Spionage: Stepney und Coughlan waren die Übeltäter!

Formel 1 im Stile von James Bond: Ex-Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney hat offenbar heikle Informationen an McLarens Mike Coughlan übermittelt

(Motorsport-Total.com) - Einige Wochen nach dem Durchsickern der Affäre Nigel Stepney an die Öffentlichkeit sind heute endlich die ersten Hintergründe des bisher eher undurchsichtigen Skandals bekannt geworden. Nicht das mysteriöse weiße Pulver in den Ferrari-Tanks steht demnach im Vordergrund der Ermittlungen, sondern ein handfester Spionageskandal.

Titel-Bild zur News: Nigel Stepney

Nigel Stepney hat Ferrari-Informationen an die Konkurrenz verkauft

Heute Nachmittag hat McLaren in einer Presseaussendung bekannt gegeben, dass das Team darüber informiert wurde, dass ein Mitarbeiter von einem Ferrari-Mitarbeiter heikle technische Informationen erhalten haben soll. Gleichzeitig gab Ferrari den endgültigen Rauswurf von Stepney bekannt, gegen den ja schon Anzeige der der Staatsanwaltschaft von Modena erstattet worden war. Unklar war nur, wer sein "Verbündeter" bei McLaren war.#w1#

Coughlan war der Informationsempfänger

Nun ist die Katze aus dem Sack: Bei dem "hochrangigen Mitarbeiter des technischen Stabs", wie es zunächst seitens McLaren hieß, handelt es sich um Mike Coughlan, seit 2002 Chefdesigner in Woking - und pikanterweise zwischen 1993 und 1997 auch für das Ferrari-Designbüro von John Barnard im britischen Shalford tätig. Ferrari hat auch gegen Coughlan Anzeige erstattet, wie in einer weiteren Presseaussendung bestätigt wurde.

Darüber hinaus wurden auch in Großbritannien bereits Ermittlungen eingeleitet, für die sich McLaren voll kooperationsbereit zeigt. Allerdings hat das Team von Ron Dennis klargestellt, dass die Organisation nichts mit den illegalen Aktivitäten zu tun und Coughlan auf eigene Faust gehandelt habe. Man missbillige dessen Verhalten - und dass er angesichts der heutigen Entwicklungen bereits beurlaubt wurde, versteht sich von selbst.

Austausch fand Ende April statt

Über die genauen Hintergründe der Angelegenheit kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden, bekannt ist aber Folgendes: Zwischen Stepney und Coughlan hat Ende April ein Austausch von heiklen technischen Informationen stattgefunden, der nun für beide verhängnisvoll enden dürfte. Ob noch andere Personen beteiligt waren, ist völlig unklar. Und noch etwas fällt auf: Einen Monat nach dem Informationsaustausch war der McLaren-Mercedes plötzlich ein Siegerauto.

Übrigens dürfte das Weiterleiten von technischen Informationen an die Konkurrenz nicht Stepneys einziges Vergehen gewesen sein, denn in Magny-Cours war hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass er geheime Handynummern von Ferrari-Kollegen an Honda-Headhunter weitergeleitet hat. Mögliches Motiv: Rache. Nach dem Weggang von Ross Brawn hatte der Brite nämlich gehofft, zum Chefstrategen befördert zu werden - vergebens...