Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Drei Gründe, warum Nico Rosberg am schlechtesten geschlafen hat, obwohl auch Fernando Alonso nach Monza ein heißer Anwärter auf unsere Nominierung wäre

Liebe Leser,

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Felipe Massa

Nico Rosberg hat in Monza die Chance ausgelassen, den Vorsprung auszubauen Zoom

als Ferrari-Fahrer beim Heim-Grand-Prix auszuscheiden, das muss schon weh tun. Es tut gleich doppelt weh, wenn das Auto, das man schon lange nicht mehr als "rote Göttin" bezeichnen kann, ausgerechnet vor der sonst so euphorischen Tribüne bei der Rettifilo-Schikane ausrollt. Genau dort, wo Mika Häkkinen einst seine berühmten Tränen vergossen hat. Zum Weinen war gestern beim Grand Prix von Italien sicher auch Fernando Alonso zumute.

Zum ersten Mal überhaupt, seit er 2010 zu Ferrari gekommen ist, hat ihn die Technik in einem Rennen so im Stich gelassen, dass er aufgeben musste - und dann ausgerechnet in Monza. Der WM-Titel ist bei 117 Punkten Rückstand auf Nico Rosberg jetzt endgültig zur Illusion geworden. Wie soll Alonso in sechs Rennen 117 Punkte auf die Seriensieger im Mercedes aufholen, wenn er selbst in 13 Rennen gerade mal 121 Zähler gesammelt hat? Das kann einem schon mal den Schlaf rauben.

Eiscreme löffeln auf Ibiza

Das mit dem "schlecht geschlafen" ist natürlich nicht immer ganz wörtlich zu nehmen, und gerade deswegen haben wir uns diesmal für unsere traditionelle Montags-Kolumne auf Nico Rosberg festgelegt. Der postete zwar am Sonntagabend um 22:33 Uhr ein Facebook-Foto aus einer Eisdiele auf Ibiza, auf dem er nicht gerade so wirkt, als hätte er wenig später Probleme beim Einschlafen gehabt. Aber eigentlich hätte er allen Grund dazu.

Erstens, weil er sich beim Schauen der Rennwiederholung fragen wird, warum sein Chef Toto Wolff just in dem Moment erleichtert lächelte, als Rosberg selbst gerade in der Rettifilo-Schikane geradeaus fuhr und den Sieg verspielte. In den sozialen Medien tauchten sofort die ersten Verschwörungstheorien auf: Klar, jetzt musste er Lewis Hamilton vorbeilassen, um geradezurücken, was in Spa-Francorchamps passiert ist. Und Hamilton lieben sie im Team sowieso mehr.

Wolff dementiert Verschwörungstheorien

Absurd? Eigentlich schon. Ausgeschlossen? Nein. Denn wie pflegte Patrick Head oft über die Formel 1 zu sagen: "Stranger things have happened before." Zum Glück muss sich Rosberg aber keine Sorgen machen, was sein Standing angeht, wie Wolff versichert. Denn: Die Boxenkameras "haben nie ein Live-Bild. Ich denke, dass ich gegrinst habe, als Nico Lewis nahe gekommen ist. Diese Szene wurde dann zusammengeschnitten mit dem Verbremser von Nico. Wer da zu viel hineininterpretiert, dem ist nicht zu helfen."


Fotostrecke: GP Italien, Highlights 2014

Zweitens könnte Rosberg schlecht geschlafen haben, weil er, abstruse Verschwörungstheorien mal beiseite geschoben, einen greifbaren Sieg selbst aus der Hand gegeben hat. Durch Hamiltons schlechten Start und die "rollende Schikane" Kevin Magnussen wurden ihm dreieinhalb Sekunden Puffer auf dem Silbertablett serviert. Zu jenem Zeitpunkt stand es in der virtuellen Fahrerwertung 245:203 (statt letztendlich 238:216) für den Deutschen.

Einen Sieg in der entscheidenden Phase der Weltmeisterschaft so leichtfertig zu verschenken, das könnte sich noch rächen. 42 oder 22 Punkte Vorsprung haben, macht einen großen Unterschied - genauer gesagt mehr als einen kompletten zweiten Platz (mit Ausnahme von "Abu Double", wo Platz zwei 36 Punkte wert sein wird). Und dass er sich diesen Umstand einzig und allein selbst zuzuschreiben hatte, trägt sicher nicht zu einem ruhigen Schlaf im Hause Rosberg bei.

Wie weh tun die Buhrufe der Fans?

Nico Rosberg

Die entscheidende Szene: Nico Rosberg fährt in der Rettifilo-Schikane geradeaus Zoom

Drittens wurde er von den italienischen Fans bei der Siegerehrung schon wieder ausgebuht, genau wie in Spa-Francorchamps. Welch eine Ironie: Da ist Monza das schönste Formel-1-Podium des Jahres, aber die zehntausenden Fans buhen dich aus, statt dir zuzujubeln. Das muss selbst den härtesten Hunden unter dieser Sonne nahe gehen. Und Hamilton gilt neuerdings als Publikumsliebling. Rosberg muss sich, aus seiner Perspektive betrachtet, vorkommen wie in einem verkehrten Paralleluniversum.

Aber die Buhrufe haben auch etwas Tröstliches: Vor einem Jahr wurde ein Landsmann von ihm, Sebastian Vettel, von den Fans genauso gnadenlos niedergemacht, mit genauso wenig plausiblem Grund dafür. Und der wurde später Weltmeister. Sollte sich die Geschichte wiederholen, dann wären Rosberg die paar Buhrufe am Ende wohl völlig egal. Und er würde sein Eis nicht mehr aus einem Plastikbecher, sondern aus dem WM-Pokal löffeln...

Euer

Christian Nimmervoll

PS: Ihr seid anderer Meinung? Wer hat in euren Augen am "schlechtesten geschlafen"? Schreibt es mir via Twitter unter @MST_ChristianN.

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