Malaysia: "Iceman" Räikkönen gewinnt vor Kubica

Während Felipe Massa einen Ferrari in den Sand setzte, gewann Kimi Räikkönen in Malaysia vor Robert Kubica und Heikki Kovalainen

(Motorsport-Total.com) - Das Imperium schlägt zurück! Unter dieses Motto muss man den heutigen Grand Prix von Malaysia stellen: Weltmeister Kimi Räikkönen feierte für Ferrari nach der bitteren Niederlage von Australien am Sepang International Circuit einen triumphalen Sieg und stellte damit klar unter Beweis, dass Ferrari nach dem Saisonauftakt nur angezählt, aber bestimmt nicht k.o. war.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Solo für den "Iceman": Kimi Räikkönens Sieg war nie wirklich gefährdet

Das Rennen war weder die erwartete Hitze-, noch eine Regenschlacht, denn bei Temperaturen von 30 Grad und auf trockener Fahrbahn waren die Bedingungen für südostasiatische Verhältnisse erstaunlich normal. Normal auch der Rennverlauf: Keine Safety-Car-Phasen, keine spektakulären Unfälle, kaum Überholmanöver - aber mit Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) und Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes) zwei sehr glückliche Youngsters auf dem Podium.#w1#

Ferraris Seite an Seite in der ersten Kurve

Doch der Reihe nach: Räikkönen erwischte von der Linie weg den besten Start und war nach wenigen Metern schon gleichauf mit Polesetter Felipe Massa (Ferrari), aber um eine teaminterne Kollision zu vermeiden, ließ er den Fuß beim Anbremsen der ersten Kurve nicht gnadenlos auf dem Gaspedal stehen. Dahinter reihten sich Kubica, Mark Webber (Red-Bull-Renault) und - nach einer grandiosen ersten Runde - Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) ein.

Ein wenig Künstlerpech hatte Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), denn der Deutsche witterte auf der Außenbahn in der ersten Kurve schon den dritten Platz, konnte aber nicht rechtzeitig einlenken, weil er von Jarno Trulli (Toyota) nach außen gedrängt wurde. Die beiden verloren dadurch mehrere Positionen. Der erste Ausfall war Sébastien Bourdais: In Kurve sechs warf der Rookie seinen Toro-Rosso-Ferrari mit einem Fahrfehler ins Kiesbett.

Ebenfalls noch am Ende der ersten Runde kam es im Hinterfeld zu einer deutsch-deutschen Kollision zwischen Timo Glock (Toyota) und Nico Rosberg (Williams-Toyota): Rosberg wollte in der vorletzten Kurve überholen, Glock machte die Tür zu - beide Autos beschädigt. Während Glock an der Box aussteigen musste, konnte Rosberg noch weiterfahren, aber nach einem schon bisher katastrophalen Wochenende wurde er bereits im 15. Umlauf überrundet und am Ende 14.

Felipe Massa

Felipe Massa führte nur bis zum ersten Boxenstopp in der 17. Runde Zoom

Tolles Überholmanöver von Heidfeld

Das nächste deutsche Opfer war Adrian Sutil (Force-India-Ferrari), der nach einer guten Anfangsphase bereits an viel versprechender 14. Position lag, ehe seine Hydraulik den Dienst quittierte. Dafür setzte Heidfeld in der vierten Runde ein Ausrufezeichen, als er auf der Gegengerade vor Start und Ziel aus dem Windschatten heraus David Coulthard (Red-Bull-Renault) und Fernando Alonso (Renault) überholte - da wurden Erinnerungen an Spa-Francorchamps 2000 wach!

An der Spitze drehte der Ferrari-Express einsam seine Runden, mit jeweils ein bis zwei Sekunden Abstand zwischen Leader Massa und Räikkönen. Massa kam in der 17. Runde an die Box, Räikkönen drehte die schnellste Runde, kam im 18. Umlauf rein - und ging um Haaresbreite am Teamkollegen vorbei! Massa - wahrscheinlich mit ein bisschen Wut im Bauch - verlor dann sukzessive an Boden und später den Grand Prix.

In der 31. Runde übertrieb es der Brasilianer nämlich in einer Rechtskurve ein wenig, weil er bei knapp fünf Sekunden Rückstand alle Siegchancen dahinschwinden sah, und stieg am Ausgang so euphorisch aufs Gaspedal, dass das Heck seines F2008 unkontrollierbar ausbrach. Nach dem Zwischenfall am Start in Australien wurde er damit ganz offensichtlich schon zum zweiten Mal Opfer der fehlenden Traktionskontrolle.

Panne an der McLaren-Mercedes-Box

McLaren-Mercedes hatte zu jenem Zeitpunkt schon längst keine Siegchancen mehr: Die Silbernen arbeiteten an der Box heute generell eher langsam und leisteten sich bei Hamiltons erstem Service einen gröberen Schnitzer, als das rechte Vorderrad beim Abnehmen klemmte - 19,9 Sekunden Standzeit! Hamilton kam dadurch wieder hinter Webber auf die Strecke, hinter dem er die meiste Zeit des Rennens verbrachte.

Aber auch reifenseitig hat sich der Auftaktsieger wohl vergriffen, denn die weichen Bridgestone-Pneus in den ersten beiden Stints ließen keine überragenden Rundenzeiten zu. Richtig schnell wurde Hamilton erst, als er für das Finale bei freier Fahrt die harten Reifen aufzog und an der Box endlich an Webber vorbeikam. Zum Schluss holte er noch mit Siebenmeilenstiefeln auf Trulli auf, aber schlussendlich schrammte er um 0,7 Sekunden am vierten Platz vorbei.

Adrian Sutil

Adrian Sutil schied recht früh im Rennen mit Hydraulikschaden aus Zoom

Räikkönen mit einer eiskalten Vorstellung

Vorne tat sich nichts mehr, "Iceman" Räikkönen spulte sein Programm auf dem Sepang International Circuit wahrlich wie ein Weltmeister ab und fuhr mit 19,5 Sekunden Vorsprung auf Kubica über die Ziellinie. Kubica sammelte heute übrigens durch seine jeweils recht langen Stints einige Führungskilometer. Dritter wurde nach einer soliden und fehlerfreien Vorstellung Kovalainen, der Trulli nach den letzten Boxenstopps weitere fünf Sekunden aufdrückte.

Heidfeld konnte sich nach seinem unglücklichen Start nur durch Momentaufnahmen wie das angesprochene Häkkinen-Überholmanöver oder die schnellste Rennrunde (1:35.366 Minuten) im vorletzten Umlauf in Szene setzen. Immerhin nahm er aber drei WM-Punkte für Platz sechs mit, weil er beim letzten Boxenstopp noch an Webber vorbeikam. Der hielt sich seinerseits am Ende den von hinten heranstürmenden Alonso vom Leib.

Coulthard wurde Neunter vor seinem Landsmann Jenson Button (Honda), der in der Schlussphase einmal neben der Strecke gesichtet wurde. Buttons Honda-Teamkollege Rubens Barrichello (13.) sorgte indes wie schon vor einer Woche an der Boxengasse für Ärger, kassierte eine Durchfahrstrafe wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung. Kazuki Nakajima (Williams-Toyota) wurde trotz einiger guter Überholmanöver 17. und Letzter.

Vettel mit einem Ferrari-Motorschaden

Von den fünf Deutschen sahen im zweiten Saisonrennen nur zwei das Ziel, denn nach Glock und Sutil erwischte es in der 40. von 56 Runden auch noch Sebastian Vettel (Toro-Rosso-Ferrari): Der 20-Jährige litt nach einer bis dahin unauffälligen Performance an abfallendem Hydraulikdruck und schied dann mit einer massiven Rauchwolke im Heck aus, weil sein Ferrari-V8 den Dienst quittierte. Kein Wunder, dass das Ferrari-Team in den letzten Runden auch zu zittern begann...

Robert Kubica

Robert Kubica sicherte sich den zweiten Podestplatz seiner Karriere Zoom

Unterm Strich war Ferrari heute aber beeindruckend, wenngleich man bekritteln muss, dass selbst bei überlegener Performance wieder nur ein Auto ins Ziel gebracht wurde. Das Kräfteverhältnis in der Formel 1 wird damit langsam etwas klarer - und es sieht so aus, als sei die Hackordnung wohl doch so, wie wir es nach den Wintertests vorhergesagt haben: Ferrari knapp vor McLaren-Mercedes und dem unerwartet starken BMW Sauber F1 Team.

In der Weltmeisterschaft führt nach zwei von 18 Rennen dieses Jahres Hamilton mit 14 Punkten vor Räikkönen, Heidfeld (je 11), Kovalainen (10) und Kubica (8). Bei den Konstrukteuren büßten die Silberpfeile heute keinen Zähler auf Ferrari und nur einen auf das BMW Sauber F1 Team ein, sodass McLaren-Mercedes (24) weiterhin vor dem BMW Sauber F1 Team (19) und Ferrari (11) in Führung liegt. Williams (9) ist vom zweiten auf den vierten Platz zurückgefallen.