• 05.10.2009 13:13

Vettels Bart & Buttons Kohle

Druck auf Minimalist Jenson Button wächst: Schwache Rennen, Streit ums Geld - Sebastian Vettel glaubt dagegen an seine Minichance

(Motorsport-Total.com/SID) - Mit viel Rückenwind durch den souveränen Sieg in Suzuka will Sebastian Vettel in den letzten beiden Rennen der Formel-1-Saison das scheinbar Unmögliche noch möglich machen. Beim Versuch, den Rückstand von 16 Punkten auf WM-Spitzenreiter Jenson Button wettzumachen, nimmt sich der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim Kimi Räikkönen zum Vorbild: "Wer Kimi kennt, weiß, dass er nicht viel denkt und einfach Gas gibt. Ich glaube, das ist genau das, was wir jetzt brauchen", sagt Vettel.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettels Bart wächst hoffentlich noch bis zum Saisonfinale

"Iceman" Räikkönen hatte vor zwei Jahren im Schlussspurt sogar 17 Punkte aufgeholt und Buttons britischen Landsmann Lewis Hamilton auf der Zielgeraden noch abgefangen - und nebenbei auch noch dessen damaligen Teamkollegen Fernando Alonso hinter sich gelassen, der vor den letzten beiden Rennen immerhin auch fünf Punkte vor ihm lag. Buttons Brawn-Kollege Rubens Barrichello liegt noch zwei Zähler vor Vettel, der damit aus eigener Kraft zumindest Vizeweltmeister werden kann.#w1#

Bart wächst bis zum WM-Aus

Der 22-Jährige will aber mehr: "Wir wollen beide Rennen gewinnen, und dann schauen wir mal", kündigt er an. Als äußeres Symbol seiner Entschlossenheit lässt er seinen Bart wachsen, solange er noch im Titelrennen ist.

Im Gegensatz zu Vettel wirkt Button gehemmt. Nach dem schwachen Qualifying und einer selbstverschuldeten Rückversetzung in der Startaufstellung reichte es für den Briten in Suzuka nur zu Platz acht. Noch zwei solche Auftritte, und der Traum vom Titel, den er nach sechs Siegen in den ersten sieben Rennen fast schon in der Tasche hatte, platzt wirklich noch.

"Button ist eine rasende Unsicherheit", urteilte am Montag der 'Daily Mirror'. "Was mal wie ein souveräner Siegeszug aussah, ist längst zu einem zähen Kriechen über die Ziellinie geworden." Für die Londoner 'Times' stolpern Button und Barrichello "umher wie zwei alte Männer mit verbundenen Augen, die die Ziellinie nicht finden".


Fotos: Großer Preis von Japan, Sonntag


Button wird im Endspurt zum Minimalisten: "Egal, was in Brasilien passiert, ich komme auf jeden Fall mit vier Punkten Vorsprung zum Finale nach Abu Dhabi. Es geht darum, keine Fehler zu machen", meint der 29-Jährige und stellt eine gewagte Behauptung auf: "Je näher wir ans Saisonende kommen, desto lockerer wird es und desto mehr haben die, die mich jagen, den Druck."

Angst vor einem Déjà-vu

In Wahrheit kann Vettel nur noch gewinnen, Button aber alles verlieren. Die Fans in Großbritannien haben schon Angst vor einem Déjà-vu: Ein sechster Platz in zwei Rennen hätte Hamilton 2007 zum Titel gereicht, doch der landete in Shanghai in einem Kiesbett an der Boxeneinfahrt und beim Finale in São Paulo nur auf Rang sieben. Räikkönen raste mit zwei Siegen zum Titel.

Zusätzlich an Buttons Nervenkostüm kratzen könnte auch ein Streit über seinen Vertrag für die kommende Saison. Während der Brite und sein Management nach einem Gehaltsverzicht im letzten Winter jetzt auf eine deutliche Steigerung von angeblich 3,4 auf knapp neun Millionen Euro drängen, will Teamchef Ross Brawn dagegen das Salär offenbar nur leicht anheben. In der Sonntagsausgabe des 'Daily Star' zeigte sich daraufhin Buttons Manager Richard Goddard "schockiert" über das Angebot.

Jenson Button

Je länger die Saison dauert, desto mehr schrumpft Jenson Buttons Vorsprung Zoom

Der interne Zwist beim Rivalen, wo auch Barrichello noch eigene WM-Ambitionen verfolgt und zumindest beim Heimspiel in Brasilien ganz sicher nicht für Button fahren wird, könnte Vettels Chancen erhöhen. Der Sonnyboy, der laut 'Corriere dello Sport' "wie ein Engel über die Piste fliegt", kann sich für die letzten beiden Rennen der Unterstützung von Mark Webber sicher sein. "Wir fahren zunächst für uns selbst", sagt Vettel, "unterm Strich aber für das Team."