• 01.03.2015 08:05

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

"Überbrückungsgeld" für kleine Teams: Saisonstart gesichert?

Bernie Ecclestone hat Sauber, Force India und Lotus mit der vorzeitigen Auszahlung von Einnahmen unterstützt: Weiche Landung nach einem harten Winter?

(Motorsport-Total.com) - Wegen erheblicher Sorgen mit dem Cashflow in der Formel-1-Winterpause haben die Privatteams Sauber, Force India und Lotus im Rahmen eines Krisentreffens in London bei Bernie Ecclestone vorgesprochen. Die drei Mannschaften, die bereits seit dem vergangenen Herbst die ihrer Meinung ungerechte Verteilung der Vermarktungserlöse anprangern und entsprechende Anpassungen fordern, sahen die Teilnahme am Saisonstart in Melbourne gefährdet.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone hat die Zahlungen aus der Vermarktung etwas vorgezogen Zoom

Im Rahmen des Meetings in den Büros von Ecclestone wurde mit harten Bandagen gekämpft, denn der britische Promoter ließ die Vertreter der Teams zunächst auf Granit beißen. Vermutlich war es die in Verträgen festgeschriebene Mindeststarterzahl, die Ecclestone schließlich zum Einlenken brachte. Der Formel-1-Vermarkter zahlte den Mannschaften eine für März geplante Rate vorzeitig aus, um den Trip nach Australien zu ermöglichen.

"Wir fordern immer Geld von Bernie. Das ist fast schon Prinzip", lacht der stellvertretende Force-India-Teamchef Rob Fernley auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com', schwenkt dann aber auf einen ernsten Tonfall um. Man habe in der Krisensitzung klargestellt, dass man große Schwierigkeiten haben werde, ohne Unterstützung zum ersten Grand Prix des Jahres in Melbourne zu reisen. Dies habe mit geringen Zahlungseingängen während des Winters zu tun und mit der Tatsache, dass Zulieferer schneller ihrer Geld fordern.

"Racer" Ecclestone hat ein Herz für die Kleinen

"Wir benötigen zusätzliche Unterstützung. Das, worum wir aktuell bitten, fordern wir eigentlich die ganze Zeit seit Austin 2014. Wir unabhängigen Teams brauchen einfach Hilfe", stellt Fernley noch einmal klar. Man sei auch in dem jüngsten Meeting bei Ecclestone auf Verständnis gestoßen, aber an der grundsätzlichen Gesamtlage hat sich dennoch nichts geändert. "Bernie arbeitet intensiv daran. Er nimmt das Thema sehr ernst. Bernie ist ein Racer. Er versteht, dass die Probleme der kleinen Teams sehr ernst und sehr real sind."

"Er versteht, dass wir einen harten Winter haben, bezüglich Cashflow und Zulieferern und solchen Dingen", meint Fernley. Der Brite beschreibt die aktuelle Einigung: "Wir haben die Zahlungen, die für den 1. März avisiert waren, ein paar Tage früher bekommen. Das hat uns geholfen, im Zusammenspiel zwischen Zulieferern und uns eine passende Balance zu halten. Die Partner können es sich natürlich nicht leisten, uns über den Winter zu bringen. Die Zulieferer haben durch den Wegfall von zwei Teams gelitten."

Alain Prost

In London mit an Ecclestones Verhandlungstisch: Rob Fernley Zoom

"Ich bin ganz sicher, dass wir in Australien mit zwei Autos fahren werden, aber es wird ein Kraftakt. Da müssen alle Teile pünktlich kommen, da darf nichts dazwischenkommen. Es wird eng. Es gibt überhaupt keinen Spielraum", schildert Fernley die Force-India-Situation. Die Fahrer sind zu Vorsicht angehalten: "Ich denke, abseits der großen vier Teams dürfte jeder in ernsthafte Probleme geraten, wenn es vor dem Grand Prix in Australien noch einen größeren Unfall mit einem Auto gibt. So ist es eben zum Jahresstart."