Sackgasse McLaren: Perez hadert mit Umständen

Seine eigenen Leistungen bewertet Sergio Perez in diesem Jahr gut, dass er trotzdem nicht an Bord bleiben darf, schiebt er auf die schlechten Umstände

(Motorsport-Total.com) - Klarer Fall von Pech gehabt: Sergio Perez kam, wie er selbst sagt, "zum schlechtesten Zeitpunkt" zu McLaren und muss das Team nach nur einer Saison wieder verlassen. Vor einem Jahr galt der Mexikaner noch als einer der größten Formel-1-Hoffnungen, doch mittlerweile wäre es wohl ein großer Kraftakt, wenn er sich für 2014 überhaupt noch in der Königsklasse halten kann, denn die späte Entscheidung von McLaren hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Was nun? Sergio Perez wurde von der McLaren-Entscheidung kalt erwischt Zoom

Überhaupt stand die Ehe zwischen Perez und McLaren unter keinem guten Stern. Überhastet verpflichtete man den 23-Jährigen als Nachfolger von Lewis Hamilton, dessen Fußstapfen eindeutig noch eine Nummer zu groß für den Mexikaner waren, doch bis auf einen fünften Platz sorgte "Checo" eher für angespannte Gesichter in der Box. Auch Perez hatte sich von seinem Wechsel von Sauber zu den Chrompfeilen mehr ausgerechnet.

Um Siege und den Titel wollte er kämpfen, doch der MP4-28 schaffte nicht einmal einen müden Podestplatz. "Als ich zu McLaren kam, habe ich nicht erwartet, weniger als die Hälfte der Punkte zu haben, als mit Sauber im Vorjahr. Man kann sich vorstellen, wie enttäuscht ich bin", sagt der Mann aus Guadalajara vor dem Großen Preis der USA. Angesichts der Graupe von Wagen hält er seine Leistung in diesem Jahr für ziemlich gut.

Eigene Interessen vernachlässigt

"Man muss einfach auf die Ergebnisse schauen, um zu sehen, dass das Auto wirklich schlecht war", nimmt er kein Blatt vor den Mund. Viel passieren kann ihm ja eh nicht mehr bei McLaren. "Wir sind zu jedem Rennwochenende gekommen und haben viele Dinge am Freitag ausprobiert, die wir dann am Samstag wieder geändert haben. Es hat mich viel Zeit gekostet, mich an das Team und das Auto zu gewöhnen", hadert er.


Fotos: Sergio Perez, Großer Preis der USA, Pre-Events


Hinzu kommt, dass er insbesondere zu Saisonbeginn viel für die Interessen des Teams anstatt für seine eigenen gekämpft habe. "Wir haben um gar nichts gekämpft, also habe ich viel riskiert", sagt er und spricht damit auch die Kritik an, er sei zu ungestüm gefahren. Sein Beispiel: "Für mich wäre es sehr komfortabel gewesen, in Monaco die fünfte Position zu halten, anstatt Platz vier anzugreifen." Doch so machte sich Perez mit waghalsigen Manövern ausgangs des Tunnels keine Freunde - und auch keine Punkte.

"Ich hätte auch mehr Punkte, wenn ich nicht die beiden Reifenschäden in Silverstone und Südkorea gehabt hätte", ergänzt er. Unterm Strich stehen 25 Zähler weniger als Jenson Button auf dem Papier, der mit 60 Punkten auf Rang neun der Gesamtwertung rangiert. "Das sieht ein bisschen zu viel aus", muss auch Perez zugeben, "aber in Sachen Speed waren wir ziemlich ähnlich. Wir hatten ein sehr schwieriges Auto und Jenson hat mit seiner Erfahrung mit dem Team den Unterschied gemacht."

McLaren arbeitet anders

Die mangelnde Erfahrung hat dem 23-Jährigen wohl letztendlich das Genick in dieser Saison gebrochen. An die Arbeitsweise eines Topteams musste sich der Mexikaner erst einmal gewöhnen: "Es ist ein Team, was sich sehr auf den Simulator fokussiert. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so intensiv im Simulator saß. Alle Arbeit basiert im Grunde auf dem Simulator", erzählt er über die Unterschiede zu Sauber.

Sergio Perez, Jenson Button

Häufig rieb sich der Mexikaner im teaminternen Zweikampf auf Zoom

Auch in anderen Bereichen sei McLaren ziemlich eigenartig: "In anderen Teams hat man mehr Leute, die auf die Strategie schauen, bei McLaren hat man nur sich und seinen Ingenieur", fährt er weiter fort. "Die Kommunikation mit dem Ingenieur muss wirklich großartig sein - und das entwickelt man mit der Zeit. Es ist nicht so, dass das einfach über Nacht kommt." Die Entwicklung wird nun aber jäh gebremst. Ein zweites Jahr, um das Gelernte umzusetzen, bekommt Perez nicht mehr.

Auch wenn sich sein Wechsel am Ende vielleicht als Sackgasse herausstellt, bereut "Checo" den Schritt nach Woking nicht: "Ich habe in diesem Jahr viel gelernt. Bei McLaren zu sein, macht einen zu einem besseren Fahrer", findet er. "Was sie an Technik haben, ist ziemlich beeindruckend. Ich habe einem anderen Team viel zu geben, wenn ich woanders hingehe." Zudem nimmt er es sportlich: "Wenn ich zurückblicke, dann hätte ich mir nie vorstellen können, mich mit so etwas herumschlagen zu müssen. Das Leben ist mehr als die Formel 1."