Schumacher nicht erste Wahl: Einer von sieben

Lotus-Teambesitzer Gerard Lopez erklärt, warum Schumacher nicht die erste Wahl war und warum es unfair wäre, Davide Valsecchi ins Cockpit zu setzen

(Motorsport-Total.com) - Bekanntlich ist es mit dem Kurz-Comeback von Michael Schumacher bei Lotus ja nichts geworden, doch Lotus-Inhaber Gerard Lopez hätte es interessant gefunden, wenn der Rekordweltmeister noch einmal den Rennoverall für die beiden Grands Prix in Austin und Sao Paulo angezogen hätte. "Ich bin immer noch ein großer Fan der Formel 1, und als Fan wäre es sehr interessant gewesen", erklärt der Luxemburger gegenüber 'Autosport'.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher stand doch nicht ganz oben auf der Liste von Lotus Zoom

"Ich weiß nicht, ob er es ernsthaft in Erwägung gezogen hat und ich weiß nicht, ob wir es ernst gemeint haben, aber wir dachten, dass wir ihn mal anrufen sollten", erklärt Lopez das Interesse von Lotus am Kerpener. Doch Schumacher entschied sich dagegen, Kimi Räikkönen für zwei Rennen lang zu ersetzen, weswegen nicht nur Lopez seine Neugier über die potenzielle Leistung weiter in sich tragen muss - wie auch viele andere Fans.

Dass man unbedingt an erster Stelle Schumacher haben wollte, bestreitet der Teambesitzer aber: "Er war auf einer Liste von sieben Personen - mehr nicht. Es wäre spaßig geworden - vielleicht", sagt er. Sein besonderer Pluspunkt sei letzten Endes die Erfahrung von 306 Grands Prix gewesen, dennoch wollte man ihn nicht unter jeden Umständen haben, so Lopez: "Er wurde nicht höher oder niedriger als Heikki eingeschätzt, aber wir haben verschiedene Leute angerufen, um zu sehen, wer wo war und wie sie dazu stehen."

Valsecchi-Einsatz unfair

Am Ende hat Heikki Kovalainen den Zuschlag bekommen und sich gegen seine sechs Konkurrenten durchgesetzt. Laut Berichten seien dies neben Schumacher und Kovalainen auch Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado, Rubens Barrichello, Kamui Kobayashi und Davide Valsecchi gewesen. Während beispielsweise Nico Hülkenberg aus eigenen Stücken abgesagt hat und weiter bei Sauber fährt, war es in anderen Fällen das Team, das sich gegen einen Kandidaten entschieden hat.

So hätte Testpilot Davide Valsecchi sicherlich ohne zu zögern zugestimmt, doch das Team senkte für sein Grand-Prix-Debüt die Daumen. Laut Lopez wäre es nämlich unfair gewesen, wenn man den Italiener in dieser Drucksituation ins kalte Wasser geworfen hätte - wie Jerome d'Ambrosio im vergangenen Jahr. "Wenn wir bei Rennen zehn oder elf gewesen wären, dann wäre er für ein, zwei, drei oder vier Rennen im Auto, weil er es verdient zu fahren."

Formel-1-Debüt wie Alkohol

Davide Valsecchi

Zerknirscht: Davide Valsecchi muss weiter auf sein Grand-Prix-Debüt warten Zoom

"Aber wir wussten, dass es für ihn nicht gut gewesen wäre, bei den letzten beiden Rennen einzusteigen, wenn man gegen Ferrari kämpft", erklärt Lopez und veranschaulicht es an einem Beispiel eines normalen Jungen: "Man möchte einen Drink haben, obwohl man weiß, dass es nicht gut für einen ist und obwohl die Eltern sagen, dass es nicht gut für einen ist - aber trotzdem möchte man", blickt der Luxemburger in Richtung Alkohol.

Er kann total verstehen, dass der GP2-Meister unbedingt fahren möchte, doch ein Einsatz sei einfach - so seltsam es klingt - unfair ihm selbst gegenüber: "Er verdient es zu fahren, aber er verdient es nicht, in die Position gebracht zu werden, wo er uns an die dritte WM-Position bringen muss." Darum ging die Entscheidung zum Schluss in Richtung Heikki Kovalainen: "Seine Fahrpraxis gab den Ausschlag."