Verkehrschaos in Le Castellet: Brawn verspricht Maßnahmen

Nach einer unglücklichen Stellungnahme von Chase Carey zeigt die Formel 1 nun doch Verständnis für tausende Fans, die in Le Castellet im Stau stehen

(Motorsport-Total.com) - Wer Tickets für den Grand Prix von Frankreich hat, der muss geduldig sein: Weil die Zufahrtswege zum Circuit Paul Ricard mit dem Ansturm von rund 60.000 Fans und tausenden arbeitenden Menschen im Paddock und an der Strecke hoffnungslos überlastet sind, stehen die meisten Zuschauer an diesem Wochenende stundenlang im Stau, bevor sie ihre Plätze erreichen.

Titel-Bild zur News: Stau

Die Verkehrsstaus um Le Castellet ziehen vielen Fans den letzten Nerv Zoom

Wenn überhaupt, denn viele resignierten, als sich stundenlang nichts bewegte, und kehrten um in ihre Hotels. Verifiziert überliefert ist das zum Beispiel von einer Reisegruppe, die extra aus Südafrika nach Frankreich gekommen war, und auch von einem VIP-Gast des Force-India-Teams, der so lange im Stau steckte, dass er umkehren musste, bevor er überhaupt angekommen war - um seinen Rückflug zu erreichen.

Dass die Fans über die Situation unglücklich sind, versteht sich von selbst. Das Fass zum Überlaufen brachte dann ein TV-Interview mit Formel-1-Boss Chase Carey, der das Thema mit einem Lächeln wegwischte und meinte, es sei doch schön, wenn der Grand Prix so viele Zuschauer anziehe. Diejenigen, die wegen der Staus die Sessions verpassten, sahen das weniger entspannt.

Carey war - das sei der Fairness halber erwähnt - zum Zeitpunkt des Interviews das Ausmaß des Chaos nicht bewusst. Inzwischen reagieren aber auch die Formel-1-Offiziellen: "Es ist sehr frustrierend für die Fans, und ich verstehe ihren Frust", sagt Sportchef Ross Brawn und kündigt an: "Wir werden sehen, was wir in Zukunft unternehmen können."


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Das Problem: Die Strecke liegt auf einem landschaftlich wunderschönen Hochplateau, das nur über zwei zweispurige Landstraßen - in jeder Richtung eine - zu erreichen ist. "Wenn du ein Rennen in einem so schönen Fleck der Erde fährst, kannst du halt keine sechsspurige Autobahn bauen", seufzt Brawn.

Für arbeitendes Personal wurde eine VIP- und Medienspur gesperrt, über die der Circuit Paul Ricard ohne allzu große Verzögerungen zu erreichen ist. Diese Spur ist jedoch nur aus der Richtung Marseille angeschlossen. Wer sein Hotel in der entgegengesetzten Richtung gebucht hat, muss einen Umweg in Kauf nehmen - oder eben den Stau der öffentlichen Zufahrtsstraße.

Eine Idee, die für 2019 im Raum steht, ist, ein öffentliches Shuttlekonzept. Für 2018 hat der Veranstalter die Situation offenbar unterschätzt und darauf verzichtet. Doch wenn man den Großteil der Fans schon in größerer Entfernung in Busse umsatteln würde, könnten die Zufahrtsstraßen signifikant entlastet werden.


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Zudem wurden beim Verkehrsmanagement im Detail Fehler gegangen. So zum Beispiel die Auflage, dass die Zuschauer keine Regenschirme aufs Gelände mitbringen durften. Denn weil das Ordnungspersonal die Fans filzen musste, wurden die Staus immer länger. Auch die Zufahrt der Caravans auf die Wohnwagenstellplätze sorgte für Verzögerungen. Das war schon beim Grand-Prix-Comeback in Österreich ein Problem.

Le Castellet war das letzte Rennen, das noch unter Bernie Ecclestone zurück in die Formel 1 geholt wurde. Der ehemalige Formel-1-Boss besitzt die Strecke und das angrenzende Hotel. Eigentlich geht Le Castellet entgegen Liberty Medias Strategie, mit den Grands Prix in sogenannte "Destination-Citys" zu wandern. Miami, Paris und sogar Berlin werden in diesem Kontext immer wieder genannt.

"Ich denke, wir brauchen beides", sagt Brawn. "Le Castellet ist eine klassische Rennstrecke, und der Grand Prix von Frankreich ist sehr wichtig. Wir wünschen uns mehr Stadtrennen, weil die Events dort einfach mehr bieten. Aber gleichermaßen schätzen wir klassische Rennstrecken. Die machen unsere Tradition aus und sind wirklich wichtig."

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