten die Piloten über die vielen Knöpfe auf dem Lenkrad geklagt, sogar von einem Sicherheitsrisiko war die Rede. Durch die vom Cockpit aus bedienbaren Überholhilfen KERS und verstellbarer Heckflügel hatten die Fahrer befürchtet, dass sie von den Ereignissen auf der Strecke abgelenkt werden könnten - bei Tempo 300 kein unwesentliches Problem.

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Das Formel-1-Lenkrad gleicht dieses Jahr einer Raumschiff-Kommandozentrale

Doch inzwischen hat die Kritik nachgelassen. Einer der Gründe dafür ist, dass die Teams raffinierte Tricks gefunden haben, um den Piloten den Umgang mit den Hilfsmitteln zu erleichtern. Oder sogar die Fahrer selbst. Und somit hat sich die Verpflichtung Nick Heidfelds für Renault schon mal ausgezahlt. Der Mönchengladbacher schlug vor, KERS per Kickdown mit dem Gaspedal zu bedienen.

Mercedes: Zusatzpedal für Heckflügel

Mit einem zusätzlichen Druck auf der Geraden wird das Energie-Rückgewinnungssystem aktiviert - der Fahrer kann sich weiterhin voll auf seine Rivalen konzentrieren. Die Idee stammt aus alten Zeiten beim BMW Sauber F1 Team, wie Heidfeld 'auto motor und sport' verrät: "Früher, als es noch die Traktionskontrolle gab, hatte ich die die Idee mit dem Kickdown. Bei BMW haben wir es so gemacht."

"Früher, als es noch die Traktionskontrolle gab, hatte ich die die Idee mit dem Kickdown." Nick Heidfeld

Auch Mercedes nützt die Beine seiner Rennfahrer, um das Lenkrad etwas mehr aufzuräumen. Statt über Knopfdruck, betätigen Nico Rosberg und Michael Schumacher den verstellbaren Heckflügel mit ihrem linken Fuß über ein drittes Pedal. Eine geniale Idee, schließlich wird die Bremse nie gleichzeitig mit dem Heckflügel verwendet. Bremst der Fahrer, geht der Heckflügel automatisch in die ursprüngliche Position zurück.

"Schumi" als Fan, "Rubinho" als Kritiker

Dabei hat Mercedes einen Fahrer in seinen eigenen Reihen, der schon seit jeher ein Fan von Knöpfen am Lenkrad ist: Schumacher. Bereits sein Ferrari-Lenkrad vor einem Jahrzehnt glich einer Kommandozentrale in einem Raumschiff. Der Rekord-Weltmeister konnte die Traktionskontrolle einst wie kein Zweiter an seinen Fahrstil anpassen. Dementsprechend gelegen kommen ihm nun auch die neuen Überholhilfen. "Je mehr ich dabei rausholen kann, desto bessser", sagt er gegenüber 'auto motor und sport'.

"Wenn du ein Rennen lang abwechselnd auf die Straße und das Armaturenbrett schaust, kriegst du Kopfweh." Rubens Barrichello

Sein Intimfeind Rubens Barrichello zählt hingegen weiterhin zu den Kritikern. Die vielen Knöpfe stören ihn weniger - vielmehr sieht er sich gezwungen, die Anzeige auf dem Lenkrad ständig im Auge zu behalten. Dort erfährt er nämlich, wieviel KERS-Energie er in der jeweiligen Runden noch zur Verfügung hat. Er schimpft im Gespräch mit 'auto motor und sport': "Wenn du ein Rennen lang abwechselnd auf die Straße und das Armaturenbrett schaust, kriegst du Kopfweh."